Aufstieg und Abschied: So blickt Bremens Trainer des Jahres auf 2022
Mit dem Bremer SV schaffte Benjamin Eta in diesem Jahr den Sprung in die Regionalliga, ehe er ging. Bald will Bremens amtierender Trainer des Jahres wieder ein Team übernehmen.
Wenn Benjamin Eta am Panzenberg vorbeischaut, wird er weiterhin gefeiert. "Benni Eta, du bist der beste Mann" stimmen die Fans des Bremer SV an, wenn sie ihren Ex-Coach erblicken. "Das ist mir in dem Moment ein bisschen unangenehm", erzählt Eta im Gespräch mit buten un binnen. "Aber es freut mich innerlich natürlich auch, weil sie nicht vergessen haben, was wir gemeinsam geschafft haben."
Fünfmal war der Klub zwischen 2014 und 2019 in der Aufstiegsrunde gescheitert, ehe es in diesem Jahr endlich mit dem Aufstieg in die Regionalliga geklappt hat. Mit 14 Punkten Vorsprung schnappte der BSV sich vor dem Brinkumer SV die Meisterschaft in der Bremen-Liga. Im Anschluss setzten die Waller sich dieses Mal auch in der Aufstiegsrunde durch. Zum Auftakt verlor das Team zwar noch mit 1:2 bei Kickers Emden, doch durch ein 2:1 gegen den SV Todesfelde und ein 3:1 gegen Concordia Hamburg wurde der Sprung in die 4. Liga endlich klargemacht.
Etas Absschied stand vorzeitig fest
Das Abenteuer Regionalliga trat die Mannschaft im Sommer jedoch ohne Eta an. Schon Ende April verkündeten der BSV und er, dass sich die Wege nach der Saison trennen werden. Der Grund: Eta wollte nur weitermachen, wenn am Ende der Aufstieg gelingen sollte. Der Klub bestand jedoch auf frühzeitige Planungssicherheit. "Ich hätte mir zu dem Zeitpunkt gewünscht, dass wir erstmal abwarten, ob wir aufsteigen oder nicht", blickt Eta auf das Frühjahr zurück. Häufig musste er seitdem die Frage beantworten, ob er sich nicht letztlich verzockt habe. Schließlich spielt sein Ex-Team nun in der 4. Liga und er hat noch bei keinem neuen Klub angeheuert. Dies sieht der 42-Jährige jedoch anders.
Es war eine wunderschöne und erfolgreiche Zeit für mich den Bremer SV und mich. Aber es war auch genau der richtige Moment dafür, dass es nicht mehr weitergeht und sowohl der Verein als auch ich einen anderen Weg gehen.
Benjamin Eta
"Absolut geiler Traditionsverein"
Neben dem Aufstieg holte Eta mit den Wallern in seinen zwei Jahren als Coach auch zweimal den Bremer Pokal. Im Mai wurde er zudem als Bremens "Trainer des Jahres" ausgezeichnet. Das Verhältnis zum BSV, berichtet er, sei weiterhin gut. Den Klub bezeichnet er als "absolut geilen Traditionsverein mit einem geilen Stadion und cooler Fankulisse". Mir dem Sportlichen Leiter Ralf Voigt telefoniert er weiterhin regelmäßig. Mit Lamine Diop hat er seit seinem Abschied schon Golf gespielt und mit Kapitän Alexander Arnhold stand er gemeinsam auf dem Tennisplatz.
Nach dem Ende beim BSV, so Eta, sei es ganz gut gewesen, nach insgesamt sechs Jahren als Cheftrainer mal über etwas mehr freie Zeit zu verfügen. Ganz ohne Fußball geht es bei ihm jedoch nicht. Seine Fußballschule betreibt Eta weiterhin. Bereits im Sommer hospitierte er zusammen mit seiner Ehefrau Marie-Louise im Zillertal bei den Trainingslagern von Bayer Leverkusen und Union Berlin. Eindrücke sammelte er ebenfalls bei der U23 des Hamburger SV, mit deren Trainer Pit Reimers er befreundet ist. Als Freundschaftsdienst unterstützte er wiederum zuletzt bis zur Winterpause einen Freund, der die B-Jugend des TuS Schwachhausen trainiert. Anfang Januar soll es nun nach Marbella gehen, um in den Trainingslagern des VfB Stuttgart und des FSV Mainz 05 zu hospitieren.
Besuch bei Nagelsmann ist weiterhin angedacht
Geplant ist auch die baldige Rückkehr in den Job des Cheftrainers. "Jetzt kribbelt es langsam wieder. Ich habe auf jeden Fall Lust, wieder eine Mannschaft zu übernehmen." Das Projekt muss für ihm jedoch passen. Der Klub, erklärt er, könne auch ein Oberligist sein, sofern die Perspektive passe. Ein Engagement bei einem Fünftligisten aus Bremen oder der näheren Umgebung schließt er jedoch aus. "Am meisten reizt mich der Süden", sagt er.
Einige Anfragen aus der Oberliga und der Regionalliga soll es bereits gegeben haben. Auch ein vorzeitige Wegzug aus Bremen ist ein Thema. Seine Ehefrau arbeitet beim DFB im Trainerstab der Nationalmannschaft der U17-Juniorinnen und ist daher ebenfalls nicht mehr darauf angewiesen, an der Weser zu leben. Derzeit absolviert sie zudem ihr Pro-Lizenz und traf im Rahmen dessen auch bereits Julian Nagelsmann aufeinander. Der Coach des FC Bayern lud Eta bereits nach der Partie im DFB-Pokal im August 2021 dazu ein, einmal bei ihm in München zu hospitieren. "Ich hoffe, dass das bald nochmal klappt", so Eta.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 6. Juni 2022, 18 Uhr