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Bonify und Schufa: Was Bremer über die Kreditwürdigkeit wissen sollten

Die Bonify-App ist auf einem Handy im Playstore geöffnet.

Bonify und Schufa: Was Bremer über die Kreditwürdigkeit wissen sollten

Bild: Radio Bremen | Julian Beimdiecke

Über die Bonify-App der Schufa sollen Nutzerinnen und Nutzer künftig ihre eigene Kreditwürdigkeit überprüfen können – kostenlos, jederzeit. Doch das Angebot hat Kehrseiten.

Ob bei der Aufnahme eines Kredits oder vor dem Unterschreiben eines Mietvertrags: Fast alle Menschen in Deutschland mussten wohl schon mal ihre Kreditwürdigkeit unter Beweis stellen. In der Regel läuft das über eine Schufa-Auskunft, in der entsprechende Daten und Infos nachzulesen sind. Mit der Bonify-App kommt nun eine weitere Möglichkeit hinzu – in einem System, das häufig für seine Undurchsichtigkeit kritisiert wird.

Was heißt das eigentlich: Kreditwürdigkeit?

Wie kreditwürdig Privatpersonen sind, ermitteln Wirtschaftsauskunfteien – also privatwirtschaftliche Unternehmen, die Informationen über Verbraucherinnen und Verbraucher sammeln. Die größte und bekannteste Auskunftei ist die Schufa, es gibt aber auch noch Unternehmen wie Creditreform oder Crif.

Schätzen also Wirtschaftsauskunfteien wie die Schufa die Wahrscheinlichkeit hoch ein, dass ein Bürger seinen aufgenommenen Kredit wieder zurückzahlt, steigt dessen Schufa-Score. Ist dieser Punktwert hoch, ist die Kreditwürdigkeit hoch, ist er niedrig, ist die Kreditwürdigkeit niedrig.

Wovon die Schufa ihre Einschätzungen aber genau abhängig macht, gibt sie nicht bekannt – offiziell, damit man das System nicht manipulieren könne.

Was kann nun die Bonify-App?

Mit der Bonify-App können Nutzerinnen und Nutzer in Zukunft jederzeit und kostenlos einsehen, wie die Schufa ihre Kreditwürdigkeit einschätzt. Wird ein negativer Eintrag gespeichert, gibt es eine Push-Benachrichtigung.

Nutzerinnen und Nutzer sollen daneben auch die Möglichkeit bekommen, den eigenen Score zu verbessern – wenn sie Bonify erlauben, 90 Tage in das eigene Konto einzublicken und dann einwilligen, dass Bonify diese Daten an die Schufa weitergeben darf. All diese Funktionen sollen spätestens 2024 verfügbar sein.

Wie bekommt man bisher eine Schufa-Auskunft?

Verbraucherinnen und Verbraucher haben die Möglichkeit, sich an die Schufa selbst oder an Drittanbieter zu wenden, um eine Schufa-Auskunft zu bekommen. Einmal im Jahr kann man die kostenlose Auskunft in Papierform erhalten, die laut Schufa sensibel behandelt werden sollte. Daneben besteht die Möglichkeit, eine kostenpflichtige Auskunft zu bestellen, die laut Schufa zur sicheren Weitergabe an Dritte geeignet sei – und fast 30 Euro kostet. Diese Möglichkeiten, eine Schufa-Auskunft zu erhalten, sollen trotz Bonify-App weiter bestehen bleiben.

Wie hängen Bonify und Schufa zusammen?

Ende 2022 hat die Schufa die Finanzplattform Bonify gekauft. Schufa-Chefin Tanja Birkholz sagt aber auf Tagesschau.de: "Es ist uns wichtig, klarzustellen, dass Schufa und Bonify zwar als Mutter- und Tochterunternehmen miteinander verwandt sind, aber beide rechtlich unabhängig sind und bleiben – auch durch getrennte Datenräume." Daher würden ohne explizite Einwilligung keine Daten zwischen Schufa und Bonify ausgetauscht. Interessant ist aber: Bonify vermittelt unter anderem Kredite, für die keine Schufa-Auskunft nötig ist.

Was sagen Experten zur Bonify-App?

Die Bonify-App müsse sich an der Datenschutz-Grundverordnung und die darin aufgeführten Grundsätze für die Verarbeitung personenbezogener Daten messen lassen – das sagt die Bremer Datenschutzbeauftragte Imke Sommer zu dem Angebot. Deutlicher wird Corina Lechner von der Schuldnerhilfe Bremen – sie rät davon ab, die App zu nutzen.

Bei solchen Angeboten sollte man sich immer fragen: Wer profitiert wirklich davon? Man darf nicht vergessen, dass Unternehmen wie die Schufa mit Daten handeln. Und diese könnten sie auch über die App bekommen.

Corina Lechner, Schuldnerhilfe Bremen

Deshalb sei Vorsicht geboten – auch, weil nicht transparent sei, was mit welchen Daten passiert. "Ich zum Beispiel könnte nicht abschätzen, ob sich durch häufige Anfrage in der App die Kreditwürdigkeit generell verschlechtert", gibt sie zu bedenken. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen äußerte sich ebenfalls: Zwar sei es unkritisch, über die Bonify-App die eigene Kreditwürdigkeit einzusehen. Vom Kontozugriff rät der Verband aber ebenfalls ab.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 18. Juli 2023, Der Morgen, 8.40 Uhr