Als Zwangsarbeiter den Bunker "Hornisse" bauten
1944 ließen die Nazis den Bunker im Industriehafen in Bremen-Gröpelingen errichten. Wie viele Menschen starben, ist unklar. Doch fertig wurde der Bau nie.
Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Seit 1966 ist der 27. Januar der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Doch die gab es nicht nur in den Konzentrationslagern, sondern auch unter Zwangsarbeitern. Und Zwangsarbeiter gab es auch in Bremen – sie sollten die Bunker "Hornisse" und "Valentin" bauen.
Der Bunker "Hornisse" steht heute noch in Bremen-Gröpelingen, im Industriehafen. Er ist der etwas weniger bekannte kleinere Bruder des Bunkers "Valentin". Dort in Bremen-Farge sollten die insgesamt acht Sektionen des U-Boots Typ XXI zusammengebaut werden – sechs der Sektionen sollten im Bunker "Hornisse" gefertigt werden, die übrigen zwei im Bunker "Wespe" in Wilhelmshaven.
Bau der Bunker kostete zahlreiche Menschen das Leben
Zu einem Bau von U-Booten kam es jedoch in keinen von ihnen. Baubeginn beider Bunker war zu einer Zeit, in der Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Dennoch kostete der Bau zahlreichen Menschen das Leben. Eine Vielzahl der Zwangsarbeiter waren Insassen von Konzentrationslagern und russische Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft waren – obwohl die Genfer Konvention den Einsatz von Kriegsgefangenen zur Zwangsarbeit verbot.
Seitens der Heeresleitung war die Genfer Konvention für sowjetische Kriegsgefangene ausgeschlossen – sie waren jüdisch-bolschewistische Untermenschen, wie das in der Nazipropaganda hieß.
Raimund Gaebelein, Bremer Landesvorsitzender der Verfolgten des Nationalsozialismus
1.000 Zwangsarbeiter täglich
Raimund Gaebelein, Bremer Landesvorsitzende der Verfolgten des Nationalsozialismus, geht heute davon aus, dass der Bunker fertig gebaut worden wäre, wenn etwa ein halbes Jahr mehr Arbeitszeit vorhanden gewesen wäre. Das aber auch nur, weil die Nationalsozialisten ihre Methoden hatten.
Das war ein ausgeklügeltes System. Die SS ging davon aus, dass die Leute eine neunmonatige Lebenschance hatten und dann mussten sie eben ersetzt werden.
Raimund Gaebelein, Bremer Landesvorsitzender der Verfolgten des Nationalsozialismus
Insgesamt 1.000 Zwangsarbeiter mussten täglich auf der Baustelle unter härtesten Bedingungen arbeiten: Der Winter 1944 fiel ungewöhnlich kalt aus und die Arbeiter waren lediglich mit dünnem Drillichzeug und Holzpantinen ohne Socken bekleidet. Trotzdem mussten die überwiegend russischen Gefangenen schwer schuften, Sand schleppen, Zement schleppen und Moniereisen biegen.
Todeslisten vernichtet
Als sich die Fliegerangriffe durch Alliierte mehrten und die Fronten immer näher rückten, zeigte sich erneut, dass diese Menschen für Hitlers Terrorregime wertlos waren: Den Häftlingen war der Zugang zu Schutzbunkern grundsätzlich verboten. Wer also nicht an Erschöpfung oder Misshandlung starb, wurde möglicherweise von einer Fliegerbombe der eigenen Landsleute getroffen. Das zeigt, wie unentbehrlich die Arbeiter für Hitler wirklich waren.
Ich erwarte von jedem Kranken und Gebrechlichen oder sonst Unentbehrlichen, dass er bis zum Aufgebot seiner letzten Kraft arbeitet.
Adolf Hitler
Später, als am 30. März 1945 die letzten alliierten Fliegerbomben in die frische Betondecke einschlugen, gab man nur eine Woche später die Bauarbeiten auf. Zu diesem Zeitpunkt war der Bunker etwa zu einem Viertel fertiggestellt. Zwar war das Baudock bereits vorhanden, doch wollte man dieses mit einer 4,50 Meter dicken Betondecke schützen – vergebens.
Wie viele Menschen beim Bau der "Hornisse" starben, bleibt ungewiss. Akribