Fragen & Antworten

Wie wirkt sich die Cannabis-Legalisierung auf Bremens Straßen aus?

Ein Mann raucht während der Autofahrt auf einer Autobahn am Steuer einen Joint.

Bremer Polizei: "Cannabis ist eine sehr große Gefahr im Straßenverkehr!

Bild: dpa | Marcus Brandt

Auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar wird derzeit über die Folgen der neuen Cannabis-Gesetze diskutiert. Die Bremer Polizei stellt schon jetzt eine Veränderung fest.

Die Fachkonferenz für Verkehrsexperten findet jährlich statt und spricht Empfehlungen aus, die sich direkt auf den Straßenverkehr auswirken können. Beim diesjährigen Verkehrsgerichtstag ist Cannabis am Steuer eines der großen Themen. Denn seit dem vergangenen Jahr ist Cannabis in Deutschland zumindest teilweise legalisiert.

Wie ist denn die aktuelle Rechtslage?

Bekifft Autofahren ist nach wie vor verboten. Was sich aber verändert hat, ist der THC-Grenzwert, der im Blut nachgewiesen wird, ab wann Autofahrer zur Kasse gebeten werden. Der lag vorher bei 1,0 Nanogramm THC, also dem "high"-machenden Inhaltsstoff von Cannabis. Im vergangenen Jahr wurde der Wert angehoben auf 3,5 Nanogramm. Das ist nun der Grenzwert, ab dem es Strafen gibt.

Wie wirkt sich die Verschiebung des Grenzwertes auf den Straßenverkehr aus?

Die Polizei Bremen stellt fest, dass sich durchaus etwas verändert hat, wenn sie zum Beispiel Autofahrer kontrolliert: "Häufig sagen uns die Leute ganz offen, dass sie einen Joint geraucht haben", berichtet Polizeisprecher Nils Matthiesen bei buten un binnen. Dabei würden sie dann aber den Faktor Fahrtüchtigkeit nicht beachten. Ein Joint könne nämlich schon Auswirkungen darauf haben.

Sind es denn auffällig mehr Leute geworden, die bekifft mit dem Auto unterwegs sind?

Das kann die Polizei nicht bestätigen. Allerdings gilt die Teillegalisierung von Cannabis nicht mal ein Jahr, das heißt, die Daten geben aus Sicht der Polizei noch nicht genug her, um das genau zu analysieren.

Allerdings bemerkt die Bremer Polizei, dass eine größere Akzeptanz für Cannabis da ist als vorher. Cannabis werde nun häufiger als vorher verharmlost. Doch bei dem Wert von 3,5 Nanogramm THC im Blutserum gehen Experten schon davon aus, dass er sich negativ auf den Straßenverkehr auswirken kann, wenn man ein Fahrzeug fährt. Bei einer Kontrolle prüft zuerst die Polizei dann noch vor Ort, ob man davon schon etwas bemerkt bei der Person, die kontrolliert wird.

Wie läuft denn so eine Kontrolle ab?

Die Polizisten schauen erst einmal auf die äußerlichen Merkmale, motorische Reaktionen und das Konzentrationsvermögen. "Wenn all diese Merkmale darauf hindeuten, dass der Fahrer Cannabis konsumiert haben könnte, gibt es den Urin-Schnelltest. Wenn der dann positiv ist, machen wir eine Blutabnahme", sagt Polizeisprecher Matthiesen.

Am Ende muss jemand, der kontrolliert wird und THC im Blut hat, auf die Wache. Und das ist enorm zeitaufwendig. Es gibt zurzeit noch keine Messinstrumente für die Polizei, die so zuverlässig sind wie die Atemtests für Alkohol. Die Polizei hofft, dass es schnell solche effektiven Geräte gibt. Die werden auch schon getestet, sind aber noch nicht flächendeckend da.

Und was ist, wenn jemand Alkohol getrunken und vor einer Weile Cannabis konsumiert hat?

Das ist genau das, was auch auf dem Verkehrsgerichtstag diskutiert wird. Polizei, Verkehrspsychologen und auch der ADAC sagen, dass die Mischung von Alkohol- und Cannabiskonsum gefährlich sei, die häufig zu Unfällen führe. Sie fordern daher klare Grenzwerte für Cannabis am Steuer. So wie beim Alkohol – ab 0,5 Promille am Steuer gibt es Strafen.

Zu den Hauptunfallursachen gehören immer noch Drogen, Alkohol und Medikamente. Jetzt stellen wir uns vor, dass jemand Alkohol getrunken und dazu noch Cannabis konsumiert hat, auch wenn es nur eine kleine Menge ist. Das ist dann eine sehr große Gefahr.

Polizeisprecher Nils Matthiesen

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Autor

  • Mischa Wahed
    Mischa Wahed

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 29. Januar 2025, 14:40 Uhr