Infografik
Bremer Polizei kontrolliert Raser und Autotuner an "Car"-Freitag
Zu Ostern beginnt für viele Poser und Raser die Saison. Über Gegenmaßnahmen sind Innen- und Mobilitätsressort sich uneinig – vor allem an der Sielwallkreuzung.
Mit Feiertagen ist es heute so eine Sache. Den Karfreitag beispielsweise verbinden wohl nur noch bibelfeste Bremerinnen und Bremer mit dem Gedenken an das Leiden und Sterben von Jesus Christus am Kreuz. Junge Männer in teuren Autos aus Bremen und umzu verbinden mit diesem Datum meist etwas Anderes: den "Car"-Freitag an der Sielwallkreuzung.
Denn für viele Tuner, Poser und Raser beginnt an diesem 7. April die Saison erst so richtig. So ist es auch kein Zufall, dass die "Kontrollgruppe Raser und Poser" der Polizei Bremen seit dieser Woche wieder Schichten schiebt. Wie viele Einsatzkräfte die Polizei für die Kontrolle von Verkehrssündern in ihren laut knatternden und knallenden Kraftfahrzeugen bereitstellt, bleibt ein Geheimnis.
Wie viele Einsatzkräfte konkret dabei sein werden, können wir aus taktischen Gründen nicht preisgeben.
Jana Schmidt, Sprecherin der Polizei Bremen
Seit der Gründung der "Kontrollgruppe Raser und Poser" im Jahr 2019 hat sich vor allem die Zahl der eingeleiteten Bußgeldverfahren deutlich erhöht (siehe Grafik). Und das, obwohl in den Jahren 2019 und 2020 zusätzlich noch allgemeine Verstöße wie Gurtpflichtverletzungen ohne spezielle Raser- oder Poser-Thematik in die Statistik einflossen.
Zugenommen haben, neben Bußgeldern, vor allem die Mängelverfahren. Letztere sind eine Art gelbe Karte für Autofahrer, die dann innerhalb einer Frist beispielsweise unzulässige Auspuffanlagen entfernen oder fehlende Schalldämpfer einbauen lassen müssen.
Polizeiliche Maßnahmen gegen Raser und Poser in Bremen
Die Schwerpunkte, an denen diese Verstöße in Bremen am häufigsten geahndet werden, verteilen sich über verschiedene Stadtteile. "Als örtliche Brennpunkte der Poser in diesem Deliktsfeld haben sich die Schlachte, die Diskomeile, Teile der Neustadt, das Viertel, Teile der Überseestadt und Bereiche in Osterholz herauskristallisiert", sagt Innenressortsprecherin Rose Gerdts-Schiffler. Nach der zwischenzeitlichen Sperrung am Sielwall habe sich die Szene "marginal" auch in das Hulsbergviertel verlagert.
In Paris und seit diesem Jahr auch in Berlin werden inzwischen so genannte Lärmblitzer gegen Poser und Raser getestet. In Bremen ist das bislang nicht geplant. "Wir warten aber gespannt auf die Ergebnisse", heißt es dazu aus dem Bremer Innenressort. Um zumindest die Situation in der Tempo-30-Zone am Brennpunkt Sielwall zu beruhigen, hat die Stadt mittlerweile eine digitale, blinkende Geschwindigkeitsanzeige an den Straßenrand gestellt.
Verbotsschilder, die Fahrzeugen das Befahren der Sielwallkreuzung von Freitag bis Sonntag ab 21 Uhr untersagen, stehen dort schon länger. Das Problem: Nicht jeden, der die schnurgerade Straße nachts mit einem AMG-Mercedes als Rennpiste nutzt, interessiert das. Die Erfahrungen hätten gezeigt, "dass das Durchfahrverbot mit wirksamen flankierenden Maßnahmen zu versehen ist", schrieb der Ortsbeirat Mitte schon kurz nach dem Aufstellen der Schilder im Juni 2021.
Keine Einigung über Sielwall-Sperrung
Gelöst wurde dies zunächst testweise durch Sperrungen aller vier Zufahrten zur Sielwallkreuzung. 2022 wurde Bremens bekannteste Kreuzung dann durch einen Sicherheitsdienst an den Wochenenden gesperrt.
Für 2023 ist das bislang nicht in Sicht. Und das, obwohl die Städtische Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung im September für eine Verlängerung der Maßnahme gestimmt hat.
Ungeklärt ist offenbar noch immer, wer die Sperrung in diesem Jahr zahlt – das Ressort von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) oder das Ressort von Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Nach Informationen von buten un binnen geht es dabei um rund 20.000 Euro monatlich, die an den Sicherheitsdienst Elko, der auch die Straßensperrungen bei Werder-Heimspielen sicherstellt, überwiesen werden müssten.
Polizeistreifen sollen Verbote überwachen
Im vergangenen Jahr hatte das Mobilitätsressort diese Kosten übernommen; das hält sich jedoch eigentlich nicht für zuständig. "Da stehen Verbotsschilder. Und es ist Aufgabe der Polizei, dass das eingehalten wird", sagt Ressortsprecher Jens Tittmann.
Das Innenressort wiederum verweist auf das Mobilitätsressort.
Der Senator für Inneres ist für die Sperrung nicht zuständig und beteiligt sich auch nicht an einer Finanzierung zur Durchsetzung eines Verkehrsverbotes.
Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innenensenators Ulrich Mäurer (SPD)
Der Senator für Inneres lasse durch die Polizei Bremen das Durchfahrverbot im Rahmen der Streifentätigkeit überwachen.
Bußgeldkatalog sieht höhere Strafen vor
Ob Polizeistreifen und die "Kontrollgruppe Raser und Poser" auch mitten in der Nacht, wenn viele Raser erst zu Höchstform auflaufen, die an sie gestellten Anforderungen erfüllen, dürfte sich spätestens ab diesem "Car"-Freitag zeigen.
Aus Sicht des Innenressorts gibt es in punkto Finanzierung zumindest eine gute Nachricht: Seit November 2021 gilt ein novellierter Bußgeldkatalog, der die Staatskasse nach geahndeten Verstößen durch Raser und Poser deutlich lauter klingeln lässt. So wird zum Beispiel unnötiger Motor- und Auspufflärm mit 80 Euro Bußgeld geahndet. Und wer innerorts unnütz hin- und herfährt, zahlt künftig 100 Euro – früher waren es noch 20.
Keine ausgeprägte Szene in Bremerhaven
Nach Angaben der Polizei in Bremerhaven ist die "Pose- und Raserszene" in Bremerhaven nicht sehr ausgeprägt. Bekannt seien nur "Einzelfahrer", die sich gelegentlich treffen. Durch verstärkte Polizeipräsenz wurden an den bekannten Treffpunkten Kontrollen durchgeführt und in der Folge Ordnungswidrigkeiten- und Strafverfahren eingeleitet. Die Frequentierung der bisher bekannten Treffpunkte von Rasern und Posern habe deutlich abgenommen und sei derzeit als unauffällig einzustufen, so die Polizei.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 8. April 2023, 11 Uhr