Schwangerschaft bis Elternzeit: Wie die Babylotsen in Bremen arbeiten

Ein wenige Tage altes Baby namens Tim in seinem Krankenhausbett

Schwangerschaft bis Elternzeit: Wie die Babylotsen in Bremen arbeiten

Bild: dpa | Sophia Allenstein

In einer Bremer Klinik helfen Babylotsen jungen Familien: Sie begleiten sie mit Rat und Tat während und nach der Schwangerschaft – und haben die frühe Entwicklung der Kinder im Blick.

Wenn Katrin Sevim die Wöchnerinnenstation betritt, weiß sie nie so genau, was sie erwartet. Sie ist eine von zwei Baby-Lotsinnen, die im St.-Joseph-Stift werdende und frisch gebackene Eltern unterstützt. Im Gewirr aus Fragen und Emotionen gibt sie Orientierung – persönlich, per Mail und Telefon.

Babylotsin Katrin Sevim schaut lächelnd in die Kamera
Bild: dpa | Sophia Allenstein

"Man hat immer die Erwartung: Das Kind kommt auf die Welt, und die Eltern können das", sagt Sevim. "Sie müssen sofort funktionieren, der Druck ist enorm groß. Ich versuche ihnen immer wieder zu sagen: Ihr seid ja gerade erst zwei Tage Eltern, ihr wachst da rein." Für die Baby-Lotsin ist klar: Auch Fehler machen gehört zur Elternschaft dazu.

In Zimmer 2.212 des St.-Josef-Stifts streckt sich der kleine Tim in seinem hölzernen Bettchen. Dreizehn Tage ist er an diesem Tag alt; ein ruhiges, entspanntes Baby. Trotz eines herausfordernden Starts in diese Welt. Eine heikle Geburt, das Leben der Mutter stand auf der Kippe. "Die Mutter war nach der Geburt nicht ansprechbar, weil sie im Koma lag", erklärt die Baby-Lotsin. "Das heißt, der Vater war alleine mit dem ersten Kind, einer Frau auf der Intensivstation und einem neugeborenen Baby."

Große Bandbreite an Themen

Es sind Momente wie dieser, in denen die Baby-Lotsen dringend gebraucht werden. Schwere Geburten, Stress in der Partnerschaft, psychische Erkrankungen. Solche Umstände belasten die Eltern. Die Baby-Lotsen des St.-Joseph-Stift kommen auf die Familien zu, haben ein offenes Ohr und beraten. Auch kleinere Themen und organisatorische Fragen gehören zum Job der Baby-Lotsen: Sie geben Tipps zur Hebammensuche, zum Eltern- oder Wohngeld. Je nach Wunsch vermitteln sie an weiterführende Stellen, etwa an Kinderärzte, Hebammenzentren, Ansprechpartner bei den Behörden. Die Angebote in den Stadtteilen und im Umland kennen die Baby-Lotsen gut. Sie wissen genau, wo die Eltern in ihrer Nachbarschaft Unterstützung bekommen.

Das typische Beratungsthema kennen die Lotsen nicht, sie decken eine große Bandbreite an Themen ab und versuchen zu entlasten, wo es geht.

Vielen hilft, vertraulich sprechen zu können

Eine dunkelhaarige Frau lächelt in die Kamera.
Bild: privat

Onjoly Kamprad aus Findorff wurde 2024 Mutter, nachdem sie kurz zuvor bereits ein Kind verloren hatte. Eine Erfahrung, die sie vor der Geburt stark beschäftigte. "Durch die Fehlgeburt war ich irgendwie so blockiert", sagt sie. "Ich wusste, dass ich schwanger war. Ich hatte auch einen Bauch. Aber ich hatte nicht das Gefühl von: Oh mein Gott, ich liebe dich jetzt schon über alles, kleiner Mensch." Unterbewusst habe sie immer noch damit gerechnet, dass etwas schiefgehen könnte, das Baby sterben könnte.

Baby-Lotsin Katrin Sevim war ihr während dieser Zeit eine große Hilfe. "Sie hat gesagt: Das sind ganz normale Gefühle, es wird sich alles geben. Und so ist es auch gekommen."

Heute krabbelt der 9 Monate alte Kyo auf dem Küchenboden von Onjoly Kamprad – kerngesund und neugierig. Dass beide ein wenig stressfreier durch Schwangerschaft und die ersten Monate gekommen sind, hat auch mit dem Lotsen-Dienst der Caritas zu tun. Vertraulich mit jemandem außerhalb der Familie sprechen zu können, und dafür nicht verurteilt zu werden, habe sehr geholfen, sagt Kamprad.

Unklare Zukunft

Die Baby-Lotsen in Bremen gehören zu einem Netzwerk, bundesweit sind sie an fast hundert Standorten aktiv. In Bremen lief Ende letzten Jahres die Finanzierung aus, trotz positiver Bilanz war der Dienst gefährdet. "Wir wussten im Dezember 2024 nicht, ob wir im März noch da sind," sagt Katrin Sevim. Mittlerweile ist klar: Für das laufende Jahr übernimmt die Stadt Bremen die Kosten für das Projekt und hofft auf eine Refinanzierung aus Bundesmitteln. Wie es nach diesem Jahr mit der Finanzierung weitergeht, wissen die Baby-Lotsen noch nicht.

So helfen Babylotsinnen in Bremen frischgebackenen Eltern

Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Autorin
    Sophia Allenstein

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 4. März 2025, 11.15 Uhr