Infografik

Party, Klopapier und Fußball: 10 kuriose Fakten zur "Polarstern"

Der Forschungseisbrecher "Polarstern" des Alfred-Wegener-Instituts befindet sich in freundlicher Gesellschaft von Pinguinen im ewigen Eis der sommerlichen Antarktis (Archivbild)

Bremerhavener Forschungsschiff "Polarstern" feiert 40. Geburtstag

Bild: dpa | AWI

Das Bremerhavener Expeditionsschiff "Polarstern" wird heute 40 Jahre alt. Wir blicken hinter die Kulissen abseits von Wissenschaft und Forschung.

Heute vor genau 40 Jahren wurde der deutsche Eisbrecher "Polarstern" des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Dienst gestellt. Insgesamt 188 Millionen DM kostete das wohl berühmteste deutsche Forschungsschiff unserer Zeit am Ende. An Bord wird aber nicht nur geforscht, sondern auch gefeiert, gewogen und gegrillt.

1 Wie viel Toilettenpapier verbraucht die Crew?

Zur Schiffscrew gehören bis zu 44 Personen, hinzu kommen maximal 55 Wissenschaftler und Techniker. Und die müssen auch mal aufs Klo: Pro Monat verteilen die Stewardessen rund 680 Rollen Toilettenpapier auf die einzelnen Kammern.

Klicken Sie sich durch die Polarstern

Polarstern Schiff POLARSTERN ÄRZTLICHE VERSORGUNG In einem OP und einem Behandlungs- und Quarantäneraum arbeiten die Schiffsärzte und eine Krankenschwester. Wenn es kompliziert wird, kommt Unterstützung per Telemedizin aus Bremerhaven. Häufig sind auch Zahnbehandlungen. Dafür haben die Chirurgen Zusatzausbildungen. EIN SPA IM SCHIFFSBAUCH Im Unterdeck können sie die Crewmitglieder nach harten Arbeitstagen entspannen. Dort finden Sie auch ein Spa mit Sauna und Schwimmbad, es ist immerhin zehn mal fünf Meter groß. Hier wird oft Wasserball gespielt. WOHNKAMMERN Jeweils zwei Wissenschaftler teilen sich eine Kammer. Und da ist Sparsamkeit gefragt. Gerade mal zehn Quadratmeter sind die Zimmer groß – da ist schon beim Packen Disziplin nötig. Privatsphäre gibt es nur begrenzt. Lediglich ein Vorhang trennt die Koje vom Kollegen ab. MESSEN UND SALONS An Bord gibt es zwei Messen, also Kantinen: Eine, in der die Mitarbeiter auch mal im Overall essen, und eine, in der Zivilkleidung gefragt ist. Für Kaffee und Dessert gibt es den roten Salon. Dort treffen sich auch viele zum Spielen. Der blaue Salon darüber ist die Bibliothek. HELIKOPTER Die beiden Helikopter haben einen kleinen Landekreis und eine Art Garage. Sie dienen zur Erkundung, für Messungen und natürlich als Transportfahrzeug. Sie sind mit Kufen und Schwimmkörpern ausgestattet und dürfen so über Eis und offenem Wasser fliegen. DIE MASCHINE Die Polarstern hat viel Kraft: Als Eisbrecher kann sie bis zu 1,5 Meter dickes Eis locker durchfahren, bis zu zehn Meter hohe Schollen kann sie rammen und zerbrechen. Die vier Hauptmaschinen haben dafür fast 20.000 PS. Im Maschinenraum stehen auch Heizkessel für die Wärmeerzeugung und Dieselgeneratoren für den Strom. KRÄHENNEST UND ARBEITSDECKS Der höchste begehbare Punkt auf dem Schiff ist das sogenannte Krähennest. Hier stehen Kameras, die Eis und Natur beobachten, Menschen beobachten Vögel und Säugetiere. Wale werden von einer rotierenden Wärmebildkamera beobachtet. Für die Wissenschaftler gibt es außerdem ein Peildeck und ein Arbeitsdeck, von dem aus sie Geräte in Wasser lassen können. LABORE Die Polarstern ist ein Foschungsschiff – natürlich hat sie Labore. Dazu gehört ein Chemielabor mit hochspezialisierten Analysegeräten, ein Nasslabor, in dem zum Beispiel Schlammproben untersucht werden, und mehrere Laborcontainer mit besonderen Bedingungen und Ausstattungen. In der Bibliothek steht Fachliteratur zur Verfügung.

