Interview

Darum zählt Bremerhaven zu "Niedersachsens schönsten Städte"

Auf einem Tisch liegen zwei Magazinseiten.
Eine Tourismusbroschüre zählt Bremerhaven zu den schönsten Städten in Niedersachsen. Bild: Radio Bremen | Joschka Schmitt

In einer Broschüre wirbt Niedersachsen mit seinen "21 schönsten Städten". Darunter Bremerhaven, das bekanntlich zum Land Bremen gehört. Der Tourismuschef erklärt, warum.

Wer Ideen für einen Wochenendtrip, Kurzurlaub oder Ausflug sucht, für den lohnt ein Blick "auf unsere Städte in Niedersachsen" – so heißt es in einer aktuellen Werbebroschüre unter dem Motto: "Lieblingsort – Die 21 schönsten Städten in Niedersachsen". Hochglanz, Sehenswürdigkeiten – und an zweiter Stelle, alphabetisch hinter Braunschweig: Bremerhaven. Bremerhaven? Ja, Bremerhaven.

Die Seestadt ist zwar eingekreist von Niedersachsen, gehört aber zum kleinsten Bundesland und Zwei-Städte-Staat Bremen. Ein Kampagnen-Kuriosum, das nun für Aufmerksamkeit sorgt. Auch über einen möglichen Fehler wurde spekuliert. Zuerst hatte die Nordseezeitung berichtet. Bremerhavens Tourismuschef Ralf Meyer erklärt, was hinter der "Eingemeindung" steckt.

Der bremerhavener Tourismuschef, Ralf Meyer, im Interview bei buten un binnen.
Ralf Meyer ist Geschäftsführer der Touristikgesellschaft Erlebnis Bremerhaven. Bild: Radio Bremen

Wie ist es zu dieser ungewöhnlich wirkenden Auflistung gekommen?

Naja, es ist ein relativ einfacher Schritt. Wir arbeiten im touristischen Bereich intensiv mit Niedersachsen zusammen, sind sehr verflochten. Wir sind dort in der Tourismusagentur Niedersachsen Mitgesellschafter, haben eine gemeinsame Fischgenussroute oder die Nordsee GmbH.

Also, wir sind im touristischen Bereich fest verwurzelt mit Niedersachsen. Weil unsere Gäste auch aus Dunen, Döse, Sahlenburg, Butjadingen, Wangerland kommen – das sind alles Gäste, die wir nach Bremerhaven holen und für einen Städtebesuch gewinnen wollen. Ich freue mich, dass es eine Broschüre gibt, die die 21 schönsten Städte in Niedersachsen aufzeigt und, dass die Niedersachsen uns in ihr Tourismusmarketing mit aufgenommen haben.

Von wem kann die Idee?

Es gibt den Stadtmarketingverbund Aboutcities in dem sich 17 Städte aus Niedersachsen zusammengeschlossen haben, darunter Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Wolfsburg, Peine, Papenburg, Osnabrück – und Bremerhaven. Die Geschäftsstelle ist auch in Bremerhaven. Vielleicht sind wir die heimliche Hauptstadt (lacht).

Das Tourismus-Marketing Niedersachsen hat die Broschüre über Aboutcities herausgegeben. Und da ist eben Bremerhaven wunderschön mit aufgenommen. Wir freuen uns natürlich, dass wir so die Möglichkeit haben, immer wieder auf unsere Seestadt aufmerksam zu machen.

Warum wird die Zugehörigkeit zum Land Bremen verschwiegen?

Bremerhaven ist Bremerhaven als Stadt. Und die wollen wir vermarkten, das ist unsere Aufgabe. Den Touristen interessieren ja eigentlich keine Grenzen. Der ist in Cuxhaven, liegt am Strand und sagt, ich will ins Klimahaus und also fahre ich nach Bremerhaven. Da interessiert sich der Tourist überhaupt nicht dafür, ob er nun eine Ländergrenze überschritten hat oder nicht.

Das wollen wir als Touristiker nicht kompliziert machen, sondern einfach und sagen: Kommt nach Bremerhaven, ins Klimahaus, ins Auswandererhaus, in den Zoo am Meer, ins Schaufenster Fischereihafen, esst hier Fisch. Wir vermarkten eben nicht Bremen, sondern Bremerhaven. Deswegen auch die intensive Zusammenarbeit mit Niedersachsen.

Irritiert es nicht trotzdem, dass Bremerhaven zu Niedersachsen gezählt wird?

Wir freuen uns darüber, dass wir touristisch eingemeindet sind. Und, dass auch die Niedersachsen sagen: Bremerhaven ist so eine tolle Stadt, die nehmen wir bei uns mit auf als eine der schönsten Städte. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung, der gemeinsamen Arbeit, der guten Kontakte und des tollen Netzwerks, um unsere Region – die niedersächsische Nordseeküste und die Seestadt Bremerhaven – gemeinsam zu vermarkten. Wir freuen uns ja auch, wenn wir den Gästen sagen können, wie schön es in Cuxhaven, im Wangerland oder auf unseren Inseln an der Nordsee ist. Das machen wir auch gerne.

Gab es Reaktionen aus Bremen?

Nein, ich glaube nicht, dass wir da irgendwelche Rückmeldungen aus Bremen bekommen. Die Bremer machen ihr Marketing und wir machen unseres. Ich habe von der augenzwinkernden Reaktion von Andreas Bovenschulte in der Zeitung gelesen, die zeigt: Auch dem Präsidenten des Senats gefällt, dass Niedersachsen Bremerhaven liebt – immer touristisch gemeint. Ziel des Landes war es immer, stark vom Küstentourismus zu profitieren und dann rutscht man automatisch in die touristische Landkarte mit hinein. Wenn dort ein weißer Fleck wäre, wäre das schlecht. Außerdem ist auch Bremen auf der Karte eingezeichnet.

Ich bin auch von Bremerhavener Politikern angerufen worden und wir haben gemeinsam herzlich über entsprechende Nachfragen gelacht. Der Fokus wird durch die Kampagne viel stärker auf Bremerhaven gelenkt. Wer die Broschüre aufschlägt, wundert sich. Das ist ein echter Hingucker und regt zum Schmunzeln an.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 12. Februar 2023, 12:20 Uhr