Empörungswelle im Netz nach Rassismus-Vorwürfen gegen Bremer Brebau
Nicht nur in der Politik ist das Entsetzen über die Brebau-Praktiken groß – auch in den sozialen Medien ärgern sich viele Bremer und Bremerinnen. Und haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
buten un binnen hat offengelegt, dass laut internen Dokumenten Menschen bei der Wohnungssuche von der Brebau systematisch diskriminiert werden. Der Redaktion liegen schriftliche Anweisungen vor, aus denen dies hervorgeht. Bewerberinnen und Bewerber, die ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands haben, sollen gezielt von Brebau-Wohnungen ferngehalten worden sein.
Ist doch typisch, dass die Geschäftsführung nichts davon weiß, und nun versuchen wird, das auf untere Etagen abzuwälzen. Ich hoffe das B&B dran bleibt und sich nicht von schönen Ausreden blenden lässt.
Dieter Borchardt - 20. Mai 2021, 08:15 Uhr.
Nachdem die Geschäftsführung zunächst angab, nichts von den Praktiken gewusst zu haben, kündigte das Unternehmen dann in einer schriftlichen Stellungnahme an, den Sachverhalt aufklären zu wollen. Jetzt räumte es "nicht autorisierte Prozesse" ein und erklärte, dass das Vorgehen sofort gestoppt worden sei.
Diese Praktiken sind so beschämend, dass mir die Spuke wegbleibt...Und dennoch finden sie überall statt. Das ist mit ein Grund, warum sich sogenannte Ghettos bilden, anstatt einer multikulturellen, gleichberechtigten Gesellschaft. Allein der fremde Name ist schon oft ein Grund, dass es, in irgendeiner Form, zur Ablehnung kommt.
Bea Te Bor Chert - 20. Mai 2021, 07:35 Uhr.
Wie kann man sich anmaßen, so zu (ver) urteilen!?
Das ändert jedoch nichts an der Verärgerung vieler – auch wenn das Thema für sie nicht neu ist und es nicht nur auf dem Wohnungsmarkt diese Probleme gibt. Viele berichten von ähnlichen Erfahrungen, wie sie auch unsere vier Lockvögel machen mussten.
Was für eine Überraschung! Genau diese Tests sind auch eine Blaupause für Bewerbungen am Arbeitsmarkt mit identischen Zeugnissen. Wer wird wohl zum Vorstellungsgespräch eingeladen? #Diversity
Katja Speetzen - 20. Mai 2021, 07:14 Uhr.
buten un binnen hat vier junge Deutsch losgeschickt, um bei der Brebau auf Wohnungssuche zu gehen. Karim El Korhaly, Felix Arndt, Livingsoul Dupe Igunbor und Tim Schoenian. Nur Felix und Tim haben eine Wohnung angeboten bekommen.
User berichten von ihren Erfahrungen
Ich kann hier von meiner persönlichen Erfahrung bei der Brebau von vor 40 Jahren berichten. Ich hatte als junge Frau eine Wohnung in Oslebshausen gemietet. Drei Monate später ist dann mein Mann, der damals noch die senegalesische Staatsangehörigkeit hatte, nach unserer Hochzeit dazugezogen. Wir hatten die Wohnung ausgesucht, weil ein befreundetes Ehepaar, auch senegalesisch-deutsch, auch in der Nähe eine Gewobawohnung hatte. Es war ähnlich gewesen. Die Frau hatte kurz vor der Hochzeit die Wohnung alleine gemietet und der Mann war dann nach der Hochzeit dazugezogen. Als wir damals zur Brebau gingen, um meinen Mann mit in den Mietvertrag aufnehmen zu lassen, hieß es, man wolle aber kein "afrikanisches Ghetto" dort haben. Soviel zu Rassismus bei der Brebau.
Sabine Diène - 20. Mai 2021, 08:19 Uhr.
„Ahhhh deswegen bekam ich keine Wohnung, es kam mir schon komisch vor. Bin deutsche Staatsbürgerin habe mich dort vorgestellt. Nachdem sie meinen Nachnamen gelesen haben bekam ich keine Wohnung, telefonische absagen, Hoffnung machen und absagen. Meine Freundin mit Deutschem Nachname suchte genau die gleiche Wohnungsgröße wie ich, und bekam sofort eine Wohnung. Ich suche bereits seit drei Jahren eine Wohnung.
