Gottschalk verrät: So unfreundlich lief sein erstes Treffen mit "Kuli"

Im Interview mit Bremen Eins plaudert Thomas Gottschalk über die Bremer Fernseh-Legende Hans-Joachim Kulenkampff. Er wäre heute 100 Jahre alt geworden.

Wenn Hans-Joachim Kulenkampff im Fernsehen moderierte, waren die Straßen leer. Seine Sendungen erreichten zeitweise bis zu 30 Millionen Zuschauer – eine Zahl, von der selbst sein Nachfolger Thomas Gottschalk nur träumen konnte. Er schaffte es immerhin noch an die 20 Millionen Menschen vor dem Fernseher zu versammeln, aber auch die Zeiten sind jetzt vorbei. "Heute liegen die sich schon in den Armen, wenn drei Millionen zuschauen", ordnet Moderator Gottschalk die frühere Reichweite von Kulenkampff im Interview mit Bremen Eins ein.

Thomas Gottschalk selbst traf Kulenkampff zweimal – doch der war nicht sonderlich begeistert. Die Hörzu sei damals auf die Idee gekommen, es sei doch lustig, wenn Kulenkampff seinen Nachfolger persönlich treffen würde, so Gottschalk. Und als Nachfolger war er designiert. "Ich habe mich wahnsinnig darauf gefreut und habe gedacht, der Kuli wird sich auch drauf freuen. Der hat sich aber erkennbar überhaupt nicht gefreut", erzählt Gottschalk. Erst viel später in seiner Karriere verstand Gottschalk warum: "Ich habe mich auch nicht gefreut als man mir nacheinander meine Nachfolger vorgestellt hat. Keiner freut sich, wenn ihm erklärt wird. Das war es jetzt und hier ist sein Ersatz." Bei diesem Treffen habe "Kuli" ihn immer nur "Maxe" genannt und sich nicht die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken.

Gottschalk verehrte Kulenkampff als spontanen Moderator

Später dann beim zweiten Treffen wird "Kuli" wohl doch auf Gottschalks richtigen Namen umgestiegen sein. Gottschalk besuchte ihn als er schon krank war in seinem Haus am Attersee. "Er lebte dort in einem ziemlich dunklen Haus, da hat es von der Decke getropft [...] und er war bereits frustriert", so Gottschalk. "Kulenkampff lief tatsächlich als frustrierter Bildungsbürger durch die Redaktionen der ARD und hat ein Geschichts-Quiz angeboten, das keiner haben wollte."

Er war einfach genial.

Moderator Thomas Gottschalk auf der Frankfurter Buchmesse.
Thomas Gottschalk, Fernseh-Moderator

Verehrt habe Gottschalk "Kuli" als spontanen Moderator und erinnert sich noch genau daran, als er zum ersten Mal von ihm beeindruckt wurde: "Da ging es um ein Spiel, Schweine sollten über einen Teppich laufen, was sie nicht getan haben [...]. Dann hat Kuli den großen Satz gesagt: 'Nun macht mal zu, in Deutschland sind schon größere Schweine über den roten Teppich gelaufen.' Das war aus dem Stand geboren [...]. Das war witzig, das war ironisch."

Unterhaltung als "alter weißer Mann" – die Nation fand es prima

Heute sei mit der Unterhaltung wie "Kuli" sie gemacht habe, "nichts mehr zu erben", so Gottschalk. Die ersten zehn Minuten der Sendung habe Kulenkampff damit verbracht, irgendeiner Assistentin Komplimente zu machen. "Dieses Alt-Herren-Gehabe ging einfach nicht mehr. Aber Kuli konnte als 'alter weißer Mann' noch Fernsehen machen, wie er es gewohnt war und die Nation fand es prima", sagt Gottschalk. Und auch, wenn die Art der Unterhaltung heute nicht mehr funktioniert, an Hans-Joachim Kulenkampff erinnert sich nicht nur Thomas Gottschalk mit einem nostalgischen Gefühl zurück.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 27. April 2021, 7:40 Uhr

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