Horoskope und Co. – Astrologie boomt bei jungen Menschen
Die Welt der Astrologie ist momentan voll im Trend, besonders bei jungen Menschen. Doch warum ist das so? Eine Bremer Wirtschaftspsychologin klärt auf.
Waage und Waage passen gut zusammen und Skorpione sind die unbeliebtesten Sternzeichen? Astrologie und Co. scheinen in letzter Zeit viel an Bedeutung bei der jüngeren Generation gewonnen zu haben – das zumindest legt ein Blick in die Sozialen Netzwerke nahe. Ältere Menschen zeigen weniger Interesse bei dem Thema.
Auch einer Umfrage von "YouGov" aus dem Jahr 2021 belegt das. Demnach glauben 61 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Sternzeichen. Bei der Altersgruppe der über 55-Jährigen sind es nur 30 Prozent. Die Bremer Wirtschaftspsychologin Lisa Schleker erklärt, woran das liegen könnte.
Unsicherheiten bei jungen Menschen
Der "Astrologie-Boom" bei jungen Menschen hängt vor allem mit dem Bedürfnis nach Sicherheit zusammen, meint Schleker. Sie erklärt: "Grade in Zeiten von enormer weltpolitsicher Unsicherheit, haben wir einen starken Anstieg an Bedarf nach spiritueller Unterstützung."
Wir haben multiple Krisen und es ist klar, dass die Menschen jetzt ganz besonders nach emotionalen und mentalen Instrumenten suchen, um sich selber Sicherheit zu geben.
Dr. Lisa Schleker, Wirtschaftspsychologin
Doch nicht nur Zeiten politischer Unsicherheit tragen dazu bei, sondern auch das Hinterfragen von gesellschaftlichen Strukturen. Stereotype und Geschlechterrollen werden beispielsweise überdacht und aufgebrochen. Sternzeichen würden eine einfache Schublade bieten, die Sicherheit gibt. Menschen der älteren Generation seinen laut Schleker häufig mit festeren Strukturen aufgewachsen und haben bereits eigene Welterklärungen für sich geschaffen.
Die Rolle der Sozialen Medien
Auch Plattformen wie TikTok befeuern den Trend. Es gibt zahlreiche Videos zu Geburtshoroskopen, Dating-Tipps für Sternzeichen oder Vorschläge zu esoterischen Produkten.
Die Verbreitung der spirituellen Inhalte funktionieren gut, weil der Algorithmus kontroverse Themen öfter hervorhebt und somit mehr Interaktion generiert wird. Esoterik bietet viel Raum für Interpretation und damit auch für Kontroverse. Laut Schleker haben die Sozialen Medien einen Nerv mit der Verbreitung von Spiritualität getroffen.
Denn nicht nur das Bedürfnis nach Sicherheit, sondern auch das nach Verbundenheit ist wichtig für viele Menschen, besonders nach der Corona-Krise. Im Internet entstehen parasoziale Beziehungen, also eine Verbindung zwischen Konsument und einer Person des öffentlichen Lebens. Zwar treten die Influencer in eine einseitige Interaktion, dadurch wird jedoch ein Gefühl von Bedeutung und Verbundenheit an die Follower weitergegeben. Diese Beziehung zwischen Follower und Content Creator kann dann für die Vermarktung von spirituellen Produkten genutzt werden.
Geld machen mit Esoterik
Wo ein Trend ist, wollen häufig Unternehmer oder Influencer Geld verdienen. Und das geht mit Esoterik laut Schleker gut. Die scheinbar "persönliche" Beziehung zu Followern lässt einen Wert für bestimmte Produkte entstehen, wenn ein Influencer sie öffentlich zeigt. Kristalle, Tarotkarten oder Heilsteine werden plötzlich mit Sinn gefüllt.
Es gibt eine ganz starke Bedürfnisseite nach Verbundenheit und Sicherheit. Wenn eine Lücke oder Leerstelle da ist, wie wir sie jetzt haben, haben wir ein Bedürfnis, das zu füllen. Das erkennen Firmen, Marken und die Wirtschaft meistens sehr schnell.
Dr. Lisa Schleker, Wirtschaftspsychologin
Ein Gegenstand muss keinen besonderen Mehrwert beweisen oder wissenschaftlich wirksam sein, weil der Wert durch die Überzeugung des Konsumenten entsteht. Das Bedürfnis nach Sicherheit und Verbundenheit sowie der Glaube an Spiritualität wird also auch vom Markt erkannt.
Tut Spiritualität den Menschen gut?
Solange Spiritualität den Menschen dient, ihnen Halt gibt und einen positiven Einfluss auf ihr Leben hat, ist Astrologie oder Esoterik nicht zwingend schlecht. Sobald es aber überhandnimmt, wird es problematisch, erklärt Schleker.
Es sollte die Menschen nicht in ihrem Alltag einschränken. Wenn Dinge vermieden werden, sich jemand isoliert oder zu viel Geld für Spirituelles ausgibt, dann kann es schädlich sein.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. November 2024, 19:30 Uhr