Mehr Besucher in Programmkinos: Warum ist das so?

Menschen sitzen in einem dunklen Kinosaal

Mehr Besucher in Programmkinos – Warum ist das so?

Bild: Filmfest Bremen | Felix Müller

Bremen und Bremerhaven haben mehrere Programmkinos. Entgegen dem Trend gehen die Besucherzahlen in die Höhe. Das könnte daran liegen, dass Arthouse-Filme immer beliebter werden.

In Zeiten von Streamingdiensten wie Netlix und Amazon Prime lockt es immer weniger Menschen vor die Leinwand. Viele Kinobesucher kamen nach Corona nicht zurück in die Kinos oder können es sich jetzt wegen der Inflation nicht mehr leisten. Laut der Filmförderungsanstalt (FFA) wurden in den deutschen Kinos im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 41,9 Millionen Tickets verkauft, 7,3 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr.

Die Programmkinos hingegen konnten 2024 ganze 3,1 Prozent mehr Besucher als 2023 verzeichnen. Das geht aus einer Statistik des Kinoverbandes Arbeitsgemeinschaft Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater hervor.

Arthouse hat es in die breite Bevölkerung geschafft. "The Zone of Interest" wurde 2024 mit einem Oscar für den besten internationalen Film ausgezeichnet. Und auch Filme wie "Poor Things" und "Dune: Part Two" waren in 2024 heiß begehrt. Das erklärt womöglich auch den Anstieg der Besucherzahlen, die Programmkinos im letzten Jahr verzeichnen konnten.


Programmkinos zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass dort keine oder nicht nur "Mainstream"-Filme gezeigt werden. Sie setzen sich mit ihrem Kinoangebot wie Previews, langen Filmnächten, Originalfassungen oder Dokumentar- und Kurzfilm-Reihen von kommerziellen Kinos ab.

Programm- und Kommunalkinos auch in Bremen und Umgebung

Hier können Sie sich externe Inhalte (Text, Bild, Video…) von uMap anzeigen lassen

Stimmen Sie zu, stellt Ihr Browser eine Verbindung mit dem Anbieter her.
Mehr Infos zum Thema Datenschutz.

In der Region gibt es mindestens 18 Programm- und Kommunalkinos. Das Cinema am Ostertor in Bremen war sogar das erste Programmkino in ganz Deutschland. Viele dieser "Szene-Kinos" sind nicht nur reine Kinos. Oft sind sie auch Café, Kneipe oder Restaurant. Abgesehen vom Programm ist das auch etwas, was Besucher schätzen und was sie so besonders macht.

Es ist toll, dass man danach noch eine Location hat, wo man hingehen kann. Indem man sich dann mit Leuten über den Film, den man gerade gesehen hat, unterhält, kommt man nochmal zu neuen Erkenntnissen.

Besucherin des Kommunalkinos City46

Nicht nur bei den Programmkinos läuft es gut, auch das Kommunalkino City46 in Bremen freut sich über die Besucherzahlen. Vorstandsmitglied Holger Tebe beobachtet auch dort einen Anstieg: "Auch die Zahlen bei uns waren 2024 deutlich höher als zum Beispiel in 2019. Das zeigt mir, dass das Publikum zu uns zurückgefunden hat."

"Die Stärke des Arthouse-Marktes beruht auf der Schwäche des Mainstream-Marktes"

Corona, Streik in Hollywood, steigende Preise – die kommerziellen Kinos hatten es nicht einfach. Laut Christian Bräuer, Vorstandsvorsitzender der AG Kino - Gilde, sind viele Filme nicht fertig gestellt worden und damit einhergehend weniger Ware vorhanden: "Man muss schon sagen, dass die Stärke des Arthouse-Marktes auch auf der Schwäche des Mainstream-Marktes beruht."

Vielleicht haben sich die Menschen auch satt gesehen, an den immer gleichen Erzählschemen aus Hollywood.

Christian Bräuer


Für die Kinos und die Filmverleiher sei es oft viel Arbeit, die Menschen für diese Art von Filmen zu interessieren. "Arthouse-Filme müssen sich meist erst entwickeln. Die Menschen brauchen oft ein bisschen mehr Zeit, bis sie die Filme wahrnehmen", sagt Bräuer. Vor allem die erfolgreichen Filmfestivals seien ausschlaggebend für den Erfolg des Arthouse-Marktes im Jahr 2024 gewesen.

Aber er glaubt, dass sich auch kommerzielle Kinos den Zahlen von vor Corona wieder annähern werden: "Ich würde jetzt den Kinomarkt insgesamt noch nicht ganz abschreiben."

Förderung durch Bund für die Kinos lebensnotwendig

Trotz des Erfolgs: Viele der Kinos sind auf Unterstützung angewiesen. Die Konzepte und vor allem die Ticketpreise sind laut dem Vorstandsvorsitzenden der AG Kino nicht auf Gewinnmaximierung ausgelegt. Um den Betrieb zu gewährleisten gibt es Zuschüsse vom Bund. Das "Zukunftsprogramm Kino" fördert verschiedene Investitionen wie Barrierefreiheit im Kino, Kinosaal-Ausstattung, Marketing oder Projektions- und Tontechnik.

"Diese Art von Kinos bieten den Menschen eben nicht nur das Kino, sondern sie sind auch Kommunikationsorte, Orte der Geselligkeit, des Austauschs. Und das ist eigentlich viel mehr, als nur mit einem großen Eimer Popcorn ins Kino zu gehen."

Holger Tepe

Laut der AG Kino - Gilde liegt diese Förderung nach dem Ampel-Aus jedoch erstmal auf Eis. Das würde viele Häuser vor existenzielle Herausforderungen stellen. Das bestätigt auch Holger Tepe. Letztendlich könne es nur weitergehen, wenn die nächste Regierung einen Haushalt verabschiedet und die Kinos wissen, welche Gelder für sie vorgesehen sind.

Mehr Kultur in Bremen und Bremerhaven:

Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 16. Januar 2025, 8:45 Uhr