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So fühlt sich die Fahrt in Bremerhavens neuen Wasserstoff-Bussen an

Ein Bus steht an einer Haltestelle.

"Tour in die Zukunft": So funktionieren Bremerhavens Wasserstoff-Busse

Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Bremerhaven nimmt mit den Wasserstoff-Bussen eine Pionier-Rolle im Nordwesten ein. Die Erkenntnis der Jungfernfahrt: Die dröhnenden Zeiten des Diesel-Motors scheinen vorbei.

Nun ist er offiziell im Bremerhavener Linienverkehr unterwegs: Der erste Wasserstoff-Bus. Sieben Fahrzeuge sollen es werden – sie sind die ersten im regulären Linienbetrieb im Nordwesten. Zunächst verkehren die emissionsfreien Busse auf der Hafenliner-Linie. Zu erkennen an der bunten Beklebung und der Technik auf dem Dach. Die Stadt will sich damit als Wasserstoff-Standort positionieren.

Welche Unterschiede zu den bisherigen Bussen gibt es für Fahrgäste?

Das Geräusch, wenn der Bus auf die Haltestelle zufährt, wirkt wie ein Schnurren. Während der Fahrt fühlt es sich wesentlich ruhiger und entspannter an, fast als würde das Fahrzeug wie eine Straßenbahn dahingleiten. Insgesamt wirkt das Fahrzeug moderner und dank LED-Beleuchtung auch heller.

Ein Mann in Uniform sitzt am Lenkrad eines Busses.
Busfahrer Winfried zeigte sich angetan vom Fahrgefühl der neuen Wasserstoff-Fahrzeuge. Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Zum regulären Linienbetrieb ist der erste Wasserstoff-Bus um 6:28 Uhr an der Haltestelle Rotersand in Richtung Schaufenster Fischereihafen gestartet – mit etlichen Fahrgästen, die am Morgen zur Arbeit fuhren. Diese "Tour in die Zukunft" wolle er sich nicht entgehen lassen, beschrieb ein Fahrgast den Moment. Und auch Busfahrer Winfried, der seinen Nachnamen für sich behalten wollte, zog ein positives Fazit.

Ich bin angenehm überrascht. Das Auto lässt sich super fahren, liegt super auf der Straße, lässt sich weich anfahren und abbremsen. Man kann sagen, das wird wohl die Zukunft sein.

Winfried, Busfahrer bei Bremerhaven Bus

Wie funktioniert die Technik der Wasserstoff-Busse?

Wasserstoff-Autos werden elektrisch angetrieben, sind also auch Elektro-Autos. Sie unterscheiden sich allerdings in der Energiespeicherung – per Wasserstoff oder Akku. Wasserstoff-Busse fahren im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Bussen emissionsfrei. Dabei wird in Brennstoffzellen Strom aus Wasserstoff erzeugt, der über eine Batterie den Elektromotor antreibt.

Eine Tankfüllung reicht für 400 Kilometer, und damit für einen regulären Betriebstag im Bremerhavener Linienverkehr. Aus dem Auspuff kommen keine Abgase, sondern Wasser. Wasserstoff gilt laut der Verkehrsgesellschaft Bremerhaven Bus als idealer Ersatz für Kohle, Öl und Erdgas – ohne lauten Motor, Abgase und Feinstaub. Sogenannter grüner Wasserstoff wird mithilfe von Windenergie erzeugt.

Die Bremerhavener Fahrzeuge können nach dem tanken morgens direkt starten, ohne über Nacht per Kabel geladen zu werden. Vor seinem Betriebsgelände will Bremerhaven Bus demnächst eine öffentliche Wasserstoff-Tankstelle betreiben. Dort sollen dann auch Privat-Pkw betankt werden, oder eine Großkehrmaschine der Entsorgungsbetriebe.

Wasserstoff Bus Bremerhaven Batterie Brennstoffzelle Wasserstofftank

Wasserstoff gilt als Zukunftsenergie, ist aber auch explosiv – wie gefährlich ist das?

Experten schätzen die Gefahr nicht größer als bei Fahrzeugen mit Benzin ein. Im Falle eines Zusammenstoßes stoppt die Technologie mithilfe von Sensoren für Unfälle oder Lecks die Wasserstoffzufuhr aus dem Tank augenblicklich.

Was kostet die Einführung der Wasserstoff-Busse?

Die Busse gehören zur Baureihe "Caetano H2.City Gold", wurden gemeinsam mit dem Hersteller Toyota entwickelt und in Portugal produziert. Sie bieten 34 Sitz- sowie 30 Stehplätze, sind 12 Meter lang und damit kürzer als andere Bremerhavener Gelenkbusse. Insgesamt sollen sieben Wasserstoff-Busse durch die Seestadt fahren, was rund zehn Prozent des Fuhrparks ausmacht. Mit 700.000 Euro kostet ein Bus etwa das Dreifache eines Diesel-Busses. Die 5,6 Millionen Euro Gesamtkosten werden mit Geld aus dem Bremen-Fonds finanziert.

Andere Städten haben sich gegen Wasserstoff-Busse entschieden, warum setzt Bremerhaven auf diese Technik?

Tatsächlich gab es an verschiedenen Standorten schon Schwierigkeiten. In Bremen sollen E-Busse kommen. Wiesbaden hat Wasserstoff-Busse wieder abgeschafft und neue Diesel-Busse eingeführt. Unter anderem, weil es technische Probleme gab – und Ersatzteile aus Asien für die Wasserstoff-Tankstelle fehlten.

Bremerhaven will nun ein Signal setzen und sich zudem als Wasserstoff-Standort positionieren. Die Technologie soll auch im Hafen etabliert werden, sagt auch der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von Bremerhaven Bus, Thorsten Raschen (CDU).

Wir glauben, dass es nach wie vor die Technik der Zukunft ist. Es muss sich natürlich weiterentwickeln. Warum Wiesbaden die Rolle rückwärts gemacht hat, erschließt sich mir nicht. Man muss ein bisschen Geduld haben. Diese Fahrzeuge sind ganz neu, es wird die ein oder andere Kinderkrankheit geben. Da muss man eine gewisse Zeit sagen, das gehört mit dazu. Trotzdem glaube ich, dass Wasserstoff-Fahrzeuge die Zukunft sind.

Thorsten Raschen, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Bremerhaven Bus

Neben der der neuen Technik im ÖPNV hat Bremerhaven noch mehr mit Wasserstoff vor – auch, bei der Produktion von grünem Wasserstoff aus Windkraft. Durch einen Ausbau entsprechender Strukturen will sich die Seestadt profilieren und zeigen, wozu sie im Stande ist.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 16. Januar 2023, 8:10 Uhr