Hintergrund
7 Gründe, warum Lestra für viele Bremer ein besonderes Kaufhaus ist
Edeka übernimmt Bremer Traditionskaufhaus Lestra
Edeka übernimmt mit Lestra ein Bremer Traditionskaufhaus. Wie sich das Familienunternehmen diesen Ruf erarbeitet hat, erklären wir an diesen Beispielen.
Die Übernahme des Kaufhauses Lestra in Bremen-Horn durch Edeka zieht einen Strich unter mehr als fünf Jahrzehnte Tradition. Doch was macht die besondere Aura Lestras, die bislang Kunden weit über Horn hinaus bis ins Bremer Umland anlockt, eigentlich aus?
1 Fünf Jahrzehnte Tradition
1970, vor 55 Jahren, begann die Geschichte eines der außergewöhnlichsten Kaufhäuser Bremens. Sein Gründer, der Kaufmann Heinz Strangemann, hatte einst in die Textildynastie Leffers eingeheiratet. Von ihr erhielt er auch die finanzielle Hilfe für sein Startup – und benannte das Kaufhaus den zwei Familiennamen entsprechend "Lestra".

Zunächst setzte der Kaufmann noch vor allem auf Hartwaren wie Wäschekörbe, Transistorradios und, der Familientradition entsprechend, Textilien. Im Laufe der 1970er-Jahre kam ein Getränkemarkt dazu, 1976 ein Ärztehaus mit Apotheke und Optiker.
Mit der Zeit wandelte sich der Schwerpunkt auch immer mehr hin zu den Lebensmitteln. So wurde Lestra vom Textilkaufhaus bald zum Vollversorger – ohne einer der großen Handelsketten anzugehören.
2 Mehr als 90.000 Produkte im Sortiment

Bis zu 500 Käsesorten, täglich frischer Fisch aus Bremerhaven, Sushi, Fleisch vom Landschwein bis zum Angusrind. Dazu Weine aus handverlesenen Weingütern. Haushaltswaren von der exklusiven Schuhcreme bis zum hochwertigen Topf, das Angebot bei Lestra reicht weit über das üblicher Supermärkte hinaus.
Gut 90.000 Produkte von mehr als 1.000 Lieferanten führt das Kaufhaus, rund doppelt so viele wie andere Einzelhändler dieser Größe.
3 Mitarbeiter entscheiden mit
Rund 140 Mitarbeitende sind derzeit bei Lestra beschäftigt. Was beim Familienunternehmen in den Verkaufstheken und Regalen liegt, entscheiden sie maßgeblich mit. Gemeinsam fahren sie auf Messen und zu Lieferanten, probieren, wählen aus, pflegen Kontakte. Oft stammen die Waren von Betrieben, deren besondere Produkte erst von den Mitarbeitenden des Kaufhauses entdeckt worden sind.
4 Auszeichnungen für Kulinarisches
Hinzu kommen jene Delikatessen, die bei Lestra in Eigenproduktion hergestellt werden. Ob hausgemachte Mousse au Chocolat oder Sushi vom Sushi-Meister. Die Fleisch-, Wurst- und Käsetheken, die Obst und Gemüse-Abteilung sind immer wieder prämiert worden. 2014 zeichnete das Fachmagazin "Lebensmittel Praxis" die Bremer aufgrund einer Verbraucherabstimmung sogar als Deutschlands "Supermarkt des Jahres" aus.
5 Containern erwünscht!
Auch in gesellschaftlicher Hinsicht hat Lestra in den vergangenen Jahren immer wieder Ausrufezeichen gesetzt. Deutschlandweit sorgte 2019 beispielsweise der offene Umgang von Geschäftsführer Cornelius Strangemann mit dem "Containern" für Aufsehen. Beim "Containern" sammeln Menschen – aus Not oder aus Überzeugung – weggeworfene Waren ein. Das war damals und ist bis heute illegal.

Bei Lestra hingegen entschieden sich die Betreiber, es zu dulden und sogar wohlwollende Schilder an die Container zu kleben. "Liebe Lebensmittelretter! Beachten Sie bitte folgende Hinweise", hieß es dort. Gefolgt von Tipps mit Regeln für die Müllsammler mit Warnungen vor altem Fleisch und für abgelaufene Konserven.
6 Heimlicher Horner Marktplatz
Zentraler als der Ort, an dem das bekannte Kaufhaus heute steht, geht es kaum. An dieser Stelle wurde 1899 der Sportverein "Eiche Horn" gegründet, hier endeten später Pferdebahnen, dann Straßenbahnen. Die Wagenhallen, Waschhallen und Werkstätten für Busse und Bahnen, die hier ebenfalls in exzellenter Lage errichtet worden waren, riss die BSAG schließlich 1969 ab und baute auf dem 10.000 Quadratmeter großen Gelände lieber das heutige Supermarktgebäude – ein zentraler Fixpunkt bis heute.
Statt auf einem Marktplatz findet das jährliche Horner Kulturfest im Spätsommer auf dem Kaufhaus-Parkplatz statt. Livemusik, Kunsthandwerk, ein großer Flohmarkt, auch dafür steht "Lestra".
7 "Gegenüber von Lestra"
Sätze wie "gegenüber von Lestra" oder "Höhe Lestra" sind im Bremischen Sprachgebrauch inzwischen gang und gäbe. Ob das nach Übernahme, Umbau und Umbenennung des Kaufhauses langfristig so bleibt, ist offen. Zumindest eines ist sicher. Der Begriff "Lestra" wird wohl im Alltagsgespräch noch eine Zeit lang den neuen Namen "Edeka Maaß" überstrahlen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 25. April 2025, 14:40 Uhr