Interview

Wie steht es um den Tierschutz in Bremen?

Ein Mädchen kuschelt mit einer Sau im Stall des Bio-Unternehmens De Beukentuin.

Wie geht es dem Tierschutz in Bremen?

Bild: dpa | ANP/Koen van Weel

Der Welttierschutztag soll auch in Bremen auf die Situation von Tieren aufmerksam machen. Die Vorsitzende vom Bremer Tierschutzverein findet, dass noch viel zu tun ist.

Der Bremer Tierschutzverein betreibt nicht nur das Tierheim an der Hemmstraße, sondern setzt sich auch anderswo für die Rechte und das Wohl von Tieren ein. Im Gespräch mit Bremen Zwei erzählt Brigitte Wohner-Mäurer, die Vorsitzende vom Tierschutzverein, was der Verein für den Tierschutz leistet und wo es in Gesellschaft und Politik noch Handlungsbedarf gibt.

Heute ist der internationale Welttierschutztag. Warum ist es denn auch der Franz-von-Assisi-Tag, Frau Wohner-Mäurer?

Der Welttierschutztag geht zurück auf Franz von Assisi. Der wurde am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. Er hat immer gepredigt, dass die Tiere auch Geschöpfe Gottes sind und gleichwertig wie die Menschen, sie sollten wie Brüder und Schwestern betrachtet werden. Und vor allem, dass sie Gefühle empfinden, dass sie Schmerzen empfinden und dass man sie besonders behandeln muss. Das ist der Schutzgedanke, der 1925 in Deutschland dann wieder aufgegriffen wurde. Seitdem gibt es auch hier den Tierschutztag.

Das ist der Idealgedanke des Tierschutzes, aber wie sieht die Realität in Bremen aus?

Ja, die Realität sieht anders aus. Denn alles, was er gepredigt hat, das wird heute ja zum Teil gar nicht eingehalten. Auch wenn man das neue Tierschutzgesetz anguckt: Da ist nicht mal eine Chip- und Registrierungspflicht dabei für alle Tiere, geschweige denn eine Kastrationspflicht für freilebende Katzen.

Auch Schmerzen werden Tieren zugefügt: Das Kupieren der Schwänze von Ferkeln wird immer noch betäubungsfrei gestattet, genauso das enthornen der Kälber und vieles, vieles mehr. Also da liegt es im Argen. Aber in Bremen sind wir schon ein Stück weiter: Denn bei uns wird demnächst das neue Hundegesetz verabschiedet. Darin gibt es eine Chip- und Registrierungspflicht für Hunde und einen Sachkundenachweis, den sogenannten Hundeführerschein.

Während der Pandemie haben sich viele Menschen ein Haustier angeschafft. Wie wirkt sich das auf das Bremer Tierheim aus?

Das bringt uns im Moment total an die Grenzen. Was wir gar nicht verstehen: In Bremen haben wir seit 2011 die Kastrationspflicht für Freigängerkatzen und die letzten Jahre war das eigentlich alles so weit in Ordnung. Aber dieses Jahr ist das explosionsartig losgegangen, wir sprechen wirklich von einer Katzenschwemme.

Wir haben inzwischen einen Veranstaltungsraum dafür hernehmen müssen, wir haben vier Container angemietet, weil täglich zwei bis drei Katzen abgegeben werden. Jetzt kommen die Herbst-Kätzchen, dann müssen wir auch wieder mit einer neuen Anzahl von Tieren rechnen, die abgegeben werden.

Häufig werden die Kätzchen ohne die Mutter ausgesetzt, was dann eine zusätzliche Belastung für unsere Mitarbeiter ist. Die werden dann mit nach Hause genommen, weil sie alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden müssen. Das heißt, dass unsere Mitarbeiter weit über ihr Limit hinaus arbeiten.

Die neue Tierheim-Chefin Brigitte Wohner-Mäurer
Brigitte Wohner-Mäurer, Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins

Ich bewundere diese Arbeit, denn es ist wirklich sehr, sehr schwer. Außerdem müssen wir Quarantänebereiche bereithalten, weil natürlich die Katzen zum Beispiel Schnupfen oder Pilze haben, und dann muss in Ganzkörperanzügen gearbeitet werden, also es ist hochbrisant.

Wenn ich ein Tier haben möchte, kann ich dann so ein Kätzchen aufnehmen?

Ja, natürlich, jederzeit. Gerade in den letzten zwei Wochen haben wir an die 30 Katzen vermittelt. Da sind wir ganz glücklich. Also man kann jederzeit anrufen und einen Termin ausmachen. Wir haben Katzen, die vermittelt werden können, und die Vermittlung ist kein Problem. Es ist dann ein Einzeltermin. Da hat man dann auch die Zeit, sich die Katzen anzugucken, Empfehlungen zu bekommen und sich für eine Katze zu entscheiden.

(Das Interview führte Hilke Theessen für Bremen Zwei, für butenunbinnen.de aufgeschrieben hat es Marcel Foltmer.)

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Autorin

  • Hilke Theessen
    Hilke Theessen Moderatorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 4. Oktober 2024, 10:10 Uhr