2 Ab auf die Waage

Eine Tradition auf dem Schiff ist der Wiege-Club: Jeden Sonntag vor dem Mittagessen ertönt eine Durchsage und ruft zum Wiegen in die Maschinenwerkstatt. Die Teilnehmer werden auf einer alten Balkenwaage gewogen. Dann müssen sie schätzen, ob sie zu- oder abgenommen haben. Wer daneben liegt, zahlt einen kleinen Obolus. Das Geld spenden die Forscher an ein Kinderkrankenhaus. Die Teilnahme an der Aktion ist natürlich freiwillig.

3 Halloweenparty mit selbst gebastelten Kostümen

Zur Tradition an Bord gehört auch die Halloweenparty. Die Kostüme basteln die Forscherinnen und Forscher selbst.

4 So viel verspeisen die Forscher

In einem Monat werden in der Kombüse um die 3.150 Brötchen gebacken und in der Messe rund 3.200 Eier, 360 Liter Milch sowie 180 Liter Fruchtsäfte verschlungen. In den ersten drei Monaten der großen "Mosaic"-Expedition verbrauchten die etwa 100 Menschen an Bord 12,7 Tonnen Lebensmittel. Auch der Speiseplan hat Tradition: So gibt es unter anderem freitags Fisch und samstags Eintopf. Ein Highlight ist das Eis, das es donnerstags und sonntags immer zum Nachtisch gibt.

5 Fußballer brauchen Eisbärwachen

Die Kalorien trainiert die Crew unter anderem beim Fußball ab. Auf der "Mosaic"-Expedition haben die Forscher einfach ein Fußballfeld auf der Eisscholle markiert. Ganz wichtig dabei: Ein paar Crewmitglieder dürfen nicht mitspielen und müssen als Eisbärwachen am Spielfeldrand aufpassen, dass alle in Sicherheit sind.

6 Natürliches Wellenbad

Auf dem Schiff gibt es auch einen Pool, eine Sauna, ein Solarium und ein Fitnessstudio. Wenn die "Polarstern" nicht im Eis eingefroren ist, wird der Pool bei Seegang zum Wellenbad.

7 Traditionelles Weihnachtsessen

Koch Sven Schnieder in der Kombüse der "Polarstern"
Chefkoch Sven Schnieder stand bisher nicht nur in der Küche der "Polarstern", sondern versorgte auch schon die Crew der Neumayer-Station III in der Antarktis. Bild: Radio Bremen | Boris Hellmers

Sven Schnieder, Chefkoch auf der "Polarstern", verriet während der "Mosaic"-Expedition, dass er zu Weihnachten auf klassische deutsche Gerichte setzt: Heiligabend Bockwurst und Kartoffelsalat, am 1. Weihnachtstag Gänsekeule, am 2. Weihnachtstag Hirschbraten. Gewichtelt wird Heiligabend auch. Beim Glühweintrinken müssen die Forscher aber aufpassen: An Deck bei minus 30 Grad Celsius gefriert das Getränk.

8 Signalton statt Feuerwerk

Feuerwerk ist zu Silvester verboten, denn das könnte durchaus zu ungewollten Rettungsmanövern führen. Stattdessen ertönt um Mitternacht das Schiffshorn.

Das Polarforschungsschiff "Polarstern" wurde am 9. Dezember 1982 in Bremerhaven in Dienst gestellt.
Das Polarforschungsschiff "Polarstern" wurde am 9. Dezember 1982 in Bremerhaven in Dienst gestellt. Bild: dpa | Schilling

9 Zum Bergfest wird gegrillt

Die Besatzung der "Polarstern" grillt gerne. Jeder legt sich selbst das auf den Grill, was er essen möchte: Fleisch, vegetarische Würstchen oder Ananas. In der Mitte der Reise feiern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Bergfest. Auch dann schmeißen sie den Grill auf dem Arbeitsdeck an.

10 Das ist in der Bordapotheke zu finden

Die Bordapotheke wird vor Antritt jeder Expedition mit 1.000 Tabletten, 200 Pflastern, 45 Ampullen und 200 Zäpfchen gegen Seekrankheit ausgerüstet.

"Polarstern" wird 50. Geburtstag nicht mehr erleben

Nach 40 Jahren im Dienst der Wissenschaft ist es Zeit für ein neues Schiff. Eine erste Ausschreibung für einen Neubau hatte das Bundesforschungsministerium wieder gestoppt, weil sich die technischen und finanziellen Anforderungen geändert hatten. Für die neue, ziemlich komplexe und EU-weite Ausschreibung ist nun das Alfred-Wegener-Institut selbst zuständig. 2027 läuft die Klasse, sozusagen der TÜV, für die "Polarstern" ab. Bis dahin, so hofft Projektleiter Detlef Wilde, ist die "Polarstern II" fertig.

Rückblick: Sondersendung zur Rückkehr der "Polarstern" nach der Mosaic-Expedition

Bild: Radio Bremen

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 9. Dezember 2022, 6.10 Uhr