Interview
Was bedeutet der Trump-Sieg für Bremer Unternehmen?
Trump droht mit hohen Zöllen für ausländische Waren. Was Bremer Unternehmen erwartet, erklärt der Präses der Handelskammer Eduard Dubbers-Albrecht im Interview.
Sie sind in Texas geboren. Was waren Ihre ersten Gedanken zu Trumps Wahlsieg?
Ich gebe ehrlich zu, dass ich im ersten Moment enttäuscht war. Ich halte es aber übertrieben, von einem Worst-Case-Szenario zu sprechen. Ich bin ganz schnell in die nächste Phase übergegangen: Wir müssen jetzt nach vorne schauen und sehen, wie wir mit dieser neuen Regierung am besten umgehen.
Wie kann man denn ganz pragmatisch eine Beziehung zu Trump aufbauen? Das ist schließlich das erste Mal, dass ein Straftäter US-Präsident wird. Die "Washington Post" hat ihn als notorischen Lügner entlarvt. Wie geht man mit so jemandem um?
Man muss schauen, dass man diese Punkte beiseite lässt. Jetzt muss man selbstbewusst auf die Regierung zugehen, damit man eine gute Position hat und klarkommt. Insofern finde ich es auch richtig, dass die Bundesregierung schnell reagiert hat und Zusammenarbeit angeboten hat. Das ist der richtige Weg.
Was bedeutet die Wahl denn jetzt für Bremer Unternehmen, die ihren Sitz in den USA haben oder dorthin exportieren?
Da muss man differenzieren: Diejenigen, die dort sitzen und produzieren, findet Trump ganz schick. Ihm wär es am liebsten, dass Mercedes seine gesamte Produktion in die USA verlegt. Den Firmen, die dort sind – sofern sie nicht abhängig sind von Zuliefern aus Übersee – mag es damit ganz gut gehen.
Wir hier in Bremen haben es aber mit unserer Exportindustrie nicht leicht. Denn 20 Prozent höhere Kosten in den USA würden die Menge an Verkäufen für Mercedes und das Werk hier in Bremen eindeutig einschränken. Da muss man schauen, dass man selbstbewusst ist und sagt: Sag' mal, Herr Trump, brauchen nicht deine Leute möglicherweise diese Fahrzeuge? Man muss einen Deal mit ihm finden.
Wie sich die wichtigsten Bremer Exportgüter entwickelten
Gibt es denn auch Chancen für die deutsche Wirtschaft unter Trump?
Ich will die Chancen indirekt formulieren: Ich empfinde diesen Wahlsieg als "wake up call", also als Weckruf. Das heißt: Wir müssen dringend in Europa so auf die Füße kommen, dass wir den Amerikanern auf Augenhöhe begegnen. Uns muss klar sein: Wir sind nicht mehr unter ihrem Schutzschirm, wir müssen was tun - sowohl verteidigungspolitisch als auch wirtschaftspolitisch. Und wenn das gelingt und wir in Europa zusammenrücken, ist das in der Tat eine Chance für uns und vielleicht auch eine positive Entwicklung.
Das Gespräch führte Lea Reinhard, aufgeschrieben wurde es von Pauline Pieper.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. November, 19.30 Uhr