Wie Bremer Balancekünstler Slacklining über der Weser etabliert haben

Wie Bremer Balancekünstler Slacklining über der Weser etabliert haben

Bild: Radio Bremen

Sie laufen scheinbar durch die Luft, über die Weser. In Bremens Neustadt haben Slackliner damit schon die Polizei auf den Plan gerufen. Ein Balancekünstler berichtet.

Wer in den letzten Wochen mal am Werdersee Spazieren war, dem wird es aufgefallen sein: Auf der Höhe des Rotes Kreuz Krankenhauses laufen zwei Seile quer über das Wasser.

Auf der einen Seite sind sie an Platanen befestigt, auf der anderen steht eine meterhohe Traverse. In elf Metern Höhe spannen die beiden zwei und 2,5 Zentimeter breiten und jeweils 70 Meter langen Seile über die Kleine Weser. Sie sind gekommen, um zu bleiben. Dahinter steckt der Verein Slacklining Bremen. Manik Esche ist eines von ungefähr 30 Mitgliedern.

Herr Esche, was genau ist jetzt in der Neustadt aufgebaut worden?

Im Grunde genommen ist das die weltweit erste permanente Highline – also eine Slackline in hoher Höhe –, die auch von der Stadt unterstützt ist. Wir haben die in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit den Behörden genehmigen lassen. So haben wir die Möglichkeit, die nächsten Jahre dort zu trainieren.

Es ist ja auch immer wieder im Gespräch, genau den Bereich umzubauen – gerade mit Blick auf die Platanen. Wie wird sich das dann auf die Anlage auswirken?

Wir haben im Moment eine Genehmigung, die so lange läuft, wie die Platanen stehen. Der Deich wird dann umgebaut und die Platanen werden höchstwahrscheinlich leider wegkommen. Aber an an denselben Stellen würden für uns Pfosten hingestellt.

Wie kam da der erste Kontakt zustande?

Mitte 2020 hatten wir ein paar Mal eine 70 Meter lange Line am Teerhof hängen. Das haben Bürger gesehen und die Polizei gerufen, weil sie dachten, da passiert was Schlimmes – so drei, vier mal kam das vor.

Die Polizei war immer sehr freundlich, aber irgendwann haben sie gesagt, dass wir uns mal um einen Genehmigungsprozess kümmern sollen. Anfang 2021 ist das Ordnungsamt auf uns zugekommen und hat alle Beteiligten, die da involviert sind – also Polizei, Feuerwehr, Beirat, den Ortsamtsleiter, Grünamt – an einen Tisch geholt. Dann wurde der Verein auch zum festen Ansprechpartner für die.

Der Genehmigungsprozess für konkret diese Anlage am Rotes Kreuz Krankenhaus ist Ende 2023 losgegangen. Seitdem hab ich mich da richtig reingehängt.

Viele haben Sie bestimmt auch gesehen, als Sie Ihre Slacklines über die beiden Türme des Bremer Doms gespannt haben. Wie kam es eigentlich dazu?

Vor vier Jahren wurden wir ursprünglich angefragt, ob wir zu einer Literatur-Performance, die beim Open Space stattgefunden hat, was machen möchten. Das war aber noch nicht oben auf dem Dom. Im nächsten Jahr hat dann einer von uns vor der Kirche gestanden und gesagt: Diese beiden Türme müsste man mal mit einer Highline verbinden. Und dann sind wir einfach reingegangen und haben mit dem Küster gesprochen. Der hat das mit den Verantwortlichen abgesprochen und die haben wenige Tage später gesagt: Könnt ihr machen, macht nichts kaputt. Und ein paar Tage später hing die Line.

Sind Sie eigentlich gesichert, wenn Sie in elf Metern Höhe balancieren?

Wir sind gesichert mit einem Klettergurt und der ist mit einem Seil an der Line befestigt. Wenn man runterfällt, hängt man also einfach ein Stückchen unter der Line. Dann klettert man wieder rauf und kann weitermachen. Sollten mal alle Stricke reißen, dann gibt es immer noch eine Backup-Line, die einen dann auffängt.

Wenn jemand Lust hat, das auch mal auszuprobieren, wie läuft das ab?

Der einfachste Weg wäre, dass man uns über unsere Website slacklinebremen.de kontaktiert. Die andere Variante ist: Man kommt einfach mal bei den Lines vorbei. Nachmittags sind eigentlich immer Leute da. Es gibt immer eine Möglichkeit, mit jemandem, der erfahren ist, kostenlos mitzugehen.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Ich persönlich würde gerne die erste deutsche Meisterschaft im Freestyle nach Bremen holen. Freestyle ist Highline, aber eben mit Tricks. Das ist so ein bisschen eine Kombination aus Reck, Turnen und Trampolinspringen, könnte man sagen. Es gab bisher nur internationale Wettkämpfe, weil die Szene so winzig ist. Und es wird langsam Zeit, mal in Deutschland den ersten nationalen Cup auszurichten und es wäre cool, das in Bremen zu machen.