Fragen & Antworten
Wirtschaftsexperte: "Karstadt hat in Bremen keine Zukunft"
Die Insolvenz des Immobilien-Konzerns Signa hat in Deutschland hohe Wellen geschlagen. Zum Konzern gehört auch die Kaufhaus-Kette Galeria-Karstadt – die nun verkauft werden könnte.
Der Signa-Konzern, zu dem auch Karstadt und Galeria Kaufhof gehören, ist insolvent. In Bremen wurde die Karstadtfiliale gerade erst im Sommer gerettet. Droht dem Standort und der Belegschaft nun wieder das Aus? So ist der bisherige Stand.
Inwiefern ist Karstadt von der Signa-Insolvenz betroffen?
Die Schweizer Tochter der insolventen Signa-Gruppe, die Signa Retail Selection AG, will, dass ihre Geschäfte geordnet abgewickelt werden. Das teilte die Firma am Mittwochabend mit. Zu diesem Teil des Konzerns gehört auch Galeria Karstadt Kaufhof. Ziel sei, die Signa Retail Selection AG abzukoppeln und geordnet zu liquidieren, zitierte das Unternehmen seinen Verwaltungsratspräsidenten Christian Wenger. Die Anzeichen verdichten sich also, dass Karstadt damit bald wieder zum Verkauf stehen dürfte.
Die Signa Holding hatte der Galeria-Gruppe zunächst 200 Millionen Euro für die Sanierung zugesichert. Im Zuge des Insolvenzverfahrens wurden aus der Politik Forderungen laut, dass sich Signa und deren Eigentümer Benko finanziell stärker an der Galeria-Rettung beteiligen müssten. Nun ist fraglich, ob überhaupt Geld fließen wird.
Wie wird die Situation vor Ort in Bremen bewertet?
Sabine Dziadek, Betriebsratschefin von Karstadt Bremen, sieht die Situation bisher gelassen. Die Beschäftigten hätten nichts neues gehört. Das Geschäft laufe gut. Außerdem sind laut Dziadek für das Weihnachtsgeschäft neue Aushilfen geholt worden. "Die Rückmeldungen der Kunden sind sehr positiv." Aus dem Bremer Karstadt soll ein sogenannter Flagship-Store entstehen. Die Arbeiten, die im Sommer gestartet wurden, würden weitergeführt. Daher blickt die Belegschaft optimistisch in die Zukunft.
Aus dem Umfeld der Zech Group, die das Gebäude an Karstadt vermietet, heißt es, dort gehe man davon aus, dass die entsprechenden Verträge erfüllt werden. Galeria hat auf eine Anfrage von buten un binnen bisher nicht reagiert. Bis zum Frühjahr 2024 hat Karstadt Zeit, die genauen Umbaupläne vorzulegen. Ab dann müssen die Pläne innerhalb eines Jahres umgesetzt werden.
Wann könnte es für Karstadt kritisch werden?
Vermutlich könnte es für Karstadt nach Weihnachten schwierig werden. Die Weinachtseinnahmen dürften vorerst für die nötige Liquidität sorgen. "Aber danach, sobald die neue Ware bestellt werden muss, kann es schnell schwierig werden", erklärt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein.
Laut Wirtschaftswissenschaftler Christoph Burmann von der Uni Bremen könnte es für die Karstadt-Beschäftigten in Bremen mit Blick auf das Frühjahr ganz bitter werden. Burmann sagt: "In Bremen hat das Warenhaus keine Zukunft." Zwar ist Burmann zuversichtlich, dass der Standort weiterbetrieben werden könne, aber nicht in der jetzigen Form.
Das Konzept ist einfach am Ende. Die Frage ist nur, wann das Ende da ist.
Christoph Burmann, Wirtschaftswissenschaftler der Uni Bremen
Burmann glaubt nicht, dass ein Investor das Warenhaus in der jetzigen Form weiterführen würde. Zwar sei die Bremer Filiale im Karstadt-Portfolio definitiv unter den Top Ten, eventuell sogar den Top fünf. Für ein Luxuskaufhaus vom Format des KaDeWe reiche es am Bremer Standort laut Burmann dann doch nicht ganz.
Welche Rolle könnte die Stadt Bremen bei einem möglichen Karstadt-Verkauf spielen?
Der Deutsche Städtetag hat schon eine Einbindung der Städte gefordert: "Sollte die Insolvenz der Signa Holding Auswirkungen auf Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof haben, müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern und Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden", sagt der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy. Laut Dedy sei noch nicht klar, ob die Insolvenz Auswirkungen auf die Galeria-Standorte habe, trotzdem beginne nun wieder das Zittern bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und in den Städten: "Gerade die Filialen in zentralen Lagen haben eine Schlüsselfunktion für unsere Innenstädte."
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 30. November 2023, 17:40 Uhr