Diese Maßnahmen ergreifen Bremen und andere Städte gegen den Müll

Meinungsmelder fordern mehr "Müllerziehung" für Bremerinnen und Bremer

Bild: Radio Bremen

Viele Bremer ärgern sich über den Müll in der Stadt – aber ist die Situation wirklich schlimmer als anderswo? Was läuft in anderen Städten besser? Ein Vergleich.

Vor der eigenen Haustür oder auf dem Weg zur Arbeit, stößt man immer wieder auf achtlos entsorgte Müllberge. Die Radio-Bremen-Meinungsmelder empfinden die Stadt als "sehr vermüllt" und meinen es "könnte sauberer sein." Doch wie schlimm ist die Müll-Situation in Bremen wirklich und wie gehen andere Städte mit dem Problem um?

Insgesamt fällt laut der Bremer Straßenreinigung (DBS) jährlich pro Kopf gut 395 Kilogramm an Müll an. Zum Vergleich: In Oldenburg sind es laut der Abfallbilanz 2023 ebenfalls knapp 394 Kilogramm. In Bremerhaven spricht die dortige Straßenreinigung allerdings von nur etwa 380 Kilogramm.

In Bremen werden außerdem jährlich 8.000 illegale Müllablagerungen gemeldet und beseitigt. Damit meint der DBS alle illegal abgelagerten Müllberge ab 100 Liter. Das kostet rund 3.000 Euro pro Tag, was aufs Jahr gerechnet etwa 1,74 Euro pro Einwohner entspricht.

Illegaler Müll wird weniger in Bremen

Illegal abgeladener Müll Sperrmüll liegt neben einem überfüllten Mülleimer auf einem Parkplatz
In der Stadt Bremen geht die Zahl illegaler Müllablagerungen zurück, In Bremerhaven jedoch steigt sie. Bild: dpa | Maximilian Koch

Die Anzahl an illegalen Müllablagerungen ist allerdings rückläufig: Während 2021 noch 8.334 Ablagerungen gemeldet wurden, sank die Zahl 2022 auf 6.772 und 2023 auf 6.457. In Bremerhaven sind die illegalen Ablagerungen hingegen von 4.141 im Jahr 2021 auf 6.949 im Jahr 2023 gestiegen.

 In Oldenburg sieht es ähnlich aus. Hier entsorgt laut der Pressestelle der Stadt der Abfallwirtschaftsbetrieb rund 7.500 wilde Müllkippen pro Jahr. Eine konkrete statistische Erhebung gibt es allerdings nicht. Allerdings sei die Anzahl an wilden Müllkippen in den vergangenen Jahren stark angestiegen.

Bußgelder reichen von 10 bis 25.000 Euro

Rund 65 Prozent der Radio-Bremen-Meinungsmelder glauben, dass höhere Strafen das Problem lösen könnten. In Bremen liegen die Bußgelder für achtlos weggeworfene Kippen und Dosen bei 50 Euro. Mehrere Gegenstände, die zusammen unter zwei Kilo wiegen, können bis zu 200 Euro kosten. Sind es mehr als zwei Kilo, kann die Strafe auf 1.000 Euro steigen.

Richtig teuer kann das illegale Abladen von Sperrmüll werden. Bei bis zu einem Kubikmeter kann das Bußgeld 2.500 Euro betragen. Zum Vergleich: Auf dem Abfallwirtschaftshof ist die Entsorgung von einem Kubikmeter Bioabfall kostenlos, jeder weitere kostet 20 Euro. Restabfälle kosten pro 120 Liter 11 Euro und Bauabfälle kosten pro 100 Liter 3,50 Euro.

Der Pressesprecher der Bremerhavener Stadtreinigung, Wolfgang Juschkat, wünscht sich ebenfalls härtere Strafen. Er hebt hervor: "Die Strafen für illegalen Sperrmüll beginnen bei 50 Euro, fehlende Gehwegreinigung ab 35 und Hundekot ab 50."

In Oldenburg gilt der Bußgeldkatalog Niedersachsens. Dort kann beispielsweise eine fälschlich entsorgte Zigarettenschachtel zehn Euro kosten. Für besonders schwerwiegende Verschmutzungen kann laut der Pressesprecherin der Stadt Oldenburg, Kim Vredenberg-Fastje, aber auch ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro anfallen, wenn man beispielweise mehr als 20 Liter Altöl illegal entsorgt.

Sind mehr Mülleimer die Lösung?

