Prägender Theatermacher: Bremen trauert um Michael Börgerding
Der verstorbene Intendant prägte das Theater Bremen nachhaltig. Die Stadt und die deutschsprachige Theaterlandschaft haben einen einzigartigen Theatermacher verloren.
Der Intendant des Theater Bremen, Michael Börgerding, ist tot. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren.
Zu den Stationen des in Lohne, südlich von Bremen, geborenen Theatermachers gehörten das Junge Theater Göttingen, das Schauspiel Hannover und das Hamburger Thalia Theater. Bevor Börgerding 2012 als Generalintendant ans Theater Bremen kam, leitete er die Theaterakademie Hamburg.
Börgerding hatte sich über die Jahrzehnte ein einzigartiges Netzwerk in der deutschsprachigen Theaterlandschaft aufgebaut. Viele Talente aus seinen Jahren an der Theaterakademie holte er auch nach Bremen. Im Dezember 2020 hatte der Bremer Senat seinen Vertrag vorzeitig bis zum Sommer 2027 verlängert.
Offen und experimentierfreudig
Er hat in seinen Jahren am Bremer Goetheplatz das Theater nicht nur zu allen Seiten der Stadt geöffnet, er war immer vorne mit dabei, wenn es ums Ausprobieren von zuvor undenkbaren Projekten ging. Börgerding hat seine Bühnen mit Leidenschaft allen Ideen geöffnet, die ihn überzeugt haben und so einen vielseitigen und weit über die Grenzen der Stadt beachteten Spielplan aufgestellt.
Börgerding hatte das Theater Bremen aus einer Übergangslösung heraus übernommen, in der die Spartenleiter das Haus geführt hatten, nachdem Hans-Joachim Frey nach nur zwei Jahren als Intendant des Hauses gescheitert war und nach drei Jahren die Stadt 2010 wieder verlassen hatte.
Die Tanzsparte baute er neu auf, nachdem Frey das legendäre Bremer Tanztheater zugunsten eines Mini-Ensembles in Zusammenarbeit mit dem Oldenburgischen Staatstheater aufgelöst hatte. Samir Akika wurde neuer Tanzchef und später Hauschoreograph am Theater Bremen.
Im Schauspiel, in der Oper und nicht zuletzt auch im Jungen Theater (Moks) etablierte Börgerding ein breites Spektrum von künstlerischen Handschriften. Es entstanden viele preisgekrönte Inszenierungen. Dass das Angebot des leidenschaftlich für das Theater brennenden Intendanten ziemlich gut zur Stadt Bremen passte, haben auch die Auslastungszahlen nahezu ununterbrochen bewiesen.
Talenten eine Bühne geboten
Während der Pandemie setzte Börgerding allerdings im Gegensatz zum Großteil seiner Theaterkollegen in Deutschland nicht auf ein großes Angebot an Livestreams ohne Publikum im Saal. Er setzte darauf, dass die Menschen wiederkommen, wenn alles vorbei ist. Das Publikum kam tatsächlich, aber es war ein anderes als vor der Pandemie und es hatte ein Generationswechsel stattgefunden.
Benjamin von Blomberg, Benedikt von Peter, Felix Rothenhäusler, Armin Petras und nicht zuletzt Yoel Gamzou, den Börgerding zum Generalmusikdirektor des Theaters machte, als ihm die Zeit ohne Generalmuskidirektor bei den Bremer Philharmonikern zu lang wurde, sind nur einige wenige der vielen großen Talente, denen Börgerding eine Bühne in Bremen gegeben hat, um sich zu entfalten. Die meisten sind längst weitergezogen um das, was sie in Bremen ausprobieren durften, auch anderswo zu etablieren und weiter zu verfeinern.
Michael Börgerding hat die Bühnen des Bremer Theaters für unzählig viele andere Veranstaltungen und Projekte geöffnet und sogar den Goetheplatz vor dem Theater dauerhaft zur Sommerbühne umgestalten lassen. Ihm war immer wichtig, Theater und Kunst für alle zugänglich zu machen – auf beiden Seiten des Vorhangs.
Die Stadt Bremen und die deutschsprachige Theaterlandschaft haben einen einzigartigen Theatermacher verloren.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 13. Januar 2025, 11 Uhr