Fragen & Antworten

Krankenkassen zahlen Brustkrebs-Früherkennung für mehr Frauen

Krebsdiagnostik: Wie Mammographie-Screenings Leben retten können

Bild: Imago | Amelie Benoist

Je früher man Brustkrebs erkennt, desto besser. Daher sorgen Gesundheitsämter und Krankenkassen bundesweit jetzt für mehr Untersuchungen. Auch bei Frauen, die über 70 sind.

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens daran, teilt das Deutsche Krebsforschungszentrum mit. Als beste Methode, um Brustkrebs früh zu erkennen, gilt die Mammographie, also die Röntgenuntersuchung der Brüste.

Doch bislang war das bundesweite Mammographie-Screening-Programm Frauen zwischen 50 und 69 Jahren vorbehalten. Nur sie wurden systematisch im Zwei-Jahres-Takt zu den Untersuchungen eingeladen. Das ändert sich nun: Ab Juli haben auch Frauen zwischen 70 und 75 einen Anspruch auf die kostenlose Röntgenuntersuchung ihrer Brüste im Rahmen des Programms. Allerdings müssen sie sich vorerst noch selbst dazu anmelden.

Im Land Bremen, aber auch für Niedersachsen koordiniert die Zentrale Stelle Mammographie-Screening des Gesundheitsamts Bremen die Untersuchungen. Das sollte man darüber wissen:

Wie läuft eine Untersuchung beim Mammographie-Screening ab?

Aysin Senkal, Leiterin der Zentralen Stelle Mammographie-Screening am Gesundheitsamt Bremen, erklärt das Verfahren so: "Eine Röntgenassistentin macht von jeder Brust zwei Röntgenaufnahmen aus unterschiedlichen Richtungen." Dafür werde die Brust zwischen zwei Platten gedrückt. "Das kann unangenehm oder schmerzhaft sein, schadet der Brust aber nicht", so Senkal.

In der Folge würden die Mammographie-Aufnahmen ausgewertet – und das sehr sorgfältig, wie die Gesundheitswissenschaftlerin betont: "Zwei Ärztinnen oder Ärzte suchen unabhängig voneinander die Aufnahmen nach Veränderungen ab." Bislang, so Senkal, nutzten mehr als 50 Prozent aller Frauen zwischen 50 und 69 Jahren das Programm. Sie hofft, dass es noch mehr werden.

Weshalb ist die Mammographie so wichtig?

"Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter", sagt Senkal dazu. Gleiches gelte für das Risiko, an Brustkrebs zu sterben. Unter anderem deshalb habe der Gemeinsame Bundesausschuss auch das Alter für das Mammographie-Screening auf 75 Jahre angehoben.

Dazu sagt die Bremer Frauenärztin Kerstin Schwarzer: "Wir werden immer älter, aber wir werden auch gesund älter." Entsprechend könne auch eine 75-jährige Frau, bei der Brustkrebs festgestellt werde, erfolgreich behandelt werden – und daher sei es gut, dass das Mammographie-Screening nun auch Frauen einschließt, die älter als 70 Jahre sind.

Warum Mammographie-Screenings auch für Frauen über 70 sinnvoll sind

Bild: Radio Bremen

Wenn das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken und auch zu sterben, mit dem Alter steigt – weshalb schließt das Mammographie-Screening dann nicht auch Frauen ein, die älter als 75 Jahre sind?

Der Bremer Radiologe Daniel Krastel wirkt als praxisverantwortlicher Arzt beim Mammographie-Screening mit. Er sagt, dass es sich bei der Altersgrenze von 75 Jahren um das Ergebnis eines komplizierten Abwägungsprozesses in verschiedenen Gremien handele.

"Eine Brustkrebs-Diagnose und eventuell auch die anschließende Behandlung verschlechtern die Lebensqualität", erklärt Krastel die Hintergründe. Eine Verschlechterung der Lebensqualität einer Patientin sei nur dann zu rechtfertigen, wenn diese Patientin auf der anderen Seite etwas gewinne – konkret: Lebenszeit. "Das wird bei sehr alten Menschen immer unwahrscheinlicher", sagt der Radiologe.

Auch bestehe bei alten Menschen die Gefahr von Überdiagnosen, die ihnen das Leben nicht leichter, sondern schwerer machen könnten. Unabhängig davon stehe es Über-75-Jährigen frei, sich auf eigenen Wunsch und unabhängig vom bundesweiten Screening-Programm für eine Mammographie anzumelden.

Worin liegt die besondere Stärke der Mammographie im Vergleich zu anderen Untersuchungsmethoden?

Die Mammographie gilt als beste Früherkennungsmethode von Brustkrebs schlechthin, da sich durch Röntgenaufnahmen auch Veränderungen im Gewebe erkennen lassen, die man in der Regel nicht etwa ertasten kann. So erklärt Daniel Krastel: "Mikroverkalkungen im Brustdrüsengewebe können ein sehr früher Hinweis auf eine Frühstufe oder eine Vorform einer Brustkrebs-Erkrankung sein." Wenn man die entsprechende Diagnose bereits in diesem Stadium stelle, sei die Behandlung wesentlich schonender als in späteren Stadien.

So wichtig eine regelmäßige Mammographie auch sein mag – viele Frauen haben Angst davor. Was könnte gegen diese Ängste helfen?

Zwar könne man Frauen die Angst nicht restlos nehmen, sagt Aysin Senkal. Um ihnen aber die Entscheidung für oder gegen eine Mammographie zu erleichtern, habe der G-BA eine Entscheidungshilfe verfasst, eine Broschüre mit Hintergrundinfos zur Mammographie sowie mit einem Fragebogen, mit dessen Hilfe Frauen das Für und Wider der Untersuchung besser abwägen könnten.

Darin steht etwa, dass von 1.000 Frauen, die regelmäßig an der Mammographie teilnähmen, zwei bis sechs vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt würden. "Wer möchte, kann den Bogen auch ausfüllen und anschließend mit einem Arzt oder einer Ärztin besprechen", so Senkal.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. Juni 2024, 19.30 Uhr