Wie die erste 3nach9-Moderation die Anfänge der Talkshow erlebte
Diese 93-Jährige ist die erste 3nach9-Moderatorin – und drehte mit Weltstars
Bild: Matthias Hornung
Von 1974 bis 1982 führte Marianne Koch durch die "Mutter aller Talkshows". In der Jubiläumsausgabe zum 50. Geburtstag der Radio Bremen-Sendung erinnert sie sich an die Anfänge.
Die Idee kam von Dieter Ertel, dem Intendaten, der das schon mal versucht hatte im Süddeutschen Rundfunk. Der wollte eine "vogelwilde" Sendung machen. Es war nicht so brav und gesittet wie heute. Und es war einfach ein Versuch mit interessanten Leuten ins Gespräch zu kommen. Das Studio war nackt, nicht so schöne Sachen wie heute im Studio. Der Regiesseur saß in der Mitte und hat von dort aus seine Kameraleute in die verschiedenen Richtungen geschickt.
Marianne Koch, frühere 3nach9-Moderatorin
... über die Vorbereitung der Sendungen
Wir haben gesagt, wir machen interessante Gespräche. Es gab keine Bedingungen, gar nichts. Wir Moderatoren waren auf uns selbst gestellt. Wir haben uns meistens mittags getroffen zu einem "Arbeitsgespräch". Wir haben gut miteinander geredet, wir mochten uns halt sehr.
Marianne Koch, Fernsehmoderatorin
... über spannende Interviews bei 3nach9
Man hat halt geschaut, was für Gäste man hatte und dann hat man mit denen geredet. Der Wolfgang Menge hat zum Beispiel den Schneider der englischen Königin mal als Gast gehabt. Er hat auf Biegen und Brechen versucht die Körpermaße der Königin heraus zu finden.
Marianne Koch, ehemalige 3nach9-Moderatorin
Marianne Koch begrüßt das Schaf Johannes und die Schäferin Dagmar-Maria Spindel in der Sendung am 9. Oktober 1975.
Bild: Radio Bremen | Do Leibgirries
... über die Zuschauer
Wir waren politisch nicht ganz ausgeglichen. Es kamen schon auch Briefe an den Sender, in denen stand "schmeißt die Koch doch über die Mauer" und so weiter. Und der bayrische Rundfunk hat sich auch sehr zurückgehalten und wollte die Sendung nicht unbedingt mit ausstrahlen. Aber es gab auch wunderbare Situationen: Eines Abends bei einer Sendung kam so eine Gruppe an Menschen von der Straße in das Studio rein und wollte mitdiskutieren. Und wir haben die miteinbezogen. Und das war das Schöne an der Sendung, das dauernd improvisiert wurde.
Marianne Koch, Moderatorin
... über ihren Lieblingsgast
Ich glaube in der ersten Sendung hatte ich den Maler Padua, der sowohl Nazi-Größen als auch Nachkriegsleute porträtiert hat. Da konnte man gut fragen. Und Helmut Kohl habe ich einmal als Gast gehabt. Aber natürlich Loriot mit dem ich ja befreundet war. Das war schwierig, weil wenn man befreundet ist – dann eine Sendung zu machen, in der man bei dem Gegenüber nachfragen sollte, fiel nicht einfach.
Marianne Koch, Moderatorin
... über ihren Abschied bei 3nach9
Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube, ich war fertig mit dem Medizinstudium. Und habe dann Staatsexam gemacht und war Assistentin in einer Klinik. Danach habe ich mich in München in einer eigenen Praxis niedergelassen. Irgendwann war es halt zu schwierig. Und dann haben wir uns mit großen Freundlichkeiten getrennt.
