Ein Monat nach dem Assad-Sturz: Was denken Syrer in Bremen und umzu?

Exil-Syrer feiern in Bremen das Ende der Assad-Diktatur in Syrien.

Ein Monat nach dem Assad-Sturz: Was denken Syrer in Bremen und umzu?

Bild: dpa | Caro | Bastian

Im Dezember wurde das Assad-Regime in Syrien gestürzt — sehr zur Freude der Syrer, die nach Bremen und umzu geflüchtet sind. Wie beurteilen sie inzwischen die Lage in ihrer Heimat?

Der 7. und 8. Dezember 2024 sind für die meisten Syrerinnen und Syrer sehr wichtige, wenn nicht sogar die wichtigsten Daten in ihrem Leben. Denn an diesen beiden Tagen haben Milizen für den Sturz des Assad-Regimes gesorgt. Auch in Bremen gab es Autokorsos, Versammlungen, syrische Flaggen wurden geschwenkt. Einen Monat nach dem Sturz von Baschar Al-Assad ist die Freude immer noch groß.

Ein Mann schaut in die Kamera
Mohammad Bakir möchte nach Syrien zurückkehren. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

"Das ist wichtiger als mein Geburtstag. Er (Baschar Al-Assad, Anm. d. Red.) war der Präsident in Syrien und vorher war es sein Vater, die haben einfach schlechte Sachen gemacht, die haben es versaut", sagt Mohammad Bakir. Der 27-Jährige ist vor neun Jahren mit seinem älteren Bruder aus Damaskus geflohen, seitdem leben sie in Bassum (Landkreis Diepholz). Dort haben sie bei Null angefangen: eine neue Sprache lernen, eine Ausbildung beginnen und sich einen Freundeskreis aufbauen. Das alles haben die Brüder auf sich genommen, weil sie für sich in Syrien keine Zukunft mehr gesehen haben.

Bakir hält Rückkehr für möglich

Soldaten in Tarnkleidung trainieren in einem Hof
Bakir und sein Bruder sind vor dem Militärdienst in Syrien geflüchtet. (Symbolbild) Bild: dpa | NurPhoto | Rami Alsayed

Der 27-Jährige ist vor der Wehrpflicht geflüchtet: "Damals gab es die Militärpflicht bei uns in Syrien und es war nötig, dass mein Bruder und ich rausgingen", erklärt Bakir. "Meine ganze Familie ist dageblieben, weil für die nicht so viel Gefahr besteht wie für uns beide."

Wehrdienstverweigerer wurden in Syrien unter Assad strafrechtlich verfolgt. Und generell, so die Meinung von Mohammad Bakir, hat das Land unter dem Assad-Regime gelitten. Jetzt, vier Wochen nach der Machtübernahme, sieht der 27-Jährige schon viele gute Entwicklungen: "Die Wirtschaft verbessert sich, das kann man schon merken. Die Kraftstoffpreise sinken wieder und auch die Lebensmittelpreise, deswegen freut man sich natürlich. Dann können die Menschen auch ein besseres Leben haben. Das, was sie verdienen", erzählt der 27-Jährige.

Eine Rückkehr nach Syrien kann sich Bakir sehr gut vorstellen: "Deutschland ist mein zweites Land. Aber ganz ehrlich: Ich bin Syrer und Deutscher, ich fühle mich hier auch sehr gut — aber Heimat ist eben Heimat."

"Ein Gefühl wie neugeboren"

Für Hasnaa Mashadani ist eine Rückkehr in ihre Heimatstadt Aleppo in Syrien ausgeschlossen. Dazu ist sie zu sehr in Bremen verwurzelt. Aber ihre Heimat ist und bleibt Syrien. Deshalb ist die Nacht vom 7. auf den 8. Dezember für sie ein ganz wichtiger Moment. "Ich habe bis heute jeden Tag ein Gefühl wie neugeboren. Warum? Weil alles in Syrien frei ist — Freiheit vom Regime Assad."

Eine Frau schaut an der Kamera vorbei
Mashadani hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft. Bild: Radio Bremen

Mashadani und ihre Familie haben sehr unter dem Regime von Assad gelitten. Die 37-Jährige hat mehrere Verwandte durch den Krieg verloren. Nach ihrer Flucht nach Deutschland hatte sie kaum noch Kontakt zu ihren Schwestern, die in Syrien geblieben sind. Das hat sich seit dem 8. Dezember geändert: "In der ersten Woche hat sich meine Schwester sehr viel gefreut. Sie kann wieder Obst und Gemüse kaufen. Sie hatte seit 14 Jahren keine Banane oder einen Apfel gekauft, weil die sehr, sehr teuer waren", berichtet Mashadani. "Sie konnten nicht leben. Die Leute machen jetzt eine große Party, wie an Weihnachten. Jetzt gibt es Gemüse und Obst. Wir dürfen das kaufen, das macht uns sehr glücklich."

Mashadani wünscht sich für Syrien, dass die Menschen dort endlich in Frieden leben können, dass das Land wieder aufgebaut wird. Und ganz besonders freut sie sich auf den Sommer. Denn dann fährt sie mit ihrer Familie zum ersten Mal wieder in ihre Heimat.

Autor

  • Fabian Metzner
    Fabian Metzner

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 7. Januar 2025, 17:40 Uhr