Seehundstation Norddeich nimmt 2022 so viele Tiere auf wie noch nie
- Seehundstation Norddeich hat 2022 fast 200 Tiere aufgenommen.
- Das sind mehr Seehunde als je zuvor seit Bestehen der Aufzuchtstation.
- Gründe: Mehr Störungen durch Touristen und Wassersportler.
Die Norddeicher Seehundstation hat im vergangenen Jahr so viele Tiere aufgenommen und aufgezogen wie noch nie in ihrem gut 50-jährigen Bestehen. Für die Tierpflegerinnen und Tierpfleger sei es eine "gigantische Arbeitslast" gewesen, sagt Stationsleiter Peter Lienau.
Demnach kamen zwischen Anfang Mai bis Ende Juli 199 Seehund-Jungtiere zur Aufzucht in die Station. Vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 waren es 181 Tiere gewesen. Die Aufzuchtstation führt die hohe Zahl auf mehr Störungen durch den Menschen in Folge eines wieder stärker gewordenen Tourismus zurück.
Viele, viele Tiere kommen aufgrund von Störungen durch den Menschen zu uns.
Peter Lienau, Stationsleiter der Auffangstation in Norddeich
2022 habe ein spätes Fronleichnamsdatum und ein früher Sommerferienbeginn im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen dazu geführt, dass in der Hauptgeburtenphase der Seehunde besonders viele Touristen an der niedersächsischen Küste unterwegs gewesen seien, so der Stationsleiter.
Menschen dringen in Ruhezonen ein
Problematisch seien Wassersportler, Sportbootfahrer und Wattwanderer, die in die Ruhezonen kämen. Ein größer werdender Störfaktor seien Seekajakfahrer, die zu dicht an die Sandbänke der Seehunde kämen, sagte Lienau. Wenn die Muttertiere im Wasser nach Nahrung suchen, werden die Jungtiere kurzzeitig am Strand zurückgelassen. Die meisten Gäste seien bereits sensibilisiert, sagte Lienau. Die größer werdende Zahl von Urlaubern führten unterm Strich jedoch zu häufigeren Störungen.
In der Seehundstation in Friedrichskoog in Schleswig-Holstein wurden insgesamt 191 Seehund-Heuler und 22 bereits abgestillte junge Seehunde in der Seehundstation zur Aufzucht aufgenommen. Dies entspricht den Angaben zufolge den Zahlen der Vorjahre. Die Seehundstationen Friedrichskoog (Landkreis Dithmarschen) und Norddeich (Landkreis Aurich) sind nach einem internationalen Abkommen die einzigen berechtigten Aufnahmestellen für Heuler in Deutschland.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 5. Januar 2023, 7 Uhr