Industrie und Wirtschaft: Stahl im Fokus

Das Bremer Stahlwerk von oben.
Das Bremer Stahlwerk ist der mit Abstand größte Verursacher von Treibhausgasen in Bremen. Bild: Radio Bremen

Das Stahlwerk ist Bremens größter Verursacher von Treibhausgas. Die Kommission will dieses Problem mit Eletrolyse lösen. Die Technik steht aber erst am Anfang.

Bremens Industrie gehört zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen im Land. Der Zwischenbericht der Enquete-Kommission hebt dabei vor allem die Rolle der Stahlindustrie hervor, also das Stahlwerk von Arcelor-Mittal. Der Stahlerzeugung in Bremen können demzufolge für das Jahr 2017 rund 4,157 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß zugeordnet werden.

Zum Vergleich: Für das Ernährungsgewerbe, also zum Beispiel Kaffeeröstereien, Fischverarbeiter und Brauereien, lag der CO2-Ausstoß im Land Bremen 2017 bei vergleichsweise geringen 132.000 Tonnen. Das Fliesen- und Keramikproduzierende Gewerbe kam dem Bericht zufolge auf rund 47.000 Tonnen, Fahrzeug- und Luftfahrzeugbau auf 37.000 Tonnen. So plane beispielsweise das Mercedes-Werk ab 2022 CO2-neutral zu produzieren. Dies gelänge unter anderem durch CO2-freien Strombezug von der SWB, heißt es im Zwischenbericht der Kommission.

Der Zwischenbericht der Enquete-Kommission nennt angesichts dieser Ausgangssituation folgende vier Bereiche, die Bremen den Zielen des Pariser Klimaabkommens näher bringen sollen.

1 Stahlwerk braucht Technologiewandel

Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit legte die Arbeitsgruppe "Industrie und Wirtschaft" entsprechend auf die Zukunft des Bremer Stahlwerks. Bei Fortschreibung des aktuellen Produktionsumfangs von mehr als drei Millionen Tonnen Flachstahl pro Jahr sollen dessen Emissionen bis 2030 Unternehmensangaben zufolge um 35 bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Dafür sei es allerdings nötig, den Hochofen 3 spätestens bis 2028 durch einen sogenannten Elektrolichtbogenofen zur Schrottschmelzung zu ersetzen, heißt es im Bericht.

Stahlarbeiter im Stahlwerk von Arcelor (Archivbild)
Den Mitarbeitern des Bremer Stahlwerk von Arcelor-Mittal steht ein Technologiewandel bevor. Bild: dpa | Ines Baier

Die Enquete-Kommission will bis zu ihrem Abschlussbericht darüber beraten, ob sich dieser Termin vielleicht auf 2024 vorziehen ließe und darüber hinaus auch die Kohlenstoff-Emissionen in den Walzwerken, dem Dampfkessel und der Verzinkungsanlage erreicht werden könnten, die allein für rund 700.000 Tonnen CO2-Ausstoß stehen.

Die Kommission setzt dabei vor allem darauf, dass bis spätestens 2038 eine industriell nutzbare Elektrolyse-Infrastruktur zur Verfügung stehen könnte. Spätestens dann könne eine vollständige Umstellung der Stahlerzeugung in Bremen auf klimaneutralen Stahl erreicht werden, heißt es im Zwischenbericht. Ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für einen 12-MW-Elektrolyseur, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet, soll dafür den Weg ebnen. Bis 2025 soll die Elektrolysekapazität dann laut Bericht auf 100 Megawatt steigen. Wann eine weitergehende Steigerung auf 300 Megawatt möglich ist, darüber herrscht unter den Kommissionsmitgliedern hingegen noch keine Einigkeit.

2 Andere Industrien müssen sich nicht neu erfinden

Für das verarbeitende Gewerbe jenseits der Stahlherstellung setzt die Kommission hingegen nicht auf einen grundlegenden Technologiewandel, sondern auf mehr Energieeffizienz in bestehenden Abläufen. Das heißt: erneuerbare Energien, elektrifizierte Prozesse, aber auch die Einbindung der Industrieabwärme in die städtische Wärmeversorgung.

3 Häfen erhalten Landstromleitungen

Die Häfen in Bremen und Bremerhaven sollen der Kommission zufolge zu wichtigen Standorten für Elektrolyseanlagen ausgebaut werden, um grünem Wasserstoff zu erzeugen. Als Standortvorteil wird im Bericht die Anbindung an das europäische Offshore-Windkraftnetz genannt. Der Zwischenbericht hebt unter anderem die Pläne Bremenports hervor. Die Hafengesellschaft Bremens mit Sitz in Bremerhaven plant, bis 2024 eine CO2-neutrale Hafeninfrastruktur zu schaffen. Die fast ausschließlich dieselbetriebene Baggerflotte des Hafenbetreibers ist allerdings nicht Teil dieser Berechnungen. Eine Klimaentlastung soll laut Kommission auch die Verlegung von Landstromleitungen bringen, mit denen im Hafen liegende Schiffe elektrisch versorgt werden können.

4 Gewerbegebiete klimafreundlich planen

Die 24 Bremer und fünf Bremerhavener Gewerbegebiete sollen nach Wunsch der Kommission künftig mit hoher Priorität nach Aspekten des Klimaschutzes und der Klimaanpassung konzipiert werden. Als Beispiel für eine solche Konzeption nennt der Bericht das Gewerbegebiet Luneplate in Bremerhaven, dessen Baubeginn für 2022 vorgesehen ist.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. März 2021, 19:30 Uhr

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