Sauer Skirsche - 20. Mai 2021, 08:01 Uhr.
Könnte ein Buch darüber schreiben, was wir als Familie schon alles bei der Suche nach Wohnung oder Arbeit erlebt haben. Es ist wirklich nicht einfach. Ich habe die ersten 30 Jahre meines Lebens in Bremen gelebt, kenne fast jeden Straßennamen, jeden Stein. Mein Vater hat dieses Land in den frühen 70ern mit aufgebaut. Und nur weil man eine andere Glaubensüberzeugung im Herzen trägt, gekoppelt mit einem ausländischen Namen scheint es für einige ein Freischein dafür zu sein, ihre diskriminierende rassistische Neigung auszulassen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sich das anfühlt, obwohl man in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. In anderen deutschen Städten ist es auch nicht viel einfacher was die Wohnungssuche als Person mit ausländisch klingendem Namen betrifft. So sagte einer mal knallhart zu mir, wir würden nicht zu den Nachbarn passen. Dabei sind wir es, welche die Nachbarschaft pflegen...
Sam Aya - 20. Mai 2021, 08:36 Uhr.
Besonders die Sorge, dass die Diskriminierungs-Vorwürfe keine Konsequenzen nach sich ziehen, trieb viele User und Userinnen um. Damit sind sie aber nicht allein – auch Bremer Politiker fordern ein hartes Durchgreifen.
Sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende der Brebau, Dietmar Strehl (Grüne), als auch die Brebau selbst kündigten bereits Konsequenzen an, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Der Aufsichtsrat soll nach buten un binnen Informationen morgen zu einer Sitzung zusammenkommen.
Wow unglaublich und das von einem Unternehmen, dass zu 100 Prozent der Stadt gehört. "Bremen ist Weltoffen", klar, anscheinend nur dann wenn man die "richtigen" Wurzeln hat. Das traurige an der ganzen Geschichte ist, dass mich das (als ein in Deutschland geborener mit Migrationshintergrund) überhaupt nicht wundert. Der tägliche Rassismus + sowas bei einer Wohnungsgesellschaft hat sich zur Normalität in diesem Land entwickelt. Da muss sich dringend was ändern, in den Köpfen der Menschen muss sich was ändern, irgendwann reicht es wirklich. Aber wie so oft in solchen Themen wird darüber einfach nur geredet und nach zwei Wochen unter den Teppich gekehrt. Konsequenzen gibt es für niemanden. Völlig normal. Naja, was will man machen. Auf türkisch würde man sagen „hayırlısı” (hoffen wir das beste).
Ugur Ce - 20. Mai 2021, 07:43 Uhr.
Einige User drückten die Hoffnung aus, dass es bei anderen Wohnungsbaugesellschaften nicht zu ähnlichen Strukturen gekommen ist und, dass alle Vermieter und Vermieterinnen künftig ihre Auswahlverfahren überprüfen. Während die Empörung über die Praktiken blieb, dankten aber auch viele denjenigen, die geholfen haben, dieses Vorgehen ans Licht zu bringen.
Das ist skandalös, aber seit Jahrzehnten gefühlte Realität. Gut, dass es jetzt bewiesen ist. Meine Hochachtung vor dem Whistleblower.
Charlie Grkn - 20. Mai 2021, 08:46 Uhr.
Doch unter den Reaktionen im Netz gab es auch Gegenbeispiele und einige User berichteten von Brebau-Häusern, in denen Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammen wohnen.
Mein Vermieter ist auch Brebau und in dem Mehrparteienhaus, in dem ich wohne sind mehrere Menschen mit Migrationshintergrund, die auch teilweise neu eingezogen sind. Kann ich so also nicht bestätigen und die Nachnamen klingen auch nicht deutsch.
Rick Bonkowski - 20. Mai 2021, 08:53 Uhr.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 20. Mai 2021, 19:30 Uhr