Warum diese Bremerin seit 6 Jahren eine "Oma gegen Rechts" ist

Liselotte Warnecke steht in einem blauen Kleid an einem Geländer vor der Weser und lächelt.
Den Banner der "Omas gegen Rechts" trägt Liselotte Warnecke fast immer. Bild: Leslie Melina Schmidt

Seit 2018 engagiert sich Liselotte Warnecke bei den "Omas gegen Rechts" in Bremen. Heute startet der erste Bundeskongress der Bewegung.

Liselotte Warnecke ist fast von Anfang an dabei: seit sechs Jahren engagiert sich die 70-Jährige bei den "Omas gegen Rechts" in Bremen. Eine unabhängige und parteilose Initiative, die sich gegen Rechtsextremismus, Faschismus und Rassismus einsetzt. Und die wächst immer weiter: nach eigenen Angaben haben die Omas gegen Rechts deutschlandweit über 10.000 Mitglieder.

Gegründet wurde die Bewegung 2017 in Wien. Die Bremer Ortsgruppe gibt es seit 2018. Auf sie ist Warnecke durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden. Ihre erste Aktion hat sie aber nicht in Bremen begleitet, sondern bei einer Demo in Hamburg: "Die ganzen Leute haben geklatscht uns zu sehen. Mit uns sind Punker mitgelaufen, Jugendliche mitgelaufen, alte Leute mitgelaufen. Und das hat mich so begeistert."

Mir ist auch wichtig immer dabei Spaß zu haben und Humor zu haben und Rechte haben keinen Humor.

Liselotte Warnecke, Omas gegen Rechts Bremen

Klare Kante gegen Rechts noch nie so wichtig wie heute

Heute kümmert sich Liselotte Warnecke in der Initiative viel um das Organisatorische, plant Mahnwachen und Proteste. Bis zu ihrer Rente 2019 hat sie die Kindergärten der evangelischen Kirche in der Neuen Vahr geleitet. Wenn sie sich nicht gerade engagiert, verbringt sie die Zeit mit ihrer Familie und vor allem mit ihrer 7-jährigen Enkelin.

Ich mache mir große Sorgen, dass meine Enkeltochter irgendwann unter Faschisten leben müsste. (...) Und dass sie dann sagt: Und warum hat Oma nichts gemacht?

Liselotte, Warnecke, Omas gegen Rechts Bremen

Von den späteren Generationen möchte sie sich nicht vorwerfen lassen, dass sie nichts getan hat. "Die Generation meiner Eltern könnte ich sagen, die haben nicht gewusst, wohin Faschismus führt. Wir wissen, was er gemacht hat und was daraus geworden ist". Deshalb sei es heute umso wichtiger sich gegen Rechts aufzulehnen und präsent zu sein.

Seit den correctiv-Recherchen zu einem geheimen Treffen hochrrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarken Unternehmern in Potsdam im November 2023 haben die Omas gegen Rechts starken Zuwachs bekommen, so Warnecke. Die Bremer Ortsgruppe habe inzwischen etwa 150 Menschen auf der Mailliste. 50 bis 60 davon würden sich aktiv einbringen.

Erster Bundeskongress beginnt heute

10 Frauen aus der Bremer Ortsgruppe fahren heute zum ersten Bundeskongress in Erfurt. Und dieser Ort wurde nicht zufällig gewählt: Denn im September könnte die AfD bei den Landtagswahlen in Thüringen stärkste Kraft werden. Die Omas möchten damit ein Zeichen setzen.

Auch Liselotte Warnecke wird beim Bundeskongress dabei sein. Sie freut sich auf das Programm und die Workshops - vor allem aber freut sie sich, andere engagierte Omas zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.

Nach dem Kongress ist vor der Planung weiterer Aktionen. Und für Liselotte Warnecke steht fest: sie wird noch lange weitermachen.

Solange ich gesund bleibe, mache ich weiter. Es sind so viele tolle Frauen und so viel Vielfalt. Wo finde ich das sonst? Also nicht im Seniorenkreis, das glaube ich nicht.

Liselotte Warnecke, Omas gegen Rechts Bremen

Autorin

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    Leslie Melina Schmidt Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 2. August 2024, 7:35 Uhr