Fragen & Antworten

Insektensterben: Wie Bremer Bienen und Schmetterlingen helfen können

Eine Wildbiene sucht nach Nektar und Blütenpollen auf der Blüte vom Löwenzahn auf einer Wiese
Viele Wildbienenarten sind bedroht. Blütenpflanzen im Garten können ihnen helfen. Bild: dpa | Patrick Pleul

Das Insektensterben schreitet voran. In Bremen und umzu sind fast zwei Drittel der Heuschrecken- und Wildbienenarten bedroht. Der BUND erklärt, wie Bremer helfen können.

Das Insektensterben in Bremen und Niedersachsen sei dramatisch, sagen Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) und Bernd Quellmalz vom BUND Bremen übereinstimmend. Zwar mangele es an aktuellen regionalen Zahlen. Man müsse aber davon ausgehen, dass der Bestand an Insekten bundesweit seit 1982 stellenweise um rund 80 Prozent zurückgegangen sei – und es in Bremen und Niedersachsen ähnlich aussehe.

So seien laut dem Artenschutzreport des Bundesamts für Naturschutz etwa 60 Prozent der Heuschrecken- und Wildbienenarten in ihrer Existenz gefährdet. Das hat Meyer kürzlich in einer schriftlichen Antwort auf Anfrage der AfD im Niedersächsischen Landtag mitgeteilt. Meyer berichtet in dieser Antwort aber auch von einigen Lichtblicken.

Eine blaue Libelle (Becher-Azurjungfer) sitzt in Norddeutschland auf einer Pflanze
Libellen wie diese Becher-Azurjunkfer sind auf Gewässer angewiesen, in denen ihre Larven Nahrung finden und leben können. Bild: dpa | Imagebroker/Erhard Nerger

Woher weiß man, ob und wie stark eine Art gefährdet ist?

Wie sehr welche Art bedroht ist, ermitteln regelmäßig das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Rote-Liste-Zentrum. Gemeinsam erstellen sie laufend die Roten Listen, die über die Bestände der Arten informieren. Laut niedersächsischem Umweltministerium werden zu diesem Zweck derzeit auch die aktuellen Insektenbestände für Niedersachsen und Bremen nach und nach neu ermittelt. Noch könne man zu den meisten Arten aber nicht viel sagen.

Gibt es rund um Bremen auch Insektenarten, deren Bestände sich zuletzt erholt haben?

Ja, zum Beispiel bei den Libellen. Während die Zählung des niedersächsischen Umweltministeriums für viele Arten noch nicht abgeschlossen ist, gibt es für die 74 Libellenarten der Region schon ein Ergebnis – und das ist erfreulich. So schreibt das Ministerium: "Der Anteil der in Niedersachsen und Bremen als ausgestorben oder bestandsgefährdet bewerteten Libellen (…) hat sich von 45,6 Prozent (Stand 2007) auf 32,9 Prozent (Stand 2020) verringert."

Die Autoren führen diese Entwicklung vor allem auf Maßnahmen zum Fließgewässerschutz und zur Renaturierung von Mooren zurück. Sie betonen aber auch, dass sich die positiven Zahlen zu den Libellen nicht auf andere Insektengruppen übertragen ließen. So befürchtet das Umweltministerium, dass in den vergangenen Jahren einige Großschmetterlings- und Wildbienenarten ausgestorben sein könnten. Gewissheit werden die Roten Listen für Wildbienen und Großschmetterlinge schaffen, die derzeit noch erarbeitet würden.

Eine Heuschrecke sitzt in Niedersachsen auf einer Brombeere
Auch einige Heuschrecken-Arten sind selten geworden in Bremen und Niedersachsen. Bild: dpa | Imagebroker/Willi Rolfes

Was sind die Ursachen für das fortschreitende Insektensterben?

Bernd Quellmalz vom BUND Bremen sieht die Ursachen für das Insektensterben vor allem in der intensiven Landwirtschaft mit hohem Pestizid- und Gülleeinsatz sowie im Verlust von Lebensräumen für Insekten. Hinzu kämen der Klimawandel und die Lichtverschmutzung. Auch das Versiegeln von Böden für Bauvorhaben mache den Tieren das Leben schwer oder gar unmöglich. Unter anderem, um noch weiteren Ursachen für das Insektensterben auf die Schliche zu kommen, erarbeitet das Land Niedersachsen derzeit ein eigenes Insektenmonitoring.

Mücken und Fliegen können ganz schön lästig sein. Warum ist es trotzdem schlimm, wenn ihre Bestände sowie die anderer Insekten zurückgehen?

Insekten sind nicht nur ein zuverlässiger Indikator für den Zustand der Welt, in der wir leben. Sie sind auch ein fester Bestandteil der Nahrungskette. So sagt Bernd Quellmalz vom BUND Bremen: "Insekten sind enorm wichtig als Nahrung für andere Tiere und als Bestäuber von vielen Pflanzen. Insofern wird sich der Verlust an Insekten auf die gesamte Natur und mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf uns Menschen unmittelbar auswirken."

Wildblumenstreifen, im Hintergrund eine Häuserfront
Wildblumenstreifen wie dieser aus Bremens Östlicher Vorstadt benötigen nicht viel Platz. Man kann sie auch mitten in der Stadt im Garten oder Vorgarten anlegen. Bild: Radio Bremen | Alexander Schnackenburg

Wie können die Menschen in Bremen und umzu Insekten helfen?

Quellmalz betont, dass man mit wenigen einfachen Maßnahmen im Garten und auf dem Balkon Lebensraum für Insekten schaffen könne. Insbesondere, in dem man dort möglichst viele übers Jahr verteilt blühende Blumen-, Kräuter- oder Gemüsesorten anpflanzt. "Auf jeden Fall sollte man auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel verzichten", so der Biologe.

Auch müsse ein Garten nicht immer nur auf Ordnung getrimmt sein. So empfänden Insekten kurzgemähte Zierrasen als grüne Wüste, eine artenreiche Blumenwiese dagegen als Paradies. Wer Wildblumen wachsen lasse, könne sich im Sommer über Hummeln, Schmetterlinge und Grashüpfer freuen. Pflanzen wie Hornklee, Kornblumen, Habichtskräuter oder auch Sonnenblumen, Thymian, Salbei, Lauch und Zwiebeln böten Insekten eine Nahrungsgrundlage. "Viele dieser Arten lassen sich auch auf Balkonen oder Fensterbänken aufziehen", so Quellmalz.

Um den bedrohten Wildbienen zu helfen, böten sich beispielsweise Insektenhäuser an. Da etwa drei Viertel der Wildbienen im Boden nisteten, lohne es sich unter Umständen, zusätzlich ein Sandarium aus Lehmsand oder andere künstliche Nisthilfen zu schaffen.

Je vielfältiger das Angebot an Nistmöglichkeiten und Futterpflanzen ist, desto größer die Chance, dass sich verschiedene Insektenarten ansiedeln.

Bernd Quellmalz, BUND Bremen

Schließlich gebe es in Bremen mehrere ehrenamtliche Arbeitskreise, die Blühflächen und Insektenbiotope betreuten. Weitere Infos dazu gibt es beim BUND Bremen auf dieser Website.

Verkannte Schönheit: der Löwenzahn

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.