2 von 3 Sporthallen sind marode – was tut Bremen dagegen?

Die Dreifachsporthalle Obervieland

Zwei von drei Sporthallen sind marode – was tut Bremen dagegen?

Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Viele alte Hallen stehen wenig frischem Geld gegenüber: Der Landessportbund meldet alarmierende Zahlen. Der Sanierungsbedarf beläuft sich auf 56 Millionen Euro – nur in Bremen.

177 Hallen für 378 Vereine. Zwölf davon sind nicht nutzbar. "Das ist unterdurchschnittlich", sagt Nils Ruttmann, neuer Vize-Präsident des Landessportbunds Bremen und damit zuständig für Infrastruktur. Um die Situation zu verbessern, setzt er auf Runde Tische mit vielen Stühlen – auch für private Geldgeber.

Auch wenn es Landessportbund (LSB) heißt – der eingetragene Verein kümmert sich "nur" um die Belegung von 177 Sporthallen im Bremer Stadtgebiet. Dort dürfte es gut und gerne noch 45 weitere Hallen geben, die direkt vom Sportamt, der Bildungsbehörde oder Vereinen betrieben werden, sagt der LSB.

In zwei Drittel der Hallen gibt es Sanierungsbedarf

In Bremerhaven läuft die komplette Hallenbelegung über das Amt für Sport und Freizeit. Leiter Stefan Axmann spricht von rund 50 Hallen. Im Land Bremen dürften es also rund 270 Sporthallen sein, die alle in Schuss gehalten werden müssen.

Um zwei Drittel der Hallen machen sich die Belegungsmanager aufgrund der Rückmeldungen, die sie von Vereinen bekommen, Sorgen. In ihnen sehen sie Sanierungsbedarf.

Doch das Geld, das in den kommunalen Haushalten Bremens und Bremerhavens dafür bereit gestellt wird, ist nur ein Bruchteil der benötigten Beträge. Dementsprechend müssen Missstände über Wochen, Monate und Jahre hingenommen werden.

Wenn es gut läuft, bekommen Hallen für konkrete Vorhaben große Fördersummen des Bundes zugeteilt. So ist es beispielsweise bei der Sanierung der Walter-Kolb-Halle in Bremerhaven. Die rund 60 Jahre alte Halle ist sieben Tage die Woche ausgelastet und hat immer wieder Probleme mit Bodenfeuchte.

Duschen und Toiletten aus dem letzten Jahrtausend

Auch die Sanitäranlagen sind gruselig – so hat es Stefan Axmann, Leiter des Bremerhavener Sportamts, zumindest in Facebook-Kommentaren gelesen und ja, weder die Toiletten noch alle Duschen sind in einem guten, aktuellen Zustand.

Für die alten Duscharmaturen gibt es gar keine Ersatzteile mehr. Zum Glück ist unser Hausmeister Klempner und kann reparieren.

Stefan Axmann, Amt für Sport und Freizeit in Bremerhaven

Auch an Notausgangstüren hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Es fehlt eine Lüftungsanlage und die Tore zum Sportgerätelager sind gesperrt, weil sie nicht mehr zulässig sind und deshalb gefährlich. Bis die Sanierung startet vergeht noch gut ein Jahr. So lange ist Geduld und Kreativität gefragt.

Wassereinbruch bei Regenschauer

Die Dreifachsporthalle Obervieland hat schon seit Jahrzehnten Probleme mit Wassereinbrüchen, sagt Tobias Bader, Sportfachleiter des Gymnasiums Links der Weser und zeigt auf große Flecken an Wänden und Decke. Es ist viel gemacht und versucht worden: Größere Kanalrohre, häufigere Reinigung der Dachrinnen – doch als es plötzlich einen kräftigen Schauer gibt, wird es nicht nur laut in der Halle. Es tropft auch Wasser mitten in der Halle auf den Boden, auf etwa acht Quadratmetern Fläche.

Glücklicherweise ist auch hier die Sanierung in trockenen Tüchern, soll mit Beginn der Sommerferien starten. Für die Handballer des ATSV Habenhausen werden schon die Zeugnisferien Anfang Februar herbeigesehnt. Denn dann sollen die beiden großen Trennvorhänge repariert werden, die seit Wochen wegen gerissener Bänder aus Sicherheitsgründen unten bleiben müssen.

Ich bin einfach nur enttäuscht darüber, dass der Sport und Leistungssport anscheinend nicht den Stellenwert in Bremen hat, den er meines Erachtens haben müsste.

Alexander Svoboda, Vorstand ATSV Habenhausen

Auch die Latein-Formation des Grün-Gold-Clubs Bremen trainiert hier in der Halle. Im Zuge der Sanierung hätte sich die Schule geänderte Umkleiden gewünscht, um neue Bewegungsräume zu schaffen. Es darf allerdings nur im Bestand saniert werden, heißt es in den Fördermittelvorgaben der Senatorischen Behörde.

Sanierungsbedarf alleine in Bremen liegt bei 56 Millionen Euro

Der Sanierungsbedarf liegt allein für die Sporthallen in der Stadt Bremen bei 56 Millionen Euro. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Grünen hervor, in der es auch heißt: "Der weitaus überwiegende Teil des Bremer Sporthallenbestandes ist mindestens 40 Jahre alt (...) aber auch Vorkriegsbauten sind elementarer Bestandteil des Sportgebäude-Portfolios."

Hoffnungsschimmer und manchmal, wie in Bremerhaven-Geestemünde nach massivem Schimmelbefall und Abriss einer Halle auch die letzte Option, sind Sporthallen-Neubauten. Bestenfalls im Zuge von geförderten Schulneubauten.

Fallen Hallen weg, wird es eng für Sportler

Glücklicherweise können die allermeisten Sporthallenwünsche erfüllt werden, auch wenn Gruppen dann mal weitere Wege zurücklegen müssen.

Doch fällt eine Halle weg, und sei es nur wegen der lang ersehnten, umfangreichen Sanierung, wird es eng, sagt Stefan Axmann vom Sportamt Bremerhaven.

Nils Ruttmann kann bei Bremens Sporthallen nur den Mangel verwalten

Bild: Radio Bremen
  • So modern ist die neue Bremer Super-Sporthalle

    Die modernste Halle im Norden steht in Bremen an der Oberschule Ronzelenstraße. Ein großer Gewinn für Bremens sportliche Infrastruktur.

Autor

  • Zu sehen ist ein Porträtfoto von Mario Neumann. Blaue Augen, relativ kurze, dunkelblonde Haare. Er hat die Arme verschränkt und lächelt.
    Mario Neumann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 29. Januar 2024, 7:40 Uhr