"Dry January": Bremer Arzt sagt, was der Verzicht auf Alkohol bringt

3 Frauen stoßen im Büro mit Sekt an.

"Dry January": Bremer Arzt sagt, was der Verzicht auf Alkohol bringt

Bild: dpa | Christin Klose

Dem Kater von Silvester folgt die Abstinenz für Wochen – doch was bewirkt der Verzicht auf Alkohol? Und gibt es aus gesundheitlicher Sicht vertretbaren Konsum? Ein Bremer Arzt klärt auf.

Neues Jahr, neue Vorsätze: Und zu den wohl häufigsten, die sich Bremerinnen und Bremer Jahr für Jahr machen, dürfte der Verzicht auf Alkohol zählen. Zumindest für einen Monat – denn der "Dry January" liegt unter anderem in den Sozialen Netzwerken im Trend.

Doch was bringt es, den Alkohol weg zu lassen? Was, den Konsum zumindest zu reduzieren? Und: Wie schädlich ist ein gelegentlicher Rausch? buten un binnen hat unter anderem den Bremer Internisten Georg Kückelmann gefragt, wann doch einmal ein Glas Sekt oder ein Bier erlaubt ist. 

Portträt von Georg Kückelmann
Der Bremer Internist Georg Kückelmann hält gelegentlichen Alkoholgenuss in kleinen Mengen für vertretbar. Bild: privat

Was geschieht, wenn man einen Monat vollständig auf Alkohol verzichtet?

Wer sonst regelmäßig Alkohol trinkt, wird sich wahrscheinlich beim Verzicht besser fühlen: besser schlafen, über mehr Energie als zuvor verfügen und vielleicht auch feststellen, dass seine Haut besser aussieht. So ist es zumindest vielen Teilnehmern einer Untersuchung der Universität Sussex in England gegangen. Einige haben während der alkoholfreien Zeit auch abgenommen. Die AOK berichtet ausführlich über die Studie.

Dass man durch Alkohol zunimmt, liegt laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nicht nur an den vielen Kalorien in alkoholhaltigen Getränken. Auch speichert eine Leber, die oft Alkohol abbauen muss, den überschüssigen Alkohol als Fett. Übergewicht und Diabetes sind mögliche Folgen.

Wer noch länger, also etwa sechs Wochen oder gar drei Monate auf Alkohol verzichtet, dessen Blutwerte werden sich verbessern – und mit ihnen die gesamte physische wie psychische Gesundheit. Denn durch den Alkoholverzicht kämen nicht nur Körper und Geist zur Ruhe. Auch merke man, dass man langfristig etwas durchhalten könne. Das sei "ein echtes Erfolgserlebnis", teilt die AOK mit.

Muss man vollständig auf Alkohol verzichten, wenn man nicht seine Gesundheit riskieren möchte?

Laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ist das so. Sie betont, dass es keinen risikofreien Alkoholkonsum gebe. Nicht ganz so sieht das der Bremer Internist Georg Kückelmann: "Alkohol gehört zu unserem täglichen Leben dazu und ist in geringen Mengen nicht schädlich." Das gelte allerdings nur für Erwachsene, die im Wesentlichen gesund sind, die kein Kind stillen und die auch nicht schwanger sind. Kinder und Jugendliche sollten keinen Alkohol trinken, so Kückelmann.

Er betont zudem, dass er unter "geringen Mengen" beispielsweise ein Glas Sekt zum Anstoßen bei einem Geburtstag oder ein Glas Bier beim Fußballgucken versteht. Größere Mengen an Alkohol dagegen seien gefährlich. Gleiches gelte für den täglichen Konsum kleiner Mengen. "Ein- bis zweimal wöchentlich reicht", so Kückelmann. Wer öfter oder gar täglich Alkohol trinke, laufe Gefahr, abhängig davon zu werden.

Was schadet der Gesundheit mehr: der tägliche Alkoholkonsum in kleinen Mengen oder ein wöchentlicher Vollrausch?

Beides sei zu vermeiden, betont Kückelmann. Allerdings sei das Suchtrisiko für Menschen, die sich wöchentlich bis zum Vollrausch betrinken, noch größer als bei Menschen, die täglich wenig Alkohol zu sich nähmen. Weitere mögliche Folgeschäden kämen hinzu: Laut Kückelmann etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzrhythmusstörungen und Schlaganfälle.

Indirekte, kaum kalkulierbare Folgen kämen hinzu: "Wer betrunken ist, verliert oft die Kontrolle über sich selbst. Dadurch steigt die Gefahr, Unfälle zu erleiden oder etwas zu machen, was einem hinterher leid tut", so Kückelmann.

Woher weiß man, wie der eigene Alkoholkonsum einzuschätzen ist?

Wer unsicher sei, wie das eigene Trinkverhalten einzuordnen sei, solle unbedingt seinen Hausarzt darauf ansprechen. "Die Bewusstmachung eines problematischen Alkoholgebrauchs ist Teil unserer Tätigkeit", betont Kückelmann. Ein Arzt, der die Lebensumstände seiner Patienten kenne, könne dabei helfen, den Konsum einzuschränken oder auf Null zu fahren. Für weitere Informationen zum Thema empfiehlt der Internist die Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

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Bild: Imago | teutopress
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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Die Vier am Morgen, 3. Januar 2024, 7.50 Uhr