Fragen & Antworten

Für wen die Wohnungssuche in Bremen besonders schwierig ist

Zwei junge Frauen stehen in einer leeren Wohnung und schauen auf einen Plan.
Wer in Bremen eine Wohnung besichtigen möchte, muss zuvor meist die hohe Hürde einer monatelangen Wohnungssuche nehmen. Bild: Imago | Shotshop

Die Bevölkerung wächst, der Wohnungsbau stockt: In vielen Städten herrscht Wohnungsmangel. In Bremen trifft das vor allem Familien, arme Menschen und Senioren.

Beim Mieterverein Bremen kommt das Thema "Wohnungsmangel" meist indirekt zum tragen: Wenn einem Mieter die Wohnung gekündigt worden ist und er eine neue benötigt. "Man braucht immer länger, um eine passende Wohnung zu finden. Wer eine Kündigungsfrist von drei Monaten einhalten muss, hat kaum eine Chance, das zu schaffen", sagt Kornelia Ahlring, Geschäftsführerin des Mietervereins Bremen. Mitunter dauere es sogar sieben bis neun Monate, eher passender Ersatz gefunden sei.

Wie in vielen anderen Städten Deutschlands auch, mangelt es in Bremen an Wohnraum. Das Bauressort beziffert den Bedarf an neuen Wohnungen auf 1.000 Wohneinheiten pro Jahr für Bremen sowie auf 100 für Bremerhaven. Gerade, wer eine Mietwohnung sucht, muss zur Zeit oft erhebliche Abstriche von seinen ursprünglichen Vorstellungen machen, um überhaupt unterzukommen. Doch: Was für Wohnungen sind im Land Bremen am schwersten zu finden? buten un binnen hat darüber mit dem Mieterverein Bremen, dem Immobilienverband Deutschland (IVD), der Gewoba und der Stäwog Bremerhaven gesprochen.

Häuserzeilen im Stadtteil Findorff in Bremen.
Bestandwohnungen (unser Foto zeigt Häuserzeilen in Findorff von oben) sind auf dem Bremer Wohnungsmarkt ebenso rar wie neue Objekte, zumal in den innerstädtischen Quartieren. Bild: Imago | Hans Blossey

Was für Wohnungen sind in Bremen besonders knapp?

Besonders schwierig gestalte sich diese Suche für Familien mit Kindern, sagt Kornelia Ahlring vom Mieterverein Bremen. "Das hat natürlich auch damit zu tun, dass Familien oft ziemlich ortsgebunden sind", erklärt sie. So wollten Eltern ihre Kinder in der Regel nicht ohne Not von einer Kita oder einer Schule in die nächste verpflanzen. Doch genau das könne die Folge sein, wenn man in der Nähe der alten keine neue Wohnung findet.

Wie der Bremer Makler Stephan Röpke, zugleich Mitglied im Vorstand des IVD-Nord (Immobilienverband Deutschland) erklärt, kommt für Familien erschwerend hinzu, dass es in Bremen besonders an großen Wohnungen mit drei und mehr Zimmern mangelt. "Zum Glück gibt es allerdings ein gewisses Angebot an kleinen Einfamilienhäusern", fügt er hinzu und skizziert damit einen möglichen Ausweg für Bremer Familien auf Wohnungssuche.

Keine Option sind solche Häuser dagegen für Seniorinnen und Senioren. Auch für sie sei es derzeit besonders schwierig, eine passende Wohnung zu finden, sagt Kornelia Ahlring. Seniorengerechte Wohnungen seien nahezu überall in Deutschland Mangelware. Ebenfalls sehr schwierig könne sich die Wohnungssuche für Studierende in Bremen gestalten, sagt Makler Stephan Röpke: "Für sie sind auch kleine Wohnungen inzwischen oft zu teuer."

Kornelia Ahlring vom DMB Mieterverein Bremen e. V.
Kritisert den Mangel an seniorengerechten Wohnungen in Bremen: Kornelia Ahlring vom Mieterverein. Bild: DMB Mieterverein Bremen e. V.

