Infografik

Reparatur der maroden Bremerhavener Geeste-Kajen wird teuer

"Wer soll bezahlen?" – Politik streitet über Kosten der Kajensanierung

Bild: Imago | Panthermedia / Angelique Ble

Die Reparatur der maroden Geeste-Kajen in Bremerhaven wird nach einem aktuellen Bericht mindestens 65 Millionen Euro kosten. Über die Finanzierung herrscht Uneinigkeit.

Vergangenen Sommer hat Bremerhaven der Molenturm beschäftigt, der abgerissen werden musste, weil die Kaje darunter weggesackt war. Im September schlug dann die Wasserbehörde in der Seestadt Alarm: Viele andere Kajen an der Geeste sind ebenfalls sehr baufällig. So sehr, dass sie gleich sieben der Uferbauwerke mit Bauzäunen abgesperrt hat.

Die Politik sah sich zum Handeln gedrängt. Jetzt liegt ein Sanierungsbericht für die städtischen Geeste-Kajen vor. Erstellt haben ihn die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven, die für den Erhalt der Kajen zuständig sind.

Dass die Kajen marode sind, ist lange bekannt – was zeigt nun der Sanierungsplan?

Der Sanierungsbericht hatte den Auftrag, neue, frische Zahlen zu den Kosten zu liefern. Und er sollte eine Einstufung vornehmen, welche Geeste-Kaje am dringendsten saniert werden muss und wie das Ganze finanziert werden könnte.

Und wie teuer wird es?

Ziemlich teuer. Alles in allem kann grob von mindestens 65 Millionen Euro ausgegangen werden. Am dringendsten ist laut dem Bericht die Sanierung der Kaje an den Weserterrassen – also gegenüber der Einfahrt zum Fischereihafen (Nr. 12 auf der Karte). Dafür werden laut Bericht 20,5 Millionen Euro fällig. Dort könnten sonst Schäden an einem Wohnhaus entstehen.

Ebenfalls dringend notwendig ist laut dem Bericht auch die Sanierung der Kaje vom City Port bis zur alten Geestebrücke (Nr. 7). Hier wird mit rund 45 Millionen Euro die größte Investition fällig. Handlungsdruck besteht demnach auch bei der Kaje am Rickmerskran (Nr. 5). Sollte dort die Uferbegrenzung absacken, könnte der 35 Meter hohe historische Kran in die Geeste stürzen, heißt es in dem Bericht. Da sind es aber "nur" 700.000 Euro Kosten.

Für die Kaje vor dem Historischen Museum (Nr. 11) werden laut dem Bericht etwa sechs Millionen Euro Sanierungskosten fällig. Teilweise hängt die Höhe auch davon ab, ob eine Spundwand vorgesetzt oder die Böschung einbezogen wird.

Die Geestekajen im Überblick

Sanierung Kajen Bremerhaven 1. Uferböschung Eislaufhalle 2. Kaje Geestepromenade Werftstraße 3. Uferböschung Kistnergelände 4. Kaje Kapitänsviertel 5. Kaje Rickmerskran 6. Kaje Wassersportverein 7. Kaje City Port bis alte Geestebrücke 8. Kaje Kanuverein Unterweser 9. Wencke Dock 10. Lange Dock 11. Kaje Historisches Museum 12. Kaje Weserterassen 13. Kaje Strandbad 14. Kaje Handelshafen 15. Kaje Weser Yacht Club 16. Kaje Kaistraße (in Planung) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 13 12 11 15 16 14
Quelle: Entsorgungsbetriebe Bremerhaven

Die Geeste-Kajen wurden in drei Zustandsklassen eingeteilt, wobei die schlechteste Klasse 3 für erkennbar schwere Schäden und kurz- bis mittelfristigen Handlungsbedarf steht. Darunter fallen laut einer Karte aus dem Sanierungsplan etwa Nr. 12, 10, 8, 7, 5, 2 und teilweise 4. In die Zustandsklasse 2 mit mittel- bis langfristigem Sanierungsbedarf fallen Nr. 11 und teilweise Nr. 4.

Mindestens 65 Millionen – wer soll das bezahlen?

Das ist die entscheidende, aber ungeklärte Frage. Klar ist: Es sind Bremerhavener Kajen, somit ist auch die Stadt für die Finanzierung zuständig. Möglicherweise könnte Bremerhaven Geld aus der Hochwasserabgabe des Bundes erhalten, der Hochwasserschutz-Anlagen zu 70 Prozent fördert – das ist aber noch nicht klar. Ebenso ist unklar, ob es Geld aus einem Topf für Küstenschutz geben könnte. Im Bremerhavener Magistrat gibt es nun genau wegen dieser Finanzierungsfrage hinter den Kulissen Streit zwischen Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) und Baustadtrat Bernd Schomaker (FDP). Letzterer sagt, es brauche Unterstützung des Landes.

Wie kann es sein, dass sich so viele Investitionen anstauen?

Auch darüber gibt es Streit. Der Oberbürgermeister verweist auf den Baustadtrat. Der wiederum sagt, dass er seit seinem Amtsantritt 2020 viel versucht habe, es aber nie politische Mehrheiten gegeben habe, Geld in die Hand zu nehmen.

Hinzu kommt: Die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven sind für die Instandhaltung der Geeste-Kajen zuständig, haben dafür aber pro Jahr nur ein Budget von 18.000 Euro zur Verfügung. Außerdem gab es Wechsel bei den Zuständigkeiten für die Geeste-Kajen, sie lag nicht immer beim Baudezernat.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 9. März 2023, 15:10 Uhr