Interview

Veranstalterin: "Wir haben uns unterstützt anstatt zu konkurrieren"

Eine junge Frau, die Maske tragend in die Kamera schaut
Bei der Arbeit: Zwar hat die Musikszene in Bremen durch Corona einige Einschränkungen, dennoch war das Jahr 2021 für Andrea Rösler gelungen. Bild: Finnigan Willem Smith | Finnigan Willem Smith

Andrea Rösler arbeitet als Projektkoordinatorin für die Musikszene in Bremen. Ihr Resümee: "Wir können uns nicht beschweren." Dennoch sieht sie Unterstützungsbedarf.

Für viele Veranstalter in der Kulturbranche war Corona ein herber Schlag: Festivals und Konzerte mussten abgesagt, Termine verschoben, Hygienekonzepte entworfen werden. Der Verein Musikszene Bremen wurde 2007 gegründet, um der Bremer Musiklandschaft neue Proberäume zu schaffen. Mittlerweile ist er aber auch bekannt als Veranstalter des Sommerhavens, Überseefestivals und WD*42. Andrea Rösler arbeitet als Projektkoordinatorin für den Verein.

Was war Ihr Höhepunkt in diesem Jahr?

Der Kultursommer war ein riesengroßer Höhepunkt. Ein Meilenstein war die Entwicklung des Freiflächenförderprogramms. Drei Millionen Euro hat der Bremer Senat für die Veranstaltungsbranche bewilligt, womit die Infrastruktur von Freiflächen und die Durchführung von Open-Air-Veranstaltungen in Bremen und Bremerhaven kofinanziert wurden. Das hat uns überhaupt ermöglicht, so einen wunderschönen Musiksommer zu veranstalten und ist in Bremen ziemlich einmalig. Diese Mittel gab es im vergangenen Jahr noch nicht.

Wir konnten dadurch unser Projekt, den Sommerhaven, durchführen. 19 Veranstaltungstage, bei denen wir auch mit anderen Veranstaltern zusammengearbeitet haben. Da gab es unter anderem so tolle Abende wie die Punkinale. Im Rahmen der Breminale haben vier Punk-Bands den Sommerhaven bespielt. Das war eine Triangle-Kooperation, die es so noch nicht gab.

Man hört sonst vor allen Dingen schlechte Nachrichten in Bezug auf Kulturveranstalter.

Tiefpunkte gab es für uns nicht wirklich. Natürlich sind viele Veranstaltungen ausgefallen und die gesamte Clubszene wurde lahmgelegt. Da kann niemand was für. Die Lage der Veranstalter wird sich wohl kaum verbessern, entsprechend hoffen wir auf weitere Unterstützung vom Bremer Senat. Denn die wirtschaftliche Situation von Veranstaltern ist trotz toller Förderprogramme schlecht. Wir mit unserem Bremischen Programm und der eigenen Fläche haben eine recht große Flexibilität, aber das sieht bei anderen Kultur-Veranstaltungen, wie der Breminale oder dem Hellseatic-Festival, anders aus. Diese brauchen wesentlich mehr Vorlauf und dringend Planungssicherheit. Noch dazu brauchen wir Menschen, die nicht abwandern aus der Kulturbranche, weil sie monatelang arbeitslos sind.

Letztendlich können wir uns als Musikszene in Bremen nicht beschweren. Ein positiver Effekt dieser Krise ist, dass die Kulturbranche viel mehr als sonst zusammengearbeitet hat. Wir haben einander unterstützt anstatt zu konkurrieren.

Gab es in diesem Jahr etwas Besonderes?

Seit Mai sind wir endlich Eigentümer des Zollamts. Fünf Jahre lang haben wir an der Standortsicherung gearbeitet. Das war für uns zwingend notwendig und verspricht uns nun Planungssicherheit. Jetzt wissen wir, wir bleiben hier und entsprechend investieren wir auch.

Und was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?

Meine Hoffnung für den Sommer 2022 ist, dass bei den kostenlosen Veranstaltungen auf Zäune verzichtet werden kann.

Autorin

  • Johanna Ewald
    Johanna Ewald Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Dezember 2021, 19:30 Uhr