Interview
"In anderen Städten bin ich als Investor willkommener als in Bremen"
Marco Bremermann wird in Bremen kritisiert wie kein anderer Investor. Besonders heftig war es nach den Hausbesetzungen, unter anderem der "Dete" in der Neustadt. Wer ist er wirklich?
Die einen halten ihn für einen skrupellosen Geschäftsmann, die anderen für einen verlässlichen Kooperationspartner, der tief verwurzelt ist in seiner Heimatstadt Bremen. buten-un-binnen-Reporter Torben Ostermann hat mit Marco Bremermann gesprochen.
Sie sind seit vielen Jahren als Investor und Projektentwickler in Bremen tätig. Wie blicken Sie gerade auf die Diskussionen rund um die Innenstadt?
Aus meiner Sicht ist es bedenklich, wie schlecht die Kommunikation zwischen der Politik und dem Handel läuft. Zudem werden gerade Projekte wie die Verkehrsversuche durchgedrückt, für die es keinen gesellschaftlichen Rückhalt gibt. Dazu kommt der ganze Leerstand. Zahlreiche Immobilien stehen gerade zum Verkauf. Das ist eine Situation, die es historisch noch nie gab.
Was läuft aus Ihrer Sicht derzeit schief?
Die aktuelle Regierung versucht es vielen Interessengruppen recht zu machen. Das funktioniert natürlich nicht. Man muss sich auf eine Hauptentwicklungsachse konzentrieren und sich fragen: 'Was will man?' Aus meiner Sicht ist die Art und Weise der Kommunikation das Problem, dieses Absolute. Autofreie Innenstadt – egal wie. Das ist eine sehr ideologisch geführte Diskussion. Andere Städte versuchen das auch, wie zum Beispiel Kopenhagen. Die sind aber seit 50 Jahren dabei das vorzubereiten. Das ist typisch Bremen: In Bremen will man so was in wenigen Jahren durchdrücken und das endet dann meistens in schwierigen Situationen.
Wie läuft Ihre Zusammenarbeit mit den Bremer Behörden?
Spannende Frage. Ich sage es mal so: In anderen Städten bin ich als Investor willkommener als hier in Bremen. Da gibt es eine Willkommensstruktur. Das hat eine andere Qualität und eine andere Verbindlichkeit. Wenn ich hier einen Termin in den Behörden habe, dann bekomme ich erst mal einen Forderungskatalog vorgelegt. Dann wird mir erst mal gesagt, was ich alles liefern muss, damit es weitergeht. Die Vorzeichen sind dann einfach schwierig.
Im Zusammenhang mit den Hausbesetzungen musste ich feststellen, dass die sich sehr klar auf die Seite rechtsbrecherischer Strukturen gestellt haben. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das die Aufgabe von Bürgerschaftsabgeordneten ist.
Marco Bremermann, Unternehmer und Investor in Bremen
Sie sind zuletzt stark in die Kritik geraten, wurden von Aktivistinnen und Politikern teilweise als skrupelloser Investor beschrieben. Was macht das mit Ihnen?
Meine Familie ist sehr direkt angegangen und auch bedroht worden. Es gab auch einen Anschlag auf unser Büro. Es ist mittlerweile so, dass regelmäßig Polizei vor meiner Tür steht. Mir wird dann gesagt, was ich machen darf und was nicht. Manchmal ziehe ich mich mit meiner Familie dann zurück und wir verlassen die Stadt, weil ich nicht weiß, welche Eskalation bestimmte Bedrohungen nach sich ziehen. Außerdem frage ich mich, inwieweit solche linken Strukturen auch geduldet werden in dieser Stadt.
Was meinen Sie damit?
Mich hat überrascht, wie sich die politischen Strukturen dazu verhalten haben. Speziell einige Mandatsträger der Bremischen Bürgerschaft. Namentlich zu nennen sind Olaf Zimmer (Linke), Maja Tegeler (Linke) und Kai Wargalla (Grüne). Im Zusammenhang mit den Hausbesetzungen musste ich feststellen, dass die sich sehr klar auf die Seite rechtsbrecherischer Strukturen gestellt haben. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das die Aufgabe von Bürgerschaftsabgeordneten ist.
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Bremen zu verlassen?
Ja, klar. Vor allem auch nach den letzten Bedrohungen. Wir haben auch Büros in Berlin und Hamburg. Das wäre also kein großes Problem. Auf der anderen Seite, sind wir als Unternehmen seit über 60 Jahren verwurzelt in dieser Stadt. Das schmeißt man ja nicht einfach so weg. Meine Familie lebt hier, meine Kinder gehen hier in die Kita. Den Lebensmittelpunkt zu wechseln wäre eine große Zäsur und ist aktuell nicht mein Ziel.
Es gibt einflussreiche Menschen in dieser Stadt, die Sie als Zocker beschreiben. Als jemanden, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Sind Sie ein Zocker?
Ich würde mich nicht als Zocker bezeichnen. Aber natürlich gibt es Abhängigkeiten. Wenn es Wünsche von der Stadt gibt, erfüllen wir die. Wir erwarten aber auch, dass unsere Wünsche erfüllt werden. Natürlich nicht über das normale, rechtliche Maß hinaus.
Es entsteht manchmal der Eindruck, dass andere Investoren wie Kurt Zech und Christian Jacobs in Bremen von der Politik hofiert werden. Ihnen wird der rote Teppich nie ausgerollt. Trifft Sie das?
Nein. Das sind ja wirtschaftlich ganz andere, viel größere, andere Galaxien. Wir sind seit 60 Jahren in Bremen ansässig und zahlen hier unsere Steuern. Das ist bei der Jacobs Foundation (mit Sitz in der Schweiz, Anm. d. Red.) anders. Die sind ganz anders unterwegs. Ich finde es erstaunlich, dass die nach 30 Jahren zurückkommen, Bremen wiederentdecken und entsprechendes Gehör finden, insbesondere, weil die sich Jahrzehnte hier nicht gezeigt haben. Mich wundert, warum die Herren nach Bremen kommen. Mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, die die haben, würde ich nicht nach Bremen kommen.
Ich würde mir erstmal eine bessere und ausgewogenere Zusammenarbeit wünschen. Eine Zusammenarbeit, die weniger ideologisch gefärbt ist. Ich würde mir außerdem mehr Miteinander wünschen.
Marco Bremermann, Unternehmer und Investor in Bremen
Was wünschen Sie Ihrer Heimatstadt für die Zukunft?
Ich würde mir erst mal eine bessere und ausgewogenere Zusammenarbeit wünschen. Eine Zusammenarbeit, die weniger ideologisch gefärbt ist. Ich würde mir außerdem mehr Miteinander wünschen. Der Ton, der zwischen den einzelnen Regierungsparteien und der Handelskammer besteht, ist gewöhnungsbedürftig. Ich habe das in der Art und Weise noch nicht erlebt in den letzten Jahren.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 25. Oktober 2021, 19:30 Uhr