Infografik
Östliche Vorstadt: Wo Schwedens Schulen als Vorbilder dienen
Gute Schulabschlüsse, kaum Schulabbrecher, fortschrittliche Lehrkonzepte: In der Östlichen Vorstadt steht es gut um die Schulen. Dennoch gibt es Gründe für Kritik.
1 Einwohner, Schüler und Schulen in der Östlichen Vorstadt
Knapp 30.000 Menschen leben in der Östlichen Vorstadt, darunter etwa 2.160 Schüler. Sie können in ihrem Stadtteil zwischen drei öffentlichen Grundschulen wählen. Nach der vierten Klasse stehen zwei Oberschulen und ein Gymnasium bereit.
Das Bildungsressort geht in seiner Schulstandortplanung von einem moderaten Anstieg der Schülerzahlen bis 2025 in der Östlichen Vorstadt aus und plant entsprechend, die meisten Schulen um einzelne Züge zu erweitern.
Die Abiturientenquote im Stadtteil lag 2018 bei über 57 Prozent – das ist überdurchschnittlich. Der Anteil der Schüler, die die Schule ohne Abschluss verließen, lag bei rund fünf Prozent und ist vergleichsweise niedrig. Die Östliche Vorstadt steht bei Schulabschlüssen besser da als die meisten anderen Bremer Stadtteile.
Das Bremer Bildungsressort weist darauf hin, dass die Anteile der Schulabschlüsse durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Etwa im Jahr 2012 durch einen doppelten Abiturjahrgang. In jenem Jahr haben Schüler sowohl nach neun, als auch nach acht Jahren das Abitur abgelegt. Dadurch ging der Anteil der Abiturienten nach oben. Andere Faktoren können beispielsweise eine verstärkte Zuwanderung sein, aber auch Änderungen im Schulsystem und den Schulformen.
2 Probleme und Herausforderungen im Bildungsbereich
Die guten Schulabschlüsse sagen viel über die generelle Bildungssituation vor Ort aus, wie Peter Kadach, der für die CDU im Beirat der Östlichen Vorstadt sitzt, sagt: "Unser Stadtteil steht vergleichsweise gut da, dessen sind wir uns sehr bewusst", sagt er.
Dennoch hat Kadach Kritik. Es fehle insbesondere für eine erfolgreiche Inklusion an Personal, stellt der CDU-Politiker fest. So gebe es für die gesamte Oberschule an der Schaumburger Straße nur eine halbe sonderpädagogische Stelle. "Das ist natürlich viel zu wenig", sagt Kadach. Nach Angaben des Statistischen Landesamts haben 2,7 Prozent der Schüler in der Östlichen Vorstadt sonderpädagogischen Förderbedarf.
Kadach bedauert zudem, dass es sich bei dieser Oberschule um keine Ganztagsschule handelt. Auch Sona Terlohr von den Grünen will sich dafür einsetzen, dass sich das ändert. Genau wie Kadach zeigt sie sich aber grundsätzlich mit der Lage vor Ort zufrieden. Die Auswahl an Grundschulen im Stadtteil sei gut. Und mit der Gesamtschule Bremen-Mitte (GSM) verfüge die Östliche Vorstadt über eine der fortschrittlichsten Bremer Schulen schlechthin. Denn dort werde nach einem reformpädagogischen Konzept nach schwedischem Vorbild unterrichtet. "Die Schüler lernen nicht nur von den Lehrern, sondern auch voneinander", erklärt Terlohr.
Einen Kritikpunkt haben Kadach und Terlohr noch: Die Schulgebäude seien in einem schlechten Zustand. "Selbst bereits bewilligte Baumaßnahmen ziehen sich sehr hin", fasst Kadach seine Eindrücke der letzten Jahre zusammen: "Ich weiß nicht, weshalb das in Bremen immer alles so lang dauert."
3 Rahmenbedingungen und Lebensumstände
"Im Steintor und in Peterswerder wohnen viele Familien, es ist ein pulsierender Stadtteil", sagt Ortsamtsleiterin Hellena Harttung. "Die Östliche Vorstadt ist ein sehr urbanes Viertel, stark von der Nähe zur Weser geprägt, mit sehr viel kleinteiligem Einzelhandel und Kunsthandwerk." Und mit einer Bevölkerungsdichte von etwa 89 Einwohnern pro Hektar ist sie zudem dichter besiedelt als alle anderen Stadtteile Bremens. Die Mietpreise für Wohnungen in der Östlichen Vorstadt gehörten 2018 zu den höchsten im Land Bremen.
Beim Einkommen zeigt sich, dass es vielen in dem Stadtteil vergleichsweise gut geht. Laut den aktuellsten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2013 verdienten die Bewohner der Östlichen Vorstadt durchschnittlich 34.300 Euro. Im Mittel 26.600 Euro, also eine Hälfte verdiente mehr, die andere weniger.
Die Kinderarmut liegt deutlich unter dem Durchschnitt im Land Bremen. Gut zehn Prozent der unter 15-Jährigen leben von Hartz IV. Das sind weniger als in den meisten anderen Bremer Stadtteilen und auch weniger als noch vor einigen Jahren.
Eine Bevölkerungsgruppe, die häufiger als andere einkommensschwach oder von Armut bedroht ist, sind Alleinerziehende. Mit einem Anteil von 28 Prozent an allen Haushalten mit Kindern ist der Anteil im oberen Drittel. In rund sieben Prozent der Haushalte mit Kindern leben drei oder mehr Kinder.
Mit einem Klick zu jedem Stadtteil im Land
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. November 2019, 19:30 Uhr