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Ausbildung trotz Problemen in der Schule? Diese Möglichkeiten gibt es

Zwei junge Männer unterhalten sich vor einem Aufsteller.
Dustin Just (Azubi bei „Benthin“) und Messebesucher Kheder (18)
Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Kein Schulabschluss muss nicht heißen: keine Chance. Bei Ausbildungsplätzen findet ein Umdenken statt, zeigt eine Messe in Bremerhaven. So ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Noch wenige Monate bis zum Sommer. Viele Jugendliche befinden sich in der Bewerbungsphase, denn dann starten die Ausbildungen. Aber was, wenn die Noten auf dem Zeugnis schwächeln – oder der Schulabschluss komplett fehlt? Das betrifft nicht wenige junge Menschen: In Bremen und Bremerhaven schaffen jedes Jahr zehn Prozent aller Schülerinnen und Schüler keinen Abschluss.

In Bremerhaven konnten sich Anwärter nun unter anderem informieren, welche Chancen sie trotzdem auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Messe "Kompass" der Agentur für Arbeit haben erstmals nach der Corona-Zeit über 900 Jugendliche wieder als Kontaktbörse für Ausbildungsstellen genutzt. Vor Ort waren außerdem mehr als 60 Betriebe. Gesprächsthema: Ausbildungsmöglichkeiten in der Seestadt und umzu.

Drei Personen stehen vor einem Aufsteller.
Azubi Dustin Just, Personalreferentin Angelina Körk und Geschäftsführer Dietmar Strelow auf der Messe – die Firma "Benthin" ist seit zehn Jahren bei der Börse dabei. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Jeder zehnte Jugendliche ohne Abschluss, das klingt nach enorm viel – woran liegt das?

Die Gründe für Schulabbrüche sind sehr unterschiedlich. Darunter Lernschwierigkeiten, aber oft auch Probleme in der Familie, Mobbing, psychische Belastungen, soziale Ängste und vieles mehr. Dass die Zahlen in Bremen und Bremerhaven so hoch sind, liegt laut Bildungsbehörde auch daran, dass hier viele minderjährige Geflüchtete leben. Wenn junge Menschen mit 15 oder 16 nach Deutschland kommen und erst die Sprache lernen müssen, dann reicht die Zeit oft nicht bis zum Abschluss.

Mehr als 80 Prozent dieser Schülerinnen und Schüler besuchen im Anschluss an die allgemeinbildende Schule allerdings Bildungsgänge des Übergangssystems, heißt es von der Behörde. Und mehr als die Hälfte erwerbe im berufsbildenden System einen Abschluss.

Bekommen Bewerber mit schwachen Noten oder ohne Abschluss überhaupt eine Chance?

Zum Teil ja. Aber es kommt sehr auf die Berufe und Unternehmen an. Auf der Ausbildungsbörse in Bremerhaven war von der Personalerin einer größeren Firma zu hören, dass auch Menschen ohne Abschluss etwa für die Ausbildung zum Tiefbaufacharbeiter angenommen werden. Die Handwerkskammer Bremen sagt: Viele Betriebe betreuen ihre Azubis mittlerweile viel intensiver als vor zehn Jahren und organisieren zum Beispiel Nachhilfe für die Berufsschule.

Drei Männer stehen nebeneinander vor Fenstern.
Arthur Fehler und Sebastian Szczyrba von "Ocean Car" bei der Ausbildungsbörse im Gespräch mit Interessent Moritz (18). Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Viele Branchen haben Nachwuchsprobleme und brauchen jede Fachkraft – gibt es ein Umdenken?

Ja, die Not ist in vielen Bereichen groß, oft wird die Pflege als Beispiel genannt. Allerdings hat der Prozess erst begonnen, wie auch Uwe Klimaschefski von der Arbeitsagentur Bremerhaven auf der Ausbildungsbörse sagte. Viele Firmen würden nach wie vor stark auf die Noten schauen. Sein Ziel ist daher, dass diese noch öfter die Programme der Arbeitsagentur nutzen.

Das Umdenken geht langsam los. Es ist unser großes Ziel, den Arbeitgeber davon zu überzeugen: Komm, du hast hier vielleicht auch den in Anführungsstrichen etwas schwächeren jungen Menschen, aber wir haben viele Unterstützungsmöglichkeiten – das kostet dich nichts.

Ein Mann mit Schlüsselband um den Hals steht vor einer roten Wand.
Uwe Klimaschefski, Arbeitsagentur Bremerhaven

Was für Unterstützungsmöglichkeiten sind das?

Da gibt es zum Beispiel Angebote, um den Schulabschluss nachzuholen. Oder die sogenannte "assistierte Ausbildung". Dabei bekommen die Azubis Coaches an die Seite gestellt. Eine weitere Möglichkeit sind Praktikumsprogramme, die quasi als Einstieg in eine Ausbildung dienen können.

Unterstützung kommt auch von der Jugendberufsagentur oder dem Bremer Verein Brigg. Wichtig ist: aktiv werden. Also nicht rumsitzen, sondern überlegen: Warum habe ich diese Schwierigkeiten und was kann ich dagegen tun? Das empfiehlt Christoph Knievel von Brigg. Der Sozialarbeiter sieht zum Beispiel auch ein Freiwilliges Soziales Jahr als gute Möglichkeit, um sich erst einmal auszuprobieren und noch etwas zu reifen, bevor es dann ins Berufsleben geht.

"Geht um Unterstützung": Staatsrat verteidigt Bremer Ausbildungsfonds

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 2. Februar 2023, 15:15 Uhr