Kann Bremen mehr sein als nur ein "Ausbildungsort" für Sport-Talente?
Die Trainingsbedingungen sind in Bremen oft alles andere als ideal. Für Abhilfe soll die Galopprennbahn sorgen, auf der ein Zentrum für Leistungssportler entstehen könnte.
Mal fällt das Licht aus, mal die Heizung und von der Decke tropft es: Obwohl die Trainingsbedingungen in Bremen alles andere als ideal sind, ist der Grün-Gold Club (GGC) im Tanzsport das Maß aller Dinge. Trotz maroder Übungshallen zeigen die Lateintänzer regelmäßig Top-Leistungen, sind aktuell sowohl Deutscher Meister sowie Europameister als auch Weltmeister. Erfolge, die nicht nur allein den Verein schmücken. "Wir sind ein Botschafter für Bremen", sagt GGC-Vorsitzender Jens Steinmann zu buten un binnen.
Ungeachtet ihrer zahlreichen Titel sind die Schützlinge von Trainer Roberto Albanese keine Profis. Formationstanz gehört nicht zu den olympischen Sportarten, erfährt daher kaum finanzielle Unterstützung. Und wenngleich der GGC seine Heimat auf großer Bühne immer wieder glanzvoll vertritt, fällt der Support in Bremen überschaubar aus. "Es hört immer an der Stelle auf, wenn es darum geht, uns zu fördern", sagt Steinmann.
Leistungssportförderung aus Bremen gibt es für unsere Sportart nicht.
GGC-Vorsitzender Jens Steinmann zu buten un binnen
Viele Talente aus Bremen schaffen außerhalb den Durchbruch
Bremen zu verlassen und woanders nach besseren Bedingungen zu suchen, ist jedoch für den GGC keine Option – schon allein wegen der traditionellen Verwurzelung des Vereins in der Stadt. Bei anderen Spitzenathletinnen und -athleten aus Bremen ist das ab und an jedoch der Fall: Immer wieder zieht es manche Talente in die Ferne. Dort, wo bessere Voraussetzungen vorherrschen, erklimmen sie dann die nächste Stufe der Karriereleiter. Alles in allem sei Bremen aber "ein solider Ausbildungsstandort", sagt Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne)
Wir sind ein Bundesland, in dem junge Talente hervortreten können, die aber dann die Stützpunkte mit den Bundestrainern aufsuchen.
Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) zu buten un binnen
Jüngstes Beispiel dafür ist die Turnerin Karina Schönmaier, die vor Kurzem an den Bundesstützpunkt nach Chemnitz gewechselt ist. In Bremen hatte die Nationalturnerin unter teils widrigen Bedingungen trainiert. "Dass sie aus einer offenen Tür heraus Anlauf für ihre Sprünge nehmen musste, das geht natürlich nicht", sagt Eva Quante-Brandt, Präsidentin des Landessportbundes (LSB). Zugleich betont auch sie: "Wir sind da, um die Leute auszubilden, sodass sie in andere Kader übernommen werden."
Dass sie (Karina Schönmaier, Anm. d. Red.) nach Chemnitz gegangen ist, ist für uns super, weil sie eine tolle Botschafterin für Bremen ist.
Eva Quante-Brandt, Präsidentin des Landessportbundes, zu buten un binnen
Eine Sportevent-Halle auf der Galopprennbahn?
Angesichts kaputter Hallen und teils mangelnder Trainingsqualität ist allerdings sowohl der LSB-Präsidentin als auch der Sportsenatorin klar, dass sich im Leistungssport etwas ändern muss. Inzwischen kursiert in Bremen daher die Idee, auf der ehemaligen Galopprennbahn ein Zentrum für Leistungssport zu errichten. "Für uns ist das eine ganz wichtige Sportentwicklungsfläche", betont Stahmann. Perspektivisch soll in der Vahr auf hohem Niveau trainiert und gespielt werden. "Mittelfristig ist es aus meiner Sicht von zentraler Bedeutung, dass wir die Galopprennbahn kriegen", sagt auch Quante-Brandt.
Es gilt, in einem gemeinsamen Hauruckverfahren einen neuen Leuchtturm für die Sportstätten-Entwicklung in Bremen zu etablieren.
Eva Quante-Brandt, Präsidentin des Landessportbundes, zu buten un binnen
Vorgesehen ist auf dem Gelände ebenso eine Eventhalle, die Platz für bis zu 2.500 Zuschauerinnen und Zuschauer bieten soll. "Eine solche Halle fehlt bisher in Bremen", betont Stahmann. In der Halle sollen demnach alle möglichen Bremer Sportvereine von Handball bis Basketball, aber auch Tänzer und Trampolinspringer ihre Spiele und Wettkämpfe austragen können.
Hinter dem geplanten Projekt stehen allerdings noch zahlreiche Fragezeichen: Wie teuer die Bauten werden und ab wann gebaut werden kann – all das ist noch weitgehend offen. Mit einem zweistelligen Millionen-Betrag müsste man aber schon rechnen, vermutet Quante-Brandt. Stahmann hingegen geht davon, dass bis zu einer "Realisierungsreife" noch vier oder fünf Jahre vergehen könnten. Bremens Sportsenatorin ist jedoch guter Dinge, dass es zu einer Umsetzung des Vorhabens kommt.
Da es eine Sportfläche ist, haben wir über das Sportentwicklungsgesetz gute Chancen.
Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) zu buten un binnen
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 15. Februar 2023, 18:06 Uhr