Neue EU-Quoten: Diese Nordsee-Fische werden bald weniger gefangen

Ein Fischkutter zieht in der Deutschen Bucht nahe der Elbmündung seine Netze durch das Wasser der Nordsee.
Bild: dpa | Daniel Bockwoldt

Wieviel Hering, Scholle oder Seelachs dürfen Fischer künftig aus der Nordsee holen? Das wurde wieder auf EU-Ebene verhandelt. Umweltschützer kritisieren die Ergebnisse.

Die deutschen Nordsee-Fischer dürfen im kommenden Jahr weniger Hering und mehr Scholle aus dem Meer ziehen. Darauf haben sich die Fischerei-Minister der EU in Brüssel geeinigt. Sie verhandeln mit Großbritannien und Norwegen, die ebenfalls in der Nordsee fischen. Insbesondere beim Hering und bei der Makrele werfen mehrere EU-Staaten den beiden Nachbarn Überfischung vor.

Für den seit Jahren gefährdeten Aal gilt weiter eine sechsmonatige Schonzeit. Gemessen an der jährlichen Fangmenge macht der Hering den größten Anteil an europäischer Nordsee-Fischerei aus. Für 2025 sinkt die erlaubte Fangmenge für deutsche Fischer um gut ein Viertel, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Auch die erlaubte Menge für Schellfisch sinkt, für Scholle und Seelachs steigt sie. Für Kabeljau bleibt ein Fischereiverbot zwischen Dänemark und Schweden bestehen, in der restlichen Nordsee sinkt die erlaubte Fangmenge um rund ein Fünftel. Laut BMEL reicht das nicht, um den Kabeljau zu schützen.

Quoten für das Jahr 2025 bei wichtigen Beständen in der Nordsee

BestandEU-Quote (in Tonnen)Deutsche Quote (in Tonnen)Veränderung DEU-Quote 2025/2024 (%)
Hering157.78035.613- 27 %
Seelachs25.4466.666+ 11 %
Kabeljau7.1061.736- 22 %
Schellfisch11.6852.407- 8 %
Scholle75.1616.061+ 11 %

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Fisch-Erzeuger befürchtet keine Preissteigerung

Größere Auswirkungen für Verbraucher erwartet Kai-Arne Schmidt durch die neuen Quoten nicht. Er ist Geschäftsführer der Cuxhavener Kutterfisch-Zentrale, einer der größten Erzeugergemeinschaften der deutschen Hochseefischerei mit zehn Kuttern sowie eigener Verarbeitung und Vermarktung.

Dass Fisch nun knapp oder zum Luxusgut werde, lasse sich daraus nicht ableiten. Natürlich gebe es Schwankungen, aber eher keinen Trend, dass Fisch teurer werde. Einen möglicherweise größeren Einfluss sähe Schmidt bei Faktoren wie Personalmangel oder Energiekosten, sollte sich die Lage in diesen Bereichen verschärfen.

Lob von Fischerei-Verband, herbe Kritik von Umweltverbänden

Der Deutsche Fischerei-Verband begrüßte die Einigung der EU-Minister: Es zeige sich, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der letzten Jahre Früchte trage. Der Verband sprach von "stabilen Perspektiven für die deutsche Frischfischfischerei". Umweltverbände schätzen die Fangmengen hingegen als zu hoch ein. "Die meisten der beschlossenen Fangquoten gehen auf das Maximum, das die Wissenschaft empfohlen hatte", erklärte BUND-Fischereiexpertin Valeska Diemel. Sie warf den Fischereiministern "gefährliches Spiel" mit bedrohten Arten vor.

Franziska Saalmann von Greenpeace kritisiert: "Die Überfischung in der Nordsee geht auch 2025 nahezu ungebremst weiter." Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert aus ihrer Sicht unzureichende Ergebnisse der EU-Verhandlungen für die Fangquoten in der Nordsee. Besonders alarmierend sei die zu hoch festgelegten Quoten für Nordseehering, Nordseekabeljau und den Europäischen Aal.

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Bild: Radio Bremen

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Autor

Quellen: buten un binnen und dpa.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 11. Dezember 2024, 12 Uhr