Tischtennis-Star Ovtcharov siegt – aber Werder ist im Pokal-Halbfinale

Bild: Imago | Patrick Wichmann

Das Bremer Team um Topspieler Mattias Falck hat die kleine Sensation geschafft und den großen Favoriten Fulda mit Dimitrij Ovtcharov mit 3:2 aus dem Pokal geworfen.

Am Ende war es plötzlich ziemlich ruhig in der Sporthalle von Fulda. Die Zuschauer hatten sich eine Gala von ihrem Tischtennis-Star Dimitrij Ovtcharov erhofft, der den großen Favoriten gegen Werder Bremen ins Pokal-Halbfinale führen sollte. Und das schien ja erwartbar, schließlich hatten die Bremer vor kaum zwei Wochen eine herbe 0:3-Klatsche gegen Fulda in der Bundesliga kassiert. Und da war Ovtcharov nicht mal dabei.

Doch am späten Dienstagabend waren es die Werder-Spieler, die ihren furiosen 3:2-Coup lautstark bejubelten und ihre Freude über den ersten Einzug ins Pokal-Halbfinale seit sechs Jahren durch die schockierte Halle brüllten.

Ovtcharov gewinnt zweimal – aber vergeblich

Das Tischtennis-Team von Werder Bremen mit Kirill Gerassimenko, Trainer Cristian Tamas, Marcelo Aguirre, Mattias Falck und Andrej Putuntica bejubelt den Einzug ins Pokal-Halbfinale.
Werder-Jubel: Kirill Gerassimenko (von links), Trainer Cristian Tamas, Marcelo Aguirre, Mattias Falck und Andrej Putuntica nach dem Sieg in Fulda. Bild: Werder Bremen

Werder-Trainer Cristian Tamas wollte in Fulda den Überraschungseffekt nutzen – und das war ihm auf beeindruckende Weise gelungen.

"Vor allem wollten wir unbedingt die Revanche", betonte Tamas gegenüber buten un binnen, "dieses 0:3 in der Liga vor zwei Wochen hat uns richtig weh getan."

Und so kam Werder im Pokal-Duell mit einer überraschenden Aufstellung und extrem motivierten Spielern daher.

Wir sind fest davon ausgegangen, sie würden Gerassimenko als Nummer eins einsetzen und Falck im Doppel. Die Bremer haben sehr gut gespielt und verdient gewonnen. Meine zwei Punkte bringen heute nichts.

Fuldas Tischtennis-Star Dimitrij Ovtcharov bei Dyn

Doch Tamas hatte Mattias Falck als Nummer eins eingesetzt, Neuzugang Andrej Putuntica als zwei und Kirill Gerassimenko als drei. Alle drei lieferten sehr starke Auftritte ab, kein Vergleich mit der Leistung von vor zwei Wochen. Putuntica bot Ovtcharov zum Auftakt beachtlich Paroli, konnte aber nur den ersten Satz gewinnen.

Werder geht mit 2:1 in Führung

Der 36-jährige Ovtcharov ist derzeit Weltranglisten-18. und hält mit seinen insgesamt sechs olympischen Medaillen weiterhin den Rekord im Tischtennis. Dass er sich am Ende einer sehr langen Saison "müde und ausgepowert" fühlte, war ihm zwar anzumerken, doch ein Ausnahmespieler wie er beißt in so wichtigen Spielen wie diesen nochmal.

Falck hatte im zweiten Match den gefährlichen Taiwanesen Kao Cheng-Jui mit 3:0 komplett im Griff gehabt und auch Gerassimenko steigerte sich nach verlorenem ersten Satz gegen Fanbo Meng zu einem ungefährdeten 3:1-Sieg. Werder lag nun mit 2:1 vorne, die Unruhe in der Halle war spürbar. Falck konnte nun im Topduell gegen Ovtcharov den Halbfinaleinzug klar machen – und beide lieferte ein Tischtennisspektakel vom Feinsten.

Weltklasse-Duell zwischen Ovtcharov und Falck

Fuldas Tischtennis-Star Dimitrij Ovtcharov beobachtet konzentriert den Ball, den er beim Aufschlag in die Luft geworfen hat.
Dimitrij Ovtcharov gewann seine beiden Einzel – Fulda unterlag Werder dennoch mit 2:3. Bild: Imago | Revierfoto

Nach 1:1 in den Sätzen schaukelten sich die beiden früheren Top-Ten-Spieler immer weiter hoch. Mit 13:11 konnte sich Falck den dritten Durchgang schnappen, im vierten und fünften zeigten sie Ballwechsel auf absolutem Weltklasse-Niveau. Beide hätten diesen Krimi gewinnen können und den Sieg verdient gehabt. Ovtcharov hatte das Quäntchen mehr Glück und gewann knapp mit 11:8. "Mattias hat unfassbar gut gespielt", lobte Tamas dennoch, "das war einfach super."

So aber stand es 2:2 und das Doppel musste diesen Pokal-Krimi entscheiden. Falck, als ehemaliger Welt- und Europameister im Doppel durfte als Nummer eins nicht ran. Als Tamas mit seinem Aufstellungszettel zum Schiedsrichter-Pult ging, erntete er erstmal ungläubige Blicke von seinem Trainerkollegen Qing Yu Meng. "Der war ganz überrascht und fragte, was ich mir der Aufstellung wollte", meinte Tamas.

