Infografik

Verschuldet und doch im Aufwind? Wie es um den Jade-Weser-Port steht

Das Containerschiff „Morten Maersk“ der dänischen Reederei Maersk Line liegt an einer Kaimauer am Containerterminal JadeWeserPort, fotografiert von einem Schiff.
Ein Bild mit Symbolcharakter: Das Containerschiff Morten Maersk liegt im Jade-Weser-Port. Die Reederei Maersk spielt für die Zukunft des Hafens eine entscheidende Rolle. Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Der Jade-Weser-Port ist Deutschlands einziger Tiefwasserhafen. Zwei Seehafen-Experten erklären, wieso sich das bald doch noch für Bremen und Niedersachen auszahlen könnte.

Der Jade-Weser-Port fühlt sich gut aufgestellt. So berichtet die Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen in einer Pressemitteilung von "umfangreiche Investitionen in Umschlagseinrichtungen durch die private Hafenwirtschaft" in Wilhelmshaven sowie von einem Umschlagsplus von 13 Prozent im Jahr 2024 gegenüber 2023.

Das Erstaunliche daran: Wenige Tage zuvor machte die Nachricht die Runde, dass Bremen und Niedersachsen zusammen 125 Millionen Euro nachschießen müssten, um das Aus der Betreibergesellschaft des Jade-Weser-Ports zu verhindern. Der Grund: Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat der Hafen viel weniger umgeschlagen und entsprechend auch viel weniger Geld eingespielt als ursprünglich erwartet. Und doch scheint der Jade-Weser-Port nun Fahrt aufzunehmen. Diesen Eindruck vermitteln zumindest die jüngsten Umschlagszahlen und neue Wachstumsprognosen.

Was dahinter steckt – darüber hat buten un binnen mit den Seehafen-Experten Burkhard Lemper von der Hochschule Bremen und Jan Ninnemann von der Hamburg School of Business gesprochen.

Umschläge des Jade-Weser-Ports 2024

Grafik: Jade-Weser-Port in Zahlen Quelle: Seaports of Niedersachsen GmbH Jade-Weser-Port Wilhelmshaven 2,6 Mio. Tonnen feste Massengüter (z.B. Kohle, Baustoffe) 25,6 Mio. Tonnen flüssige Massengüter (z.B. Erdöl, Flüssiggas) 35,3 Mio. Tonnen Umschlag in 2024 7,1 Mio. Tonnen Stückgut (z.B. Fahrzeuge, Container)
Bild: Radio Bremen

1 Neue Kunden

Porträt von Jan Ninnemann
Sieht den Jade-Weser-Port gut für die Zukunft aufgestellt: Jan Ninnemann. Bild: privat

Die Großreederei Hapag-Lloyd ist seit 2022 zu 30 Prozent am Containerterminal Wilhelmshaven beteiligt. Seit Februar dieses Jahres bildet Hapag-Lloyd zudem eine Allianz mit der Reederei Maersk. Der Name der Allianz: Gemini. Gemini hat beschlossen, den Jade-Weser-Port zu einem von nur drei Haupt-Zielhäfen in Europa für Schiffe mit besonders großem Tiefgang zu machen – ein Vorgang, der dem Jade-Weser-Port nicht nur unmittelbar ein Umschlagsplus bescheren dürfte, sondern auch indirekt: Weil die großen Schiffe eine Reihe weiterer Kunden anlocken.

So kann der Hafen sein Transshipment-Angebot ausbauen, sprich: Dienstleister anziehen, die die Frachten der Riesenpötte auf kleinere Schiffe verladen, um sie damit an andere Häfen weiter zu transportieren – und umgekehrt. Entsprechend rechnet der Jade-Weser-Port für das laufende Jahr mit weiteren deutlichen  Umschlagszuwächsen bei Containern und Fahrzeugen. Burkhard Lemper hält diese Prognose des Hafens für realistisch: "Die Chancen, dass man zu hohen Steigerungsraten kommt, stehen gut." Ähnlich sieht es Jan Ninnemann. Er spricht von "guten Aussichten für Wilhelmshaven".

2 Reedereien setzen auf große Pötte

Gast Burkhard Lemper
Glaubt, dass der Jade-Weser-Port weiter zulegen wird: Burkhard Lemper. Bild: Radio Bremen

Weltweit geht der Trend im Containergeschäft weiterhin zu immer mehr Riesenschiffen mit möglicherweise noch wachsenden Ausmaßen. Das spiele dem Jade-Weser-Port als Tiefwasserhafen in die Karten, auch im innerdeutschen Wettbewerb mit Bremerhaven und Hamburg, sagt Lemper und erklärt: "Manche Schiffe haben heute voll beladen schon einen Tiefgang von 17 Metern und mehr. Damit kann man nur innerhalb kleiner Tidefenster in Hamburg oder Bremerhaven ein- und auslaufen und muss dabei oftmals trotzdem auch auf ein paar Prozentpunkte bei der Auslastung verzichten." Den Jade-Weser-Port mit seiner tideunabhängigen Tiefe von 18 Metern könnten dagegen selbst die größten Schiffe rund um die Uhr ansteuern.

Entwicklung der Container-Umschläge des Jade-Weser-Ports

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3 Automobilumschlag auf Wachstumskurs

Bereits 2024 sind die Stückgut-Umschläge in Wilhelmshaven um ein Drittel gegenüber 2023 gestiegen: auf 7,1 Millionen Tonnen Umschlagsvolumen. Einen wesentlichen Anteil daran haben neben den Containern die Fahrzeuge. So teilt Seaports of Niedersachsen mit: "Die Importmengen im noch jungen Geschäftsfeld Automobilumschlag konnten gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt werden auf über 74.000 Fahrzeuge im Jahr 2024."

Dass der Jade-Weser-Port künftig noch wesentlich mehr Fahrzeuge umschlagen wird, ist dem Seehafen-Experten Jan Ninnemann zufolge absehbar. Denn der Baden-Württembergische Automobillogistiker Mosolf baut im Gewerbegebiet Geniusbank am Jade-Weser-Port auf 9,5 Hektar Fläche ein neues Umschlagszentrum. Der Fokus des Unternehmens vor Ort werde darauf liegen, chinesische Elektro-Autos einzuführen.

"Da ist Dynamik drin", sagt Ninnemann. Auch, weil die deutschen Autobauer die Einführung der E-Autos verschlafen hätten, spreche viel dafür, dass die Chinesen den hiesigen Markt mit ihren Autos aufrollen könnten, bestehenden Handelszöllen zum Trotz. Für den Jade-Weser-Port wäre das eine gute Nachricht.

Bremen muss Darlehen für Bau des Jade-Weser-Ports zurückzahlen

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 4. März 2025, 19:30 Uhr