Seilbahn-Pläne geplatzt: Verkehrssenatorin setzt auf Straßenbahn

Die Seilbahn sollte das Verkehrschaos im Bremer Stadtgebiet lösen und die Überseestadt anbinden. Laut Verkehrssenatorin Schaefer ist das finanziell nicht machbar.

Eine Seilbahn in Bremen wird es nicht geben. Angedacht war, dass sie durch die Überseestadt gondelt und das tägliche Verkehrschaos behebt. Für Verkehrs- und Mobilitätssenatorin Maike Schäfer (Grüne) ist der Bau der Seilbahn in der Überseestadt aber nicht machbar und finanziell für die Stadt nicht zu stemmen, wie sie buten un binnen sagte.

Ähnlich sieht es der Koalitionspartner SPD. Der wirtschaftspolitische Sprecher Volker Stahmann sagte, dass eine Seilbahn keine Priorität hat, und er führte ebenfalls den Kostenpunkt an. Der Finanzierung liegen verschiedene Rechenmodelle zugrunde: Bei der Seilbahn über den Rhein in Koblenz liegt der Preis pro Kilometer bei etwa 10 Millionen Euro; der Bau der Seilbahn in London verschlang 60 Millionen Euro pro Kilometer.

Überseestadt als Nadelöhr

Angeschoben wurden die Pläne durch das ehemals von der SPD geführte Wirtschaftsressort. Der damalige Staatsrat Ekkehardt Siering machte Ende Januar die Pläne publik und favorisierte einen Gondelverlauf von Gröpelingen aus über die Weser zum Europahafen. Dieser Vorschlag sorgte sofort für Diskussionsstoff. So machten sich an der Hochschule Bremen Studenten um den Verkehrsexperten Carsten-Wilm Müller daran, die Grundlagen für eine Machbarkeitsstudie zu sammeln.

Wichtig für die Studenten bei der Präsentation ihrer Erkenntnisse im Mai: Die Seilbahn sei machbar, sie müsse aber auch über die Weser führen, um die Stephanibrücke und damit die B 75 zu entlasten. Denn der tägliche Stau im Pendlerverkehr und die Zufahrt aus der Überseestadt bilden das Nadelöhr und sind Auslöser für die langen Staus im neuen Bremer Stadtquartier.

Straßenbahn statt Seilbahn

Alternativ zur Seilbahn setzen Grüne, SPD und Linke jetzt auf die Straßenbahn. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) war bei der Planung der Überseestadt schlicht vergessen worden. Und zur Straßenbahn-Anbindung ist der erste Schritt schon getan: Mit der Linie 5 fährt eine Straßenbahn direkt zum Hauptbahnhof – die Verkehrsprobleme löst das allerdings nicht. Kommt die Straßenbahn, müssen im Kerngebiet der Überseestadt neue Gleise verlegt werden, was Jahre dauern wird.

Laut der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) ist die Straßenbahn in der Überseestadt machbar. Geschätzte Kosten bei zwei Kilometer Länge etwa 40 Millionen Euro. Die Dauer beträgt mindestens fünf Jahre, wenn es gut läuft. Der Nachteil: Neu gebaute Straßen müssen wieder aufgerissen werden, frisch gepflanzte Bäume sind abzuholzen. Schwierig wird es auch mit der Finanzierung, denn die Überseestadt allein wird von Bund oder EU nicht gefördert. Deshalb müsste das Projekt mit dem Ausbau der Linien 1 und 8 sowie der Querspange Ost zusammengepackt werden. Dann könnte das entsprechende Straßenbahn-Ausbapaket gefördert werden. Als gemeinsamer Antrag von SPD, Grünen und Linken wird dieses wahrscheinlich in der kommenden Woche Thema in der Bürgerschaft sein.

Autor

  • Holger Baars
    Holger Baars Autor

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. Dezember 2019, 19:30 Uhr