Antje Boetius zieht weiter: Vom Bremerhavener AWI nach Kalifornien

Sieben Jahre lang hat die Meeresbiologin das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven geleitet. Nun geht ihr neuer Job in Kalifornien los.
Bei ihrem Amtsantritt im November 2017 am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven hatte Antje Boetius ein klares Ziel: Sie wollte den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft weiter voranbringen. "Mir liegt am Herzen, dass wir Menschen nicht mit dem Rücken zum Meer leben, sondern dass wir mit dem Gesicht zum Meer leben", sagte sie damals. Sie wollte am AWI erforschen, wie man mit dem Naturraum Ozean besser umgehen kann.
Forschungsschwerpunkte und persönliche Motivation

Schon als Kind wollte sie einen Beruf, der mit dem Meer zu tun hat. Sie habe Geschichten über Forscher, Entdecker und Abenteurer verschlungen, erzählt sie. Später studierte sie in Hamburg Meeresbiologie und nahm an wissenschaftlichen Expeditionen teil. "In den Urlauben ist meine Mutter immer mit uns ans Meer gefahren, mein Großvater war Kapitän, der hat sehr viel erzählt von einem Leben auf den Meeren, und daraus hat sich bei mir dieser Wunsch entwickelt. Und dann hatte ich auch die Idee, dass ich dann aufbrechen muss auf eine Reise über alle Meere", beschreibt sie ihre Motivation für ihre Leidenschaft für Meere.
Forschungshöhepunkt: Mosaic-Expedition

Die größte Reise – und sicherlich ein Höhepunkt ihrer Karriere am Alfred-Wegener-Institut – dürfte die große Mosaic-Expedition von September 2019 bis Oktober 2020 gewesen sein, mitten in der Corona-Pandemie. Ihr Ziel: Den Klimawandel besser zu verstehen, dessen Folgen sich in der Arktis besonders deutlich zeigen. Trotz aller Widerstände konnte sie die 120 Millionen Euro teure Expedition an den Start bringen. Über die Website des Instituts konnte jeder sozusagen von zu Hause aus mitreisen, Fotos betrachten und Berichte des internationalen Forscherteams lesen.
Der Forschungseisbrecher "Polarstern" ließ sich damals für die "Mosaic-Expedition" an einer Eisscholle festfrieren und driftete dann durch die Arktis. Antje Boetius selbst meldete sich regelmäßg mit Radioberichten von Bord – etwa von der Suche nach einer passenden Eisscholle, erklärt wie man Bodenproben nimmt und der Suche nach Algen in diesen und in der Tiefsee.
Neuanfang in Kalifornien
Im Oktober vergangenen Jahres kam die Nachricht, dass Antje Boetius Bremerhaven verlässt, um in Kalifornien neue Präsidentin des Monterey Bay Aquarium Research Institute zu werden. Schon als Studentin hatte sie zwei Jahre in San Diego gearbeitet.
Viele Angebote, Bremerhaven zu verlassen, habe sie ausgeschlagen, sagt Boetius, doch nicht dieses Angebot. Warum? "Dahin zu gehen, wo meine Forschung mal angefangen hat, wo ich auch viele Freunde habe, wo es so tolle Möglichkeiten gibt – diesmal konnte ich nicht nein sagen, das hat mich irgendwie gepackt, die Idee von so einer Möglichkeit."
Herausforderungen in den USA
Mit einiger Sorge beobachtet Boetius allerdings, wie sich die aktuelle Politik in den USA auf die Wissenschaft auswirkt. Noch während der Mosaic-Expedition hätten verschiedene Nationen in einer Welt zusammengearbeitet, die nach Freundschaft aussah, erinnert sie sich. Nun habe man das Gefühl, alle seien im freien Fall.
"Aber das ist eben nicht so, die Menschen, die dort sind, sind die gleichen wie vorher. Und wir haben viele Brücken, die halten müssen jetzt. Das heißt also: Enger zusammenrücken." Das hat sie vor, sobald sie in Kalifornien ist. "Ich werde alle die Allianzen und Kolleginnen und Kollegen eng beieinander halten in der Polar- und Meeresforschung, damit wir zusammen weiterkommen", sagt sie.
Ohne Zweifel eine große Aufgabe, die Antje Boetius sich das vorgenommen hat. Eines ist aber sicher: Immer mit dem Gesicht zum Meer – wie schon zu Beginn ihrer Arbeit in Bremerhaven.
Warum verlassen Sie Bremen, Frau Boetius?
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Am Abend, 30. April 2025, 17:20 Uhr