Wie ein Bremerhavener Verein für Flüchtlingskinder kämpft

In einem Bilderbuch werden Kindern Begriffe gezeigt

Mit dem Weihnachtswunder bei Bremen Eins Spenden sammeln

Bild: dpa | Britta Pedersen

Kinder aus geflüchteten Familien bekamen bei den Weser-Ems Perspektiven kostenlos Nachhilfe – dann brachen die Fördergelder weg. Mit Spenden soll sie nun wieder anlaufen.

Zuerst fällt die Ruhe auf. Etwa 15 Kinder haben sich zum Spiele- und Bastelnachmittag bei den Weser-Ems Perspektiven im Bremerhavener Stadtteil Geestemünde getroffen. Niemand rennt, niemand schreit. Ein paar der Kinder spielen ein Würfelspiel, andere basteln Freundschaftsarmbänder. Die Hausaufgaben bleiben heute im Schulranzen – denn eine regelmäßige Hausaufgabenbetreuung können die Weser-Ems Perspektiven zur Zeit nicht anbieten.

Drittklässlerin Jihan hält einen blauen Buntstift in der Hand und malt vertieft eine Meerjungfrau aus. Greta oder Lilly soll die Meerjungfrau heißen und blaue Haare bekommen. Jihan findet die vielen verschiedenen Buntstifte klasse und die Betreuerinnen nett. "Wenn ich male und jemand mit mir redet, finde ich das gut", sagt sie.

Zwischen den Kindern sitzen Frauen, die sich haupt- und ehrenamtlich um die Betreuung kümmern. Viele der etwa 15 Mitarbeiterinnen der Weser-Ems Perspektiven haben selbst einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Es ist ein ganz besonderes Team, findet Katrin Pohlmann. Gemeinsam mit Annelen de Mora hat sie vor zehn Jahren den Verein Weser-Ems Perspektiven gegründet.

Kleiner Verein – großes Angebot

Katrin Pohlmann ist Lehrerin an einer Bremerhavener Schule, Annelen de Mora ist Quereinsteigerin im sozialen Bereich.

Die Arbeit wird von allen mit ganz, ganz viel Herz gemacht, auch ohne auf den Stundenzettel zu gucken. Damit ein paar Leute, denen es nicht so gut geht, es besser haben.

Katrin Pohlmann, Gründerin
Im Verein "Weser-Ems-Perspektiven" malen Kinder mit Betreuerinnen an einem Tisch.
In dem Verein können die Kinder zusammen malen und sich unterhalten. Bild: Radio Bremen | Mirjam Benecke

Der Verein Weser-Ems Perspektiven unterstützt Menschen mit Fluchthintergrund, besonders Frauen. In der kleinen Küche stehen Kekse, die der Frauentreff gebacken hat. In einem Raum stehen einige Laptops, an denen die Frauen fit für die Arbeitswelt gemacht werden. Es gibt Sprachkurse und eine Kreativwerkstatt.

"Wir sind ja ein Verein, der gar nicht so riesig ist", erzählt Katrin Pohlmann bei einem kurzen Rundgang durch die Räume. Es gibt keine reichen Geldgeber. "Das heißt, es läuft alles über Fördermittel aus verschiedenen Töpfen." Und die seien in Bremerhaven seit Beginn des Ukraine-Krieges generell weniger geworden.

Besonders Projekte für Kinder hätten es gerade schwer. Einige Angebote in Bremerhaven mussten ganz eingestellt werden. Auch ein Herzensprojekt bei den Weser-Ems Perspektiven hat es getroffen.

Hausaufgabenhilfe musste eingestellt werden

Bis zum Sommer konnten Kinder aus geflüchteten Familien am Nachtmittag zu den Weser-Ems Perspektiven kommen. Sie bekamen Hilfe bei den Hausaufgaben und beim Deutsch lernen. Finanziert wurde die Betreuung hauptsächlich durch Bundesmittel und Lotterien. "Leider haben wir dann schlichtweg keine Fördermittel bekommen, um die Hausaufgabenbetreuung weitermachen zu können", erzählt Katrin Pohlmann.

Grundschülerin Hulya sitzt in der Sofaecke und bastelt aus bunten Perlen ein Armband. Sie war mit ihrem Bruder zusammen oft bei der Nachhilfe. "Ich habe es geliebt. In der Schule waren meine Hausaufgaben immer richtig", erzählt sie. Es gab sogar Lob von der Lehrerin.

Ich wollte gern weiter zur Nachhilfe.

Hulya, Grundschülerin

Neben Hulya sitzt Shaima. Sie bastelt an einem Regenbogenarmband. Auch Shaima wünscht sich die Nachhilfe zurück. "Sie können das hier einfach besser erklären als zuhause", sagt sie.  

Flüchtlingskinder haben "kaum eine Lobby"

Im nächsten Jahr soll die Hausaufgabenhilfe wieder anlaufen – mit Spenden vom Weihnachtswunder von Bremen Eins und Bremen Vier. Katrin Pohlmann hofft, dass genug Spenden zusammenkommen, um wieder verlässlich Nachhilfe anbieten zu können.

Gerade diese Kids haben kaum eine Lobby. Und die Eltern können sich selber nicht stark machen, weil sie diese Bürokratie nicht verstehen können. Aber sie freuen sich ganz doll, wenn wir da unterstützen und helfen.

Katrin Pohlmann, Gründerin

Autorin

  • Porträt von Mirjam Benecke
    Mirjam Benecke Redakteurin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 27. November 2024, 14:40 Uhr