Rückkehr des Nordderbys: HSV nach 2.555 Tagen zurück in der Bundesliga

Der Fußball-Profi des Hamburger SV Davie Selke trägt eine schwarze Maske im Gesicht und schreit mit martialischer Geste seinen Torjubel hinaus.

Der Hamburger SV kehrt nach 7 Jahren in die Bundesliga zurück

Bild: Imago | Osnapix

Sieben Jahre spielte der Hamburger SV in der 2. Liga, nun ist der Aufstieg perfekt und Werder Bremen darf sich über ein Wiedersehen mit seinem Erzrivalen freuen.

Erst Rückstand und Drama – dann Spektakel und Party: Der Hamburger SV kehrt nach sieben Jahren in die Fußball-Bundesliga zurück. Durch ein höchst unterhaltsames 6:1 (1:1) gegen den SSV Ulm am 33. Spieltag machte die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin den ersehnten Aufstieg vorzeitig perfekt.

2.555 Tage nach dem erstmaligen Sturz in die Zweitklassigkeit drehten Ludovit Reis (10.), Ransford Königsdörffer (42.) und Davie Selke (45.+4) für die Hamburger das Spiel – und verwandelten das Volksparkstadion mit seinen 57.000 ekstatischen Fans in ein schwarz-weiß-blaues Tollhaus.

HSV bleibt sich als Drama-Queen treu

Fußball-Spieler des HSV springen jubelnd vor Freude auf dem Platz nach einem Tor von Davie Selke, der am höchsten von ihnen hochspringt.
Die Hamburger Spieler konnten gegen Ulm gleich sechs Treffer bejubeln. Bild: dpa | Foto Huebner

Ein Eigentor von Philipp Strompf (49.) verscheuchte Anfang des zweiten Durchgangs auch die letzten Restzweifel, Königsdörffer mit seinem zweiten Treffer (62.) und Daniel Elfadli (86.) stellten auf 6:1. "Nie mehr zweite Liga", hallte es durchs weite Rund.

Die Chronologie des finalen Aufstiegsaktes am Samstagabend war der norddeutschen Drama-Queen absolut würdig: Denn Tom Gaal hatte Ulm zunächst früh in Führung gebracht (7.), beim Stand von 1:1 parierte HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes zudem einen Foulelfmeter (36.) - und ebnete dem HSV so den Weg zum Wiederaufstieg im siebten Anlauf.

Hamburger Leidenszeit ist vorbei

Ein HSV-Fan kniet nach dem Aufstieg mit gefalteten Händen auf dem Rasen des Volksparkstadions, tausende andere Fans sind ebenfalls auf den Rasen gestürmt.
Die Gebete der HSV-Fans wurden offenbar erhört: Gemeinsam mit der Mannschaft feierten sie den Aufstieg auf dem Rasen des Volksparkstadions. Bild: dpa | Eibner-Pressefoto / Marcel von Fehrn

Auf den Rängen lagen sich die Zuschauer schon lange vor dem Abpfiff in den Armen, auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher jubelte mit. Nach vier vierten Plätzen und zweimaligem Scheitern als Dritter in der Relegation ist die Leidenszeit des Traditionsklubs im Unterhaus vorbei, der frühere Bundesliga-Dino reanimiert. Für Ulm ist der Abstieg in die 3. Liga durch die Niederlage vorzeitig besiegelt.

Selbst Bayerns Meistertrainer Vincent Kompany, der einst beim HSV kickte und die Stadt seither in sein Herz geschlossen hat, fieberte im fernen München am Fernseher mit und gratulierte. "Wenn man gute Menschen getroffen hat, drückt man ihnen die Daumen", sagte er bei Sky. Nun könne er "zweimal nach Hamburg fliegen, das ist sehr gut".

Gehaltener Elfmeter als Schlüsselmoment

Blick von der Tribüne des Hamburger Volksparkstadion, wo tausende HSV-Fans nach dem Aufstieg in die Bundesliga den Rasen gestürmt haben.
Platzsturm im Volksparkstadion: Die Hamburger Fans sind nach dem Aufstieg nicht mehr zu halten. Bild: dpa | Marcus Brandt

HSV-Coach Polzin gab sich vor der Partie zuversichtlich. "Wir haben als Mannschaft schon richtig harte Rückschläge erlitten, sind aber immer wieder zurückgekommen. Das gibt mir ein sehr, sehr gutes Gefühl und eine Zuversicht, dass wir den heutigen Abend zu einem ganz besonderen Abend machen können", sagte er.

Den besonderen Abend bekam der erst 34 Jahre alte Coach, der sich als achter Trainer dem Projekt Wiederaufstieg widmen durfte. Und auch das mit den Rückschlägen sollte an diesem Samstagabend, natürlich, so sein. Trotz einer ohrenbetäubenden Atmosphäre begann der HSV fahrig, er überließ den Gästen das Kommando – und wurde prompt bestraft. Gaal nutzte die Konfusion in der Hamburger Defensive nach einer Ecke, um aus kurzer Distanz unbedrängt zu treffen.

Die Hausherren antworteten sofort. Beim ersten vernünftigen Vorstoß landete der Ball über Jean-Luc Dompe und Miro Muheim bei Reis, der aus 17 Metern mit dem ersten Kontakt verwandelte. Zur Schlüsselszene wurde wenig später der gehaltene Strafstoß von Heuer Fernandes. Als Königsdörffer dann per feinem Lupfer zur Führung traf und Maskenmann Selke in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit seinem 22. Saisontor per Kopf auf 3:1 stellte, nahm die Party ihren Lauf.

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Quelle: sid.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. Mai 2025, 23 Uhr