Fragen & Antworten
Wie aus Schrottimmobilien in Bremerhaven attraktive Wohnungen werden
Viele Immobilien in Lehe sind heruntergekommen. Der arme Stadtteil hat nicht den besten Ruf. Doch das soll sich jetzt ändern.
Einige der eigentlich schönen Gründerzeithäuser im Bremerhavener Goethe-Quartier sehen übel aus und stehen zum Teil sogar auf der Schrottimmobilienliste der Stadt. Dagegen will die Städtische Wohnungsgesellschaft (Stäwog) etwas unternehmen: Ein Problemhaus in der Uhlandstraße soll zum Vorzeige-Objekt werden. "Klushuizen" heißt das Projekt.
Was hat die Stäwog vor und woher kommt dieser Name?
Die Stäwog hat sich die Idee in den Niederlanden abgeguckt. "Klushuizen" heißt so viel wie Bastel- oder Ausbauhaus. In Rotterdam läuft das staatlich geförderte Projekt zur Reaktivierung von Problemimmobilien bereits seit 2003. So wurden Viertel wie Lehe vor dem Verfall gerettet. Die Stadt kauft die vernachlässigten Häuser auf, kümmert sich um eine Grundsanierung und verkauft die Wohnungen dann im Rohbauzustand zu günstigen Konditionen weiter an Menschen, die sich im Gegenzug verpflichten, die Wohnungen zu renovieren. Das Projekt in Bremerhaven wird vom Land Bremen gefördert.

In welchem Zustand sind das Haus und die Wohnungen?
Die Stäwog hat das Gründerzeitobjekt in der Uhlandstraße 25 in Bremerhaven nach eigenen Angaben in einem üblen Zustand übernommen. Die leerstehenden Wohnungen waren teilweise voll mit Unrat, außerdem waren an vielen Stellen Vertäfelungen, Tapeten und Bodenbeläge herausgerissen worden. Im ersten Schritt wurde das Haus auf fünf Etagen entrümpelt und entkernt, dann wurde geprüft, welche Teile erhalten werden können, wie zum Beispiel Türen. Feuchtigkeitsschäden in Bädern und Küchen wurden beseitigt, Leitungen neu gelegt, das Dach und die Fassade erneuert. Die Wohnungen selbst sind jedoch im Rohbauzustand. Der Grundriss kann von den Käufern selbst bestimmt werden. Die Übergabepunkte für die Elektrik und die Wasser- und Sanitäranschlüsse sind aber vorhanden.
Die Wohnung ist nackt.
Sieghard Lückehe, Stäwog-Chef
Was kostet so eine Wohnung?
Die Stäwog will beim Quadratmeterpreis unter 1.500 Euro bleiben. Dafür, so verspricht Projektleiter Markus Wickmann, hätten die Käufer dann aber auch 70 Jahre Ruhe vor größeren Reparaturen.

Kann jeder die Wohnungen kaufen?
Die acht Wohnungen werden nicht an Investoren verkauft. Wer eine Wohnung mit 60 oder 66 Quadratmetern Größe haben möchte, muss sich bewerben. "Unser Ziel im Rahmen der Quartiersentwicklung ist, grundsanierte Eigentumswohnungen preiswert an Menschen zu verkaufen, die sich aktiv im – in Teilen noch immer – benachteiligten Bremerhaven-Lehe einbringen und engagieren möchten", schreibt die Stäwog. Wichtig sei auch, dass sich die Eigentümergemeinschaft verstehe. Außerdem wünscht sich die Stäwog, dass die Menschen mindestens fünf Jahre dort wohnen. Alle Interessenten müssen erklären, warum sie dort leben möchten und was sie mit dem Viertel verbinden. Die Form der Bewerbung ist offen und darf gerne kreativ sein: Auch ein Video oder Song ist denkbar, schreibt die Stäwog auf der Homepage zum Projekt klushuizen-bremerhaven.de. Eine klassische Bewerbung ist aber auch in Ordnung. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August dieses Jahres.
Muss man nicht befürchten, dass da langfristig Leute verdrängt werden, die jetzt im Viertel leben, Stichwort Gentrifizierung?
In Bremerhaven könne man ziemlich sicher sein, dass das wegen der Sozialstruktur nicht zu erwarten sei. "Es war natürlich ein Haus, was leer stand – wir kümmern uns quasi nur um leerstehende Gebäude, damit wir niemanden verdrängen, und wollen hier neue Leute reinbringen, die das Quartier dann auch beleben", sagt Stäwog-Chef Sieghard Lückehe. Es gehe darum, das Quartier zu beleben und Leute zu finden, die sich für das Viertel begeistern und sich in ihrer Nachbarschaft engagieren.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 11. Juni 2021, 10.45 Uhr