Ein voller Mülleimer am Osterdeich, vor dem Müll auf dem Boden liegt
Die Bremer Stadtreinigung unterhält rund 4.000 Mülleimer. Bild: Radio Bremen | Christian Bordeaux

59 Prozent der Meinungsmelder glauben, dass mehr öffentliche Mülleimer die Sauberkeit der Stadt erhöhen würden. Um dem Müllproblem zu begegnen, hat DBS rund 4.000 öffentliche Mülleimer, 15 Recycling-Stationen und 260 Containerplätze bereitgestellt. "Wir wollen unsere Standorte für öffentliche Abfallbehälter ausbauen und sind für Hinweise für neue Standorte offen", sagt die Pressesprecherin der Bremer Stadtreinigung, Antje von Horn.

Besser ist die Situation in Bremerhaven. Die dortige Stadtreinigung unterhält derzeit 890 Mülleimer und sieht keinerlei Bedarf für mehr. Gerechnet auf die Einwohnerzahl sind das bereits mehr als in Bremen. "Zusätzlich gibt es im Stadtgebiet noch Mülleimer anderer Ämter", sagt Juschkat.

In Oldenburg bewirtschaftet der städtische Betrieb rund 900 Mülleimer in Fußgängerzonen und an Bushaltestellen. Das sind auf die Einwohnerzahl gerechnet weniger als in Bremen. "Darüber hinaus gibt es noch eine nicht bekannte Anzahl von Abfallbehältern in Parks, Freizeitanlagen und öffentlichen Parkanlagen", sagt Vredenberg-Fastje.

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Aufklärung soll gegen illegalen Müll helfen

Mit der "Mission Orange" will die Straßenreinigung in Bremen zusammen mit den Bürgern saubermachen. Dazu zählen die Bremer Aufräumtage mit durchschnittlich 20.000 Teilnehmern und der Kippen-Marathon im Spätsommer, bei dem Freiwillige Zigarettenstummel aufsammeln.

Sammelinitiativen können sich außerdem die nötige Ausrüstung von der Straßenreinigung leihen. Durch digitale Lerninhalte versucht DBS, Kinder und Jugendliche für die Themen Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung zu sensibilisieren.

Die Stadt Oldenburg hingegen informiert lediglich in Flyern und auf der städtischen Homepage über die richtigen Entsorgungsmöglichkeiten. "Anlassbezogen werden auch gezielte Kampagnen zu einzelnen Themen oder Info-Stände durchgeführt", sagt Vredenberg-Fastje.

In Bremerhaven werden derweil Flyer zum Thema Mülltrennung und Umgang mit Restmüll in zehn Sprachen verteilt. "Die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven unterstützen ebenfalls Müllsammelaktionen der verschiedensten Organisationen und Stadtteile", sagt Juschkat. Außerdem werden Mitarbeiter von sozialen Beschäftigungsträgern mit Handkarren an besonderen Hotspots eingesetzt, um das Problem zu minimieren.

Was bringt Mehrweg?

Auf Bundesebene ist man sich des Problems ebenfalls bewusst. Seit 2023 gilt deutschlandweit die Mehrwegangebotspflicht, seitdem müssen Betriebe mit mindestens fünf Beschäftigten Produkte zusätzlich auch in Mehrwegverpackungen anbieten.

"Nach unserer Wahrnehmung setzen noch nicht alle Betriebe diese Angebotspflicht um", sagt die Sprecherin des Umweltressorts, Ramona Schlee. Insbesondere die vermehrte Nachfrage nach Mehrwegverpackungen bewege die Betriebe zu entsprechenden Angeboten. "Das Bewusstsein bei den Bürgern über das eigene Konsumverhalten scheint zuzunehmen."

In Bremen gilt zusätzlich eine Mehrwegpflicht auf den Märkten wie beispielsweise der Osterwiese oder dem Freimarkt. "Das wird gut angenommen", sagt Schlee.

In Bremerhaven findet die bundesweite Regelung durchaus Anklang: "Bei der Nachreinigung von Veranstaltungen fliegen nicht mehr so viele Einwegbecher durch die Gegend", sagt Juschkat. In Oldenburg gibt es ähnlich wie in Bremen auf öffentlichen Veranstaltungen ein Pfandsystem für Mehrweggeschirr. "In diesem Bereich fällt kein Abfall an", sagt Vredenberg-Fastje.

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Bild: Radio Bremen

Autor

  • Lukas Scharfenberger

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Juni 2024, 19:30 Uhr