Warum der neue Ruheraum im "Stubu" für Drogenabhängige wichtig ist

Blick in den Ruheraum für Drogenabhängige im Bremer Stubu

Warum der neue Ruheraum im "Stubu" für Drogenabhängige wichtig ist

Bild: Radio Bremen | Christian Osterloh

Wo früher getanzt und gefeiert wurde, finden Abhängige und Obdachlose heute einen sicheren Ort. Ein Besuch im Bremer "Stubu".

Es ist kurz vor neun Uhr, und bereits jetzt sitzen drei Leute vor der Tür des Stubu und warten auf Einlass. Sie machen den Eindruck, als hätten sie eine harte Nacht ohne Dach über dem Kopf hinter sich und könnten dringend einen Ort zum Aufwärmen gebrauchen. Jeder zieht noch einmal an der Crackpfeife, denn Drogenkonsum ist drinnen streng verboten.

Materialausgabe für Drogenabhängige im Bremer Stubu
Um zu verhindern, dass die Abhängigen sich an verunreinigtem Spritzbesteck infizieren, werden im Ruheraum saubere Materialien ausgegeben. Bild: Radio Bremen | Christian Osterloh

Lea Albrecht ist als Suchttherapeutin und Sozialpädagogin bei Comeback angestellt und leitet den Ruheraum. Montag bis Samstag können die Menschen sich zwischen 10 und 18 Uhr dort erholen, nur mittwochs öffnet Lea Albrecht erst um 12 Uhr die Türen. Hinter dem Eingang befindet sich gleich die Materialausgabe. Handschuhe, frische Spritzen und Desinfektionsmittel stehen bereit, damit sich draußen keiner an dreckigen Spritzen mit Krankheiten infiziert.

Die Heizungen sind voll aufgedreht, ansonsten ist es nicht sonderlich gemütlich. Ein paar Liegen bieten die Möglichkeit zum Schlafen, ansonsten gibt es Tische und Stühle. Der wichtigste Teil ist aber die Bar. Es ist ein Original aus Zeiten, als im Stubu noch getanzt wurde. "Den Zapfhahn haben wir abmontiert. Der wird hier nicht benötigt", scherzt Lea Albrecht. Bier und Cocktails gibt es nicht, dafür jede Menge Kaffee, eine warme Mahlzeit und immer ein offenes Ohr.

"Hier wird mir mit allem geholfen."

Frank ist 49 Jahre alt und kommt täglich hierher. "Hier wird mir mit allem geholfen. Ob ich Hilfe bei einem Zahnarzttermin brauche, es um meine Familie geht, meine Arbeit oder sonst irgendetwas. Egal, ich kann immer mit denen sprechen. Und das ist dann auch nicht einfach so abgetan. Wir quatschen dann schon auch mal 'ne Stunde“.

Mitarbeiterin des Drogen-Ruheraums im Bremer Stubu steht an einer grünen Theke
Statt Bier und Cocktails gibt es an der Stubu-Bar heutzutage Kaffee. Bild: Radio Bremen | Christian Osterloh

Die Zeit, als noch nicht klar war, in welche Räumlichkeiten Comeback mit dem Ruheraum ziehen kann, war nicht einfach für die Menschen, die dringend einen Ort zum Durchatmen brauchen. Das weiß auch Lea Albrecht: "Letztendlich sind es schlichte Räumlichkeiten, wo man sich aufhalten kann, wo man essen und trinken und sich beraten lassen kann. Aber trotzdem ist es für die Menschen, die hierher kommen, viel, viel mehr. Hier ist jemand, der einem auf Augenhöhe begegnet und nicht auf die Menschen herabblickt und sagt 'Okay, das sind wieder die Süchtigen.' Hier kommt man eben rein und dann heißt es: 'Willst du 'ne Decke? Willst du dich hinlegen?' Das sorgt dafür, dass man eine Beziehung aufbaut und dann mit den Menschen weiterarbeiten kann."

Individuelle Ziele

Frank wurde auch geholfen, in ein Methadon-Programm aufgenommen zu werden. Ob er rückfällig wird, ist hier egal. Es geht darum, den Menschen die Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Weg aus der Sucht aussehen kann, sagt Albrecht. "Der Eine kommt her und will ganz clean werden, der Andere will ein Substitut nehmen und keinen Beikonsum mehr haben und der Nächste will sich einfach wieder etwas stabilisieren. Und wir sind für alle diese Anliegen da. Wir schauen, was möglich ist und wozu die Menschen auch bereit sind – und dann geht eigentlich alles.“

Nicht nur bei Substitution wird den Menschen hier geholfen, auch wer psychosoziale Beratung oder Gewaltschutz benötigt, findet hier professionelle Hilfe. Bis zum Jahresende ist sichergestellt, dass Comeback mit dem Ruheraum im Stubu-Gebäude bleiben darf. Danach muss die Finanzierung geklärt werden.

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Autor

  • Christian Osterloh
    Christian Osterloh Moderator

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Next am Morgen, 14. März 2025, 7:50 Uhr