Was ist mit der städtischen Wohnungsgesellschaft Gewoba? Lässt sich über die Gewoba einfacher eine Wohnung finden als auf dem übrigen Bremer Markt?

Bedingt. "Wer Zeit mitbringt, findet auch eine Wohnung", schickt Manfred Corbach, Prokurist für die Immobilienwirtschaft bei der Gewoba, die gute Nachricht voraus. Man müsse im Durchschnitt sechs Monate für die Wohnungssuche in Bremen rechnen.

Entsprechend schwierig werde es für jene, die kurzfristig eine Wohnung bräuchten, auch bei der Gewoba. Das Angebot, so Corbach, sei kleiner geworden. Habe die Gewoba noch vor rund zwei Jahren etwa 300 Wohnungen im Monat vermietet, so seien es inzwischen nur noch rund 200. Ein Grund dafür sei, dass die Mieter – auch aufgrund der allgemeinen Wohnungsknappheit – ihre Wohnungen nicht so leicht aufgäben. Entsprechend seien die Kündigungen zurückgegangen. Zum Hintergrund: Die Gewoba hat allein in der Stadt Bremen einen Wohnungsbestand von rund 33.000 Wohnungen.

Porträt von Stephan Röpke
Makler Stephan Röpke stellt fest, dass insbesondere das Angebot an großen Wohnungen für Familien in Bremen überschaubar ist. Bild: privat

Für wen ist die Wohnungssuche in Bremen am einfachsten?

Im engen Sinne einfach sei sie für niemanden, sagen Röpke, Ahlring und Corbach gleichermaßen. Noch am einfachsten aber sei es für Singles. "Singles können in der Regel am flexibelsten auf Angebote reagieren", erklärt Röpke. Hinzu komme, dass das Angebot an Zwei- bis Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen in Bremen zwar nicht groß, aber doch größer sei als das an anderen Unterkünften.

Gibt es bei der Wohnungssuche große Unterschiede zwischen den einzelnen Bremer Stadtteilen?

Ja, gibt es. "Je näher man in die Stadt rückt, desto länger wird die Wartezeit", beschreibt Corbach die Lage. Am gefragtesten und zugleich am schwersten zu bekommen seien Wohnungen im Ostertor- und Steintorviertel sowie in Schwachhausen, Findorff und der vorderen Neustadt. Das sagen auch Ahlring und Röpke.

Etwas einfacher dagegen sei es in Randgebieten. Das beginne in Walle, gelte aber noch mehr für Huchting, Kattenturm, Kattenesch und für Ortsteile im Norden Bremens, etwa in Grambke. Für viele biete es sich aber auch an, außerhalb Bremens zu suchen. Nicht nur, weil Wohnraum dort vergleichsweise günstig sein könne, sondern auch, weil die Infrastruktur im Speckgürtel Bremens besser geworden sei. Beispielhaft verweist Röpke auf Verlängerungen der Bremer Straßenbahnlinien in Umlandgemeinden wie Lilienthal oder demnächst auch Stuhr.

Wie sieht es in Bremerhaven aus? Gilt für den dortigen Wohnungsmarkt das Gleiche wie für den Bremer?

Nein. Allerdings hat sich auch hier der Markt verändert. "In Bremerhaven gab es lange einen Wohnungsüberhang", erklärt Manfred Corbach von der Gewoba. Inzwischen sei das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ziemlich ausgeglichen: "Man findet in Bremerhaven im Schnitt innerhalb von zwei Monaten eine Wohnung", so Corbach.

Janine Wübben, Sprecherin der städtischen Bremerhavener Wohnungsgesellschaft Stäwog, fügt hinzu, dass gerade das Angebot an großen Wohnungen für Familien sehr überschaubar in der Seestadt geworden sei. Gleiches gelte für besonders kleine und günstige Wohnungen. Sie führt diese Entwicklung vor allem darauf zurück, dass Bremerhaven zuletzt kontinuierlich gewachsen und dadurch die Nachfrage nach Wohnraum gestiegen sei.

Wie wird bezahlbares Wohnen in Zukunft in Bremen möglich sein?

Bild: Radio Bremen

Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Next, Der Morgen, 1. Oktober 2024, 6 Uhr