Fragen & Antworten
Schutz vor RS-Virus: Was Eltern von Neugeborenen tun können
Besonders in den Wintermonaten sind Neugeborene gefährdet, am Respiratorische Synzytial-Virus zu erkranken. Aktuell gibt es Lieferschwierigkeiten des eingesetzten Medikaments.
Was ist das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV)?
Das RSV ist eine der häufigsten Atemwegserkrankungen bei Kleinkindern und kann insbesondere für Säuglinge gefährlich werden. Bei schweren Verläufen kommt es zu einer Entzündung der unteren Atemwege. Einige Kinder, vor allem Kinder unter einem Jahr, müssen im Krankenhaus behandelt werden.
Wie können Neugeborene und Säuglinge vor dem RSV geschützt werden?
Bei der RSV-Prophylaxe handelt es sich nicht um eine Impfung, sondern um eine passive Immunisierung. Hierbei werden den Kindern Antikörper (Nirsevimab) verabreicht, die das Virus bekämpfen sollen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Neugeborenen und Säuglingen, die ab April dieses Jahres geboren wurden, eine Immunisierung, um das Risiko schwerer Krankheitsverläufe zu verringern. Alle Kinder, die seit April geboren wurden, können beim Kinderarzt eine Immunisierung erhalten. Kinder, die von nun an geboren werden, können direkt im Krankenhaus immunisiert werden.
Thorsten Körner, Bremer Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, sieht in dieser Art der Immunisierung einen großen Vorteil: "In der Regel ruft sie keine Reaktionen wie Fieber hervor. Was jedoch auftreten kann, ist eine lokale Schwellung oder Rötung." Durch die Immunisierung erhofft sich der Arzt neben der Verhinderung schwerer Verläufe auch eine Entlastung der Krankenhäuser: In der letzten RSV-Saison gab es im Land Bremen 132 gemeldete Fälle von RSV bei Kindern unter einem Jahr, von denen 100 im Krankenhaus behandelt werden mussten. Das neue Medikament soll dies verhindern.
Gibt es Probleme bei der Lieferbarkeit?
Die Verfügbarkeit des eingesetzten Medikaments ist eingeschränkt. Momentan sind nur 50-Milligramm-Dosen erhältlich, eine 100-Milligramm-Dosis für Kinder über fünf Kilogramm ist nicht bestellbar. Eine Prognose, wann das Medikament wieder verfügbar sein wird, kann derzeit nicht abgegeben werden.
Bereits im September hat das Bundesministerium für Gesundheit den Versorgungsmangel bekannt gegeben: "Die zuständigen Landesbehörden wurden ermächtigt, Genehmigungen für im Ausland zugelassene Arzneimittel zu erteilen." Somit besteht die Möglichkeit, entsprechende Arzneimittel, die nicht in Deutschland zugelassen sind, zu importieren und in Deutschland in Verkehr zu bringen. Kurzfristig war das Medikament eingeschränkt lieferbar. "Inzwischen bekommen wir aber leider auch nichts mehr aus dem Ausland", sagte Holger Piekuth, stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbands. Es sei eine Verkettung unglücklicher Umstände, sagt der Apotheker.
Das Problem wird sich nächstes Jahr von alleine lösen, dann werden die entsprechenden Bedarfsmengen auch im Handel sein. Diese Saison müssen wir da leider durch.
Holger Piekuth, stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbands
Was sagen die Kinderärzte?
Es sei übers Knie gebrochen, sagt die Bremer Kinderärztin Judith Hildebrandt. Sie kritisiert außerdem, dass Eltern das Medikament teilweise selbst besorgen müssen. Dieser Schritt sorge für Unsicherheiten, und es sei eine Hürde, wenn der Impfstoff dann nicht vorrätig sei. All dies könne auf die Eltern abschreckend wirken.
Ursprünglich war die Idee, dass alle Neugeborenen in der Klinik immunisiert werden, das heißt, wir hätten damit gar nichts zu tun gehabt – das wäre für die Eltern am einfachsten gewesen.
Bremer Kinderärztin Judith Hildebrandt
Hinzu kommt, dass die Bezahlung für den Mehraufwand, den die Kinderärztinnen und Kinderärzte haben, zu gering sei. "Wir müssen zusätzlich Aufklärungsgespräche führen, über eine Impfung, die gar keine richtige Impfung ist. Wir müssen den Eltern diese Andersartigkeit erklären; das bringt Skepsis hervor. Außerdem ist es ein neues Medikament, da sind Eltern sehr vorsichtig", so die Ärztin. Diese Beratungen nehmen viel Zeit im Praxisalltag ein – Zeit, die die Kinderärzte eigentlich nicht haben.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. November 2024, 19:30 Uhr