Das traurige Ende der "Seute Deern" in Bremerhaven

Die "Seute Deern" war der Stolz von Bremerhaven. Aber das Schiff war auch seit seinem Bau 1919 ein Sorgenkind — bis es sank und es keine Rettung mehr gab.

Das Schiff "Seute Deern" in Bremerhaven, umgeben von Baggern.
Der ehemals stolze Traditionssegler "Seute Deern" wird abgewrackt. Bild: Radio Bremen

Wie ist der aktuelle Stand?

Anfang Januar hat hat eine Spezialfirma mit dem Abwracken der "Seute Deern" begonnen. Ab April soll der Rumpf auseinandergenommen werden.

Warum muss die "Seute Deern" abgewrackt werden?

Nachdem der Windjammer im Museumshafen gesunken war, kam ein Gutachten zu dem Schluss, dass das Schiff nicht mehr zu retten sei – ein "konstruktiver Totalschaden". Die Gefahr sei groß, dass das Schiff den Weg in eine Werft nicht schaffe. Eine Sanierung käme einem Neubau gleich. So war das Abwracken die einzige verbleibende Option.

Wer zahlt die Kosten?

Die Kosten für das Ende der "Seute Deern" gehen in die Millionen – wer dafür aufkommt, ist allerdings noch unklar. Nach buten un binnen-Informationen soll allein das Abwracken bis zu drei Millionen Euro kosten. Zusammen mit den Kosten für die Bergung 2019 könnten sich die Gesamtkosten auf fünf Millionen Euro erhöhen.

Wird die "Seute Deern" wieder aufgebaut?

Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat Ende 2019 47 Millionen Euro freigegeben, die unter anderem für den Wiederaufbau der "Seute Deern" genutzt werden sollen. Eine endgültige Entscheidung für einen Wiederaufbau gibt es allerdings noch nicht. Im Januar 2020 beriet eine Lenkungsgruppe über die Verwendung der Gelder. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Beckmeyer hält als Koordinator die Fäden für die Diskussion um die Zukunft der "Seute Deern" in der Hand. Gleichzeitig sind die Pläne für einen Neubau umstritten. So hat das Schifffahrtsmuseum nicht genügend Mittel, um notwendige laufende Instandsetzungen zu bezahlen. Im März 2020 hatte der Bremer Senat angekündigt, kein weiteres Geld für den Neubau des Traditionsseglers bereit zu stellen.

Warum ist die "Seute Deern" gesunken?

Das historische Segelschiff "Seute Deern" ist in der Nacht auf den 31. August 2019 im Alten Hafen in Bremerhaven auf den Grund des Hafenbeckens gesunken. Ursache war ein massiver Wassereinbruch. Die Pumpen, die seit Jahren rund um die Uhr das eingedrungene Wasser aus dem Schiff pumpen, waren ausgefallen.

Ein juristisches Gutachten kam im Sommer 2020 zu dem Schluss, dass die Leitung des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven die Havarie der "Seute Deern" nicht vorhersehen konnte. Die Bremerhavener CDU fordert jedoch weitere Aufklärung.

Die turbulente Geschichte "Seute Deern"

Das Segelschiff Seute Deern
Bild: Radio Bremen

Die "Seute Deern" lief 1919 im US-Bundesstaat Mississippi vom Stapel. Damals hieß sie noch "Elisabeth Bandi". Doch sie war von Anfang an ein kolossaler Anachronismus: Hölzerne Großsegler wurden damals schon lange nicht mehr gebaut. Dass sie aus frischem Holz bestand und keinen Wurmschutz hatte, machte die Sache nicht besser. Die "Elisabeth Bandi" wurde als Gaffelschoner zum Transport von Holz eingesetzt und machte von Anfang an Ärger. Reparaturen wurden fast nach jeder Fahrt fällig, schon damals musste ständig Wasser aus dem Rumpf gepumpt werden.

1966 kam das Schiff an die Wesermündung. Seitdem war es ein Restaurantschiff im Alten Hafen in Bremerhaven. 1972, kurz nach der Gründung des Deutschen Schifffahrtsmuseums, schenkt die Stadt die "Seute Deern" der neuen Institution. Nun war die "Deern" zwar immer noch Restaurantschiff, zugleich aber ein Schiff der historischen Museumsflotte. Bremen und Bremerhaven finanzieren eine Grundsanierung der Bark.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. Juni 2020, 19.30 Uhr

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