Infografik
Lehe: Vielseitiger Stadtteil mit den meisten Schulen
Lehe ist arm und marode – so das Klischee. Tatsächlich gibt es große Unterschiede zwischen den Ortsteilen. Jeder Zehnte geht zur Schule.
1 Einwohner, Schüler und Schulen in Lehe
Lehe ist mit 38.857 Bremerhavens einwohnerstärkster Stadtteil – und hat mit 10,52 Prozent den höchsten Schüleranteil. Auch in einem anderen Punkt schlägt Lehe die anderen Bremerhavener Stadtteile: Hier gibt es mit zwölf Schulen die größte Häufung im Stadtgebiet. Es gibt sechs Grundschulen, vier Oberschulen, eine Berufsschule und eine Förderschule. Ein Gymnasium fehlt im Stadtteil.
Mit einem Abiturientenanteil von 30,3 Prozent an allen Schulabgängern im Stadtteil lag Lehe 2018 im Vergleich der Bremerhavener Stadtteile im Mittelfeld. Die meisten Schüler verließen die Schule mit dem "mittleren Bildungsabschluss".
Das Bremer Bildungsressort weist darauf hin, dass die Anteile der Schulabschlüsse durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können. Etwa im Jahr 2012 durch einen doppelten Abiturjahrgang. In jenem Jahr haben Schüler sowohl nach neun, als auch nach acht Jahren das Abitur abgelegt. Dadurch ging der Anteil der Abiturienten nach oben. Andere Faktoren können beispielsweise eine verstärkte Zuwanderung sein, aber auch Änderungen im Schulsystem und den Schulformen.
2 Herausforderungen und Probleme im Bildungsbereich
20,6 Prozent der Leher Einwohner haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Zahlreichen Schulen fielen besondere Aufgaben zu, sagt Schuldezernent Michael Frost: "Vielen Schülern, gerade mit Migrationshintergrund, fehlen Vorbilder im familiären oder sozialen Umfeld. Da müssen die Schulen einspringen." In Lehe nennt er zum Beispiel Patenschaften zur Berufsorientierung an der Leher Ernst-Reuter-Schule. Die südlichen Ortsteile Twischkamp, Goethequartier und Klushof gelten seit vielen Jahren als Ortsteile mit besonders hoher Zuwanderung. Dies schlug sich schon 2014 im überdurchschnittlichen Sprachförderbedarf nieder. Damals wurde der jüngste Cito-Sprachlerntest für Vorschulkinder durchgeführt (genaue Fallzahlen wurden hier allerdings nicht ausgewiesen). Die anderen Ortsteile schneiden besser ab als der Stadt-Durchschnitt, lediglich für Buschkämpen liegen keine Daten vor.
Sprachförderbedarf bei Vorschulkindern in Bremerhaven
3 Rahmenbedingungen und Lebensumstände in Lehe
Lehe ist ein Stadtteil mit vielen Seiten: Hier liegen Problemviertel wie Twischkamp oder das Goethequartier, aber auch bürgerliche Viertel wie das Eckernfeld oder das sehr gut situierte Speckenbüttel. "Lehe, insbesondere die Ortsteile Goethestraße und Klushof, stehen seit Jahren negativ im Fokus der Öffentlichkeit", sagt Claus Ude, Sprecher der Stadtteilkonferenz Lehe. Es finde jedoch ein innerer positiver Wandel statt, den es zu pflegen und auszuweiten gelte. Ude weiter: "Jährliche Investitionen in Millionenhöhe in den Wohnungsbestand, oft von privater Seite, Bau von Künstler- und Studentenhäusern, Investitionen in die Infrastruktur und ein sich ständig erweiterndes Netzwerk unter den Handelnden stimmen zunehmend auch die Bewohner positiv."
Trotzdem: Viele Kinder leben in einem Elternhaus mit Geldsorgen. Das kann Einfluss auf den Bildungserfolg eines Kindes haben. Der Anteil der Kinder, die in Haushalten mit Hartz-IV-Bezug leben, liegt hier bei knapp 35 Prozent und damit über dem Bremer Landesschnitt. Über alle Altersgruppen hinweg gab es hier im vergangenen Jahr 5.461 Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), das sind etwa 14 Prozent der Einwohner im Stadtteil. Es ist einer der höchsten Anteile im Vergleich der Stadtteile in Bremerhaven.
Obwohl Lehe gemeinhin als Bremerhavens Problemstadtteil gilt, steht er insgesamt nicht am schlechtesten da. Sowohl bei der Abiturquote als auch bein den Hartz-IV-Zahlen bei Kindern liegt Lehe im Mittelfeld der Bremerhavener Stadtteile. In den südlichen Ortsteilen sind die Werte aber deutlich schlechter, hier bleibt Lehe ein sozialer Brennpunkt.
Hinweis: Da für die Stadtgemeinde Bremerhaven nicht alle Zahlen kleinräumig und auf Stadtteilebene vorliegen, können einige Daten (darunter die Alleinerziehenden-Quote, das Einkommen oder familiäre Rahmenbedingungen) hier nicht dargestellt werden.
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. November 2019, 19:30 Uhr