Tacheles vom Werder-Kapitän: "Schenken alles zu billig her"

Werder-Spieler um Kapitän Marco Friedl stehen nach der Niederlage gegen Wolfsburg konsterniert auf dem Spielfeld.

Negativlauf geht weiter: Werder verliert 0:2 gegen Wolfsburg

Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Vom Europapokal redet nach der 4. Pleite in Folge niemand mehr: Werder war nach dem 0:2 gegen Wolfsburg bedient und Kapitän Marco Friedl machte seinem Frust Luft.

Gerade einmal fünf Spieltage ist es her, da wurde in Bremen eifrig herumgerechnet. Werder stand nach dem 22. Spieltag auf Rang sieben und schnell wurden die Konstellationen durchgespielt, wie die Grün-Weißen nach jahrelanger Abstinenz wohl wieder den Europapokal erreichen könnten – die Rückkehr schien zum Greifen nahe.

Nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag im Weser-Stadion jedoch sprach niemand mehr von Europa. Mit der bitteren 0:2-Niederlage gegen Wolfsburg am 27. Spieltag waren die Bremer endgültig in der harten Realität aufgeschlagen. Nach vier Pleiten in Folge, dem mauen zehnten Tabellenplatz mit weiterhin 30 Punkten heißt Werders Gegenwart nun dümpeln im Niemandsland statt durchstarten auf internationaler Bühne.

Wir sind aktuell pro Spiel in einer Handvoll Szenen nicht auf der Höhe und die fliegen uns gnadenlos um die Ohren. Deshalb stehen wir heute zurecht ohne Punkte da. So gewinnen wir auch gegen keine andere Mannschaft.

Werder-Trainer Ole Werner

Werder nimmt Geschenk der "Wölfe" nicht an

Werder-Torwart Michael Zetterer sitzt frustriert am dem Rasen nach dem Treffer, Milos Veljkovic und Naby Keita stehen ebenso konsterniert neben ihm.
Werder-Torwart Michael Zetterer musste in der Schlussphase auch noch das 0:2 hinnehmen. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Die erste halbe Stunde der Partie machte Werder seine Sache gegen Wolfsburg noch recht ordentlich. Dann sah Anthony Jung kurz vor der Pause Rot für eine Notbremse. Fünf Minuten später durfte Maxence Lacroix völlig unbehelligt nach einem Eckball durch die Beine von Werders Agu zur 1:0-Führung einschieben.

In einer zähen zweiten Halbzeit tat Lacroix den Bremern in der 75. Minute schließlich den Gefallen und holte sich ebenfalls die Rote Karte ab. Wieder zehn gegen zehn – doch Werder nahm Wolfsburgs großzügiges Geschenk nicht an. Stattdessen patzte der ohnehin gebeutelte Naby Keita und Lovro Majer erhöhte für die "Wölfe" auf 2:0.

Friedl: "Das stinkt mir generell"

"Unterm Strich war es einfach viel zu wenig, um ein Bundesligaspiel gewinnen zu können", ärgerte sich Kapitän Marco Friedl, der fünf Wochen nach seinem Syndesmosebandriss wieder das Herzstück der Werder-Abwehr bildete. Und Friedl machte seinem Frust über die schwache Leistung seiner Teamkollegen dann auch deutlich Luft.

Wir schenken es zu sehr her, und das stinkt mir generell. Es nervt mich auch in der Mannschaft, dass wir das zu locker hinnehmen und sagen: 'Es geht ja nur darum, dass wir in der Liga bleiben'.

Werder-Kapitän Marco Friedl

Friedl war verärgert über jene Mitspieler, die noch vor kurzem Lust auf Europa, Lust auf höhere Ziele als den bloßen Klassenerhalt gehabt haben. Davon ist scheinbar nichts mehr übrig. "Wenn du die Chance hast, oben dranzubleiben, warum schenkst du es dann so billig her und stehst Woche für Woche wieder da und sagst: 'Das hätten wir jetzt nicht verlieren müssen'.

Werder für Werner zu "inkonsequent"

Trainer Ole Werner war kaum weniger gefrustet als sein Kapitän, der ihm in den vergangenen Wochen schmerzlich gefehlt hatte. "Inkonsequenz" war sein Schlagwort, das er in der Aufarbeitung dieses missglückten Auftritts wieder und wieder bemühte. Sei es in den spielentscheidenden Momenten, beim Spiel des letzten Balles, in der Defensive oder beim Verwandeln der eigenen Torchancen.

"Es geht jetzt darum, Konsequenz an den Tag zu legen und jede Chance so zu behandeln, als sei es die spielentscheidende Szene", forderte Werner. Denn auch wenn noch zehn Punkte zwischen den Bremern und dem Relegationsplatz liegen, wird Werders Lage langsam wieder prekär.