"Eine unfassbare Leistung von den Jungs"

Doch er hatte genau richtig entschieden und Fulda erneut überrumpelt. Gerassimenko und Putuntica spielten ein furioses Doppel gegen Fanbo Meng und Kao. Zwar benötigten sie am Ende sieben Matchbälle, doch dieser 3:0-Sieg war eine echte Demonstration. "Ich habe nicht gedacht, dass Kirill und Andrej so gut spielen", musste Ovtcharov hinterher eingestehen, "Werder ist ein echtes Top-Team und hat mit Mattias einen absoluten Führungsspieler. Und am Ende bieten sie noch ein bärenstarkes Doppel auf. Wow."

Bei Werder war die Erleichterung so groß wie die Freude: "Im sechsten Anlauf hat es jetzt endlich mit dem Final Four geklappt", sagte Falck gegenüber buten un binnen, "ich könnte gerade nicht glücklicher sein. Was für eine Leistung von jedem Einzelnen im Team. Das werden wir heute Abend feiern." Auch Trainer Tamas war nach dem packenden Pokal-Krimi in Feierlaune.

Ich bin froh, dass der Plan heute aufgegangen ist. Es war eine unfassbare Leistung von den Jungs. Wenn wir so spielen, sind wir für jede Mannschaft gefährlich.

Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen

Das Pokal-Halbfinale, das sogenannte Final-Four-Turnier, findet am 4. Januar 2025 in Neu-Ulm statt. Dort wird der Pokalsieger ermittelt. Qualifiziert haben sich neben Werder Bremen schon Ochsenhausen und Bad Homburg. Saarbrücken und Köln kämpfen noch um den vierten und letzten Startplatz.

TTC Rhönsprudel Fulda-Maberzell – SV Werder Bremen 2:3

Dimitrij Ovtcharov – Andrei Putuntica 3:1 (11:13, 11:4, 11:9, 11:6)
Cheng-Jui Kao – Mattias Falck 0:3 (9:11, 9:11, 6:11)
Fanbo Meng – Kirill Gerassimenko 1:3 (11:8, 10:12, 6:11, 5:11)
Dimitrij Ovtcharov – Mattias Falck 3:2 (5:11, 11:5, 11:13, 11:7, 11:8)
Meng/Kao – Gerassimenko/Putuntica 0:3 (10:12, 6:11, 10:12)

Spielplan

Datum Uhrzeit Heim Gast Ergebnis
12.12.2024 19:00 Uhr
TTC Zugbrücke Grenzau Grenzau
Post SV Mühlhausen Mühlhausen
Ergebnis: 2 zu 3
19.12.2024 19:00 Uhr
ASV Grünwettersbach Grünwettersbach
TTF Liebherr Ochsenhausen Ochsenhausen
Ergebnis: 3 zu 2
20.12.2024 19:00 Uhr
OE Bad Homburg 1987 Bad Homburg
SV Werder Bremen Bremen
Ergebnis: 2 zu 3
21.12.2024 17:30 Uhr
TSV Bad Königshofen Bad Königshofen
TTC Schwalbe Bergneustadt Bergneustadt
Ergebnis: 3 zu 1
22.12.2024 15:30 Uhr
Borussia Düsseldorf Düsseldorf
Borussia Dortmund Dortmund TT
Ergebnis: 3 zu 1
22.12.2024 17:00 Uhr
1. FC Saarbrücken Saarbrücken
TTC Fulda-Maberzell Fulda-Maberzell
Ergebnis: 3 zu 1

Tabelle

# Mannschaft Begegnungen Siege Niederlagen Spiele Differenz Punkte
1
Borussia Düsseldorf Düsseldorf
11 9 2 28:14 14 18 : 4
2
TTC Fulda-Maberzell Fulda-Maberzell
11 8 3 28:16 12 16 : 6
3
TTF Liebherr Ochsenhausen Ochsenhausen
11 7 4 26:19 7 14 : 8
4
TSV Bad Königshofen Bad Königshofen
11 7 4 27:20 7 14 : 8
5
1. FC Saarbrücken Saarbrücken
11 6 5 25:23 2 12 : 10
6
SV Werder Bremen Bremen
11 6 5 25:23 2 12 : 10
7
ASV Grünwettersbach Grünwettersbach
11 6 5 22:25 -3 12 : 10
8
TTC Schwalbe Bergneustadt Bergneustadt
11 5 6 23:23 0 10 : 12
9
Borussia Dortmund Dortmund TT
11 4 7 21:25 -4 8 : 14
10
TTC Zugbrücke Grenzau Grenzau
11 3 8 16:28 -12 6 : 16
11
Post SV Mühlhausen Mühlhausen
11 3 8 14:27 -13 6 : 16
12
OE Bad Homburg 1987 Bad Homburg
11 2 9 17:29 -12 4 : 18

Legende:

  • Playoffs
  • Abstieg

Mehr zum Tischtennis:

Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 13. November 2024, 18:06 Uhr