Rasanter Hundesport: So funktioniert Canicross
Sich von einem Hund ziehen lassen, auf dem Mountainbike, dem Tretroller oder zu Fuß: Dabei gehören Marc und Jule Prins aus Elsfleth weltweit zu den Schnellsten.
Ein Feldweg irgendwo zwischen Elsfleth und Oldenburg: Ein schwarzer Transporter mit Anhänger hält am Rand. Kaum geht die Tür auf, hört man das erste Bellen. Hier trainieren Marc und Jule Prins sich und ihre 13 Hunde. Die Tiere sind "Europäische Schlittenhunde", aus mehreren Rassen auf Schnelligkeit und Zugkraft gezüchtet. Etwa kniehoch, sportlich und sozial. Sehen die Tiere das Zuggeschirr, gibt es kein Halten mehr, dann wollen sie los.
Schnee brauchen sie dafür nicht. Der Hund wird stattdessen mit einer dehnbaren, flexiblen Leine vor ein Mountainbike, einen großen Tretroller oder direkt an den Menschen gespannt. Das sind die drei Hauptkategorien im Canicross. Es gibt auch Wagenklassen mit mehreren Hunden.
Allein beim Laufen erreicht das Hund-Mensch Gespann um die 20 Kilometer pro Stunde – denn der Mensch macht viel größere Schritte und Sprünge, wenn er gezogen wird. Auf dem Rad schaffen sie bis zu 40 Stundenkilometer. Den Hunden gefällt das, ist Marc Prins überzeugt. "Wenn sie es nicht gerne machen würden, würden sie es nicht tun. Ich kann einem Hund beibringen, bei Fuß zu gehen, aber ihn nicht zwingen vorneweg zu laufen. Wenn er rennt, ist das ein gutes Zeichen."
Welt- und Europameister aus Elsfleth
Marc und Jule Prins gehören mit ihren Hunden zu den Schnellsten der Welt. Die Strecken sind meist zwischen fünf und sieben Kilometer lang. Der 49-jährige Marc Prins ist allein 2022 Vize-Weltmeister und Europameister in der Kategorie Scooter geworden, ist dazu noch deutscher Meister. Seine Frau Jule Prins ist nicht weniger erfolgreich: Sie ist seit 2015 durchgehend Deutsche Meisterin mit dem Fahrrad, wurde in derselben Kategorie Weltmeisterin 2017. Dazu haben beide noch diverse weitere Medaillen gesammelt. Jetzt ist die Saison aber bald vorbei – im Frühjahr und Sommer ist es den Tieren zu warm.
Man kann sich das Gefühl gar nicht vorstellen, die Rennen zusammen mit dem Hund zu erleben. Das macht einen stolz und glücklich, danach den Hund zu knuddeln und zu herzen und zu sagen: 'Das haben wir gemeinsam geschafft'. Das steht viel mehr über dem sportlichen Erfolg an sich.
Marc Prins
Dem Paar ist es wichtig, sehr akribisch mit den Hunden zu arbeiten, viel Wert auf die Ausbildung zu legen und lieber mal zwei Schritte zurück zu gehen als einen voran. "Man darf nicht zu viel auf einmal wollen," sagt Marc Prins.
Ausbildung ist wichtig
Auch wenn die Hunde auf das Ziehen gezüchtet sind, eine gute Ausbildung brauchen sie dennoch. "Die Hunde müssen immer ansprechbar sein", erklärt die 33-jährige Jule Prins.
Das ist nicht nur dumm vorneweg rennen oder sich ziehen lassen. Die Hunde müssen sehr viele Kommandos beherrschen. Manche Leute bringen ihnen auch 'langsamer' oder 'schneller' bei. Das machen wir nicht. Wir wollen nur schnell. (lacht)
Jule Prins
Grundsätzlich könne fast jeder Hund und jeder Mensch Canicross machen – im Hobbybereich werde der Sport auch immer beliebter. "Wichtig ist, dass der Hund Spaß dran hat, dass er lauffreudig ist. Wenn man einen Hund hat, der eh schon nicht gern läuft, ist es eher weniger was für ihn", sagt Jule Prins. Wolle man allerdings im Sport etwas erreichen und bei Rennen vorne landen, führe kein Weg um die speziellen Zughunde vorbei. Denn das Können des Hundes mache um die 70 Prozent des Erfolges aus, meint Marc Prins. "Die Ausbildung des Hundes macht schon viel aus und der Hund an sich auch. Der Mensch hinten muss aber auch viel arbeiten. Im Scooter ist es ein bisschen mehr Technik, beim Laufen etwas mehr Ausdauer", erklärt er.
Mensch so fit wie der Hund
Marc und Jule Prins sind dabei so fit wie ihre Hunde. Beide sind früher international erfolgreich Mountainbike gefahren, Marc Prins war zudem als Triathlet in der niederländischen Nationalmannschaft aktiv. Dann sind beide auf den Hund gekommen. Dabei sind ihre Tiere wie Familienmitglieder.
Es ist nicht so, dass wir die im Zwinger halten. Wir haben 13 Hunde, die bei uns auf dem Sofa liegen.
Marc Prins
Von ihrem Sport leben können die beiden allerdings nicht. Jule Prins ist Sportwissenschaftlerin, arbeitet unter anderem als Personal Trainerin. Marc ist Physiotherapeut. Dazu geben beide Kurse im Canicross. Durch Sponsoren schaffen sie es so, sich ihren Sport zu finanzieren, der auf hohem Niveau kosten- und zeitintensiv ist.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 17. Januar 2023, 18:06 Uhr