Fritz: "Wir unterschätzen nichts"

Die Werder-Mannschaft mit Trainer- und Betreuerstab steht Arm in Arm im Kreis auf dem Rasen nach der Niederlage gegen Wolfsburg.
Zusammenstehen in der Krise: Werder braucht nach vier Niederlagen in Folge dringend wieder Punkte. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Das Déjà-vu vom Abstiegsjahr 2021 möchte niemand heraufbeschwören, doch auch Werders Sportlicher Leiter Clemens Fritz weiß, dass man noch längst nicht gerettet ist: "Wir unterschätzen nichts. Wir können uns auch auf nichts ausruhen, und wir wissen, dass wir noch Punkte brauchen. Und wir wissen auch, was für ein Programm wir noch vor uns haben."

Und während Werder in den kommenden sieben Saisonspielen nun wieder nach unten statt nach oben in der Tabelle schaut, sitzt der Ärger darüber bei Kapitän Friedl immer noch tief: "Jedes Jahr um die goldene Ananas zu spielen, interessiert mich eigentlich nicht. Ich will irgendwann mal etwas erreichen." In dieser Saison scheint Werder diese Gelegenheit verspielt zu haben.

Spielplan

Datum Uhrzeit Heim Gast Ergebnis
19.04.2025 15:30 Uhr
1. FC Heidenheim 1846 Heidenheim
Bayern München Bayern
Ergebnis: 0 zu 4
19.04.2025 15:30 Uhr
SC Freiburg Freiburg
1899 Hoffenheim Hoffenheim
Ergebnis: 3 zu 2
19.04.2025 15:30 Uhr
1. FSV Mainz 05 Mainz
VfL Wolfsburg Wolfsburg
Ergebnis: 2 zu 2
19.04.2025 15:30 Uhr
Werder Bremen Werder
VfL Bochum Bochum
Ergebnis: 1 zu 0
19.04.2025 15:30 Uhr
RB Leipzig Leipzig
Holstein Kiel Kiel
Ergebnis: 1 zu 1
19.04.2025 18:30 Uhr
1. FC Union Berlin Union Berlin
VfB Stuttgart Stuttgart
Ergebnis: 4 zu 4
20.04.2025 15:30 Uhr
FC Augsburg Augsburg
Eintracht Frankfurt E. Frankfurt
Ergebnis: - zu -
20.04.2025 17:30 Uhr
Borussia Dortmund Dortmund
Borussia Mönchengladbach M'gladbach
Ergebnis: - zu -
20.04.2025 19:30 Uhr
FC St. Pauli St. Pauli
Bayer Leverkusen Leverkusen
Ergebnis: - zu -

Tabelle

# Mannschaft Spiele Siege U Niederlagen Tore Differenz Punkte
1
Bayern München Bayern
30 22 6 2 87:29 58 72
2
Bayer Leverkusen Leverkusen
29 18 9 2 63:34 29 63
3
Eintracht Frankfurt E. Frankfurt
29 15 6 8 58:42 16 51
4
RB Leipzig Leipzig
30 13 10 7 48:38 10 49
5
SC Freiburg Freiburg
30 14 6 10 43:47 -4 48
6
1. FSV Mainz 05 Mainz
30 13 8 9 48:36 12 47
7
Werder Bremen Werder
30 13 6 11 48:54 -6 45
8
Borussia Mönchengladbach M'gladbach
29 13 5 11 46:43 3 44
9
Borussia Dortmund Dortmund
29 12 6 11 54:45 9 42
10
FC Augsburg Augsburg
29 11 9 9 33:40 -7 42
11
VfB Stuttgart Stuttgart
30 11 8 11 56:50 6 41
12
VfL Wolfsburg Wolfsburg
30 10 9 11 53:47 6 39
13
1. FC Union Berlin Union Berlin
30 9 8 13 30:44 -14 35
14
1899 Hoffenheim Hoffenheim
30 7 9 14 38:55 -17 30
15
FC St. Pauli St. Pauli
29 8 5 16 25:35 -10 29
16
1. FC Heidenheim 1846 Heidenheim
30 6 4 20 32:60 -28 22
17
VfL Bochum Bochum
30 5 5 20 29:62 -33 20
18
Holstein Kiel Kiel
30 4 7 19 41:71 -30 19

Legende:

  • Champions League
  • Europa League
  • Europa Conference League Quali.
  • Relegation
  • Abstieg
  • Die Partie Union Berlin - VfL Bochum (1:1) vom 14. Spieltag wurde nachträglich mit 2:0 für Bochum gewertet, nachdem VfL-Keeper Patrick Drewes in der Nachspielzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde und die Partie nicht zu Ende spielen konnte. Das DFB-Bundesgericht hat das Urteil bestätigt und es ist so in die Tabelle eingeflossen. Union will jedoch vor das Ständige Schiedsgericht ziehen. (Stand 01.03.2025).

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Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 30. März 2024, 18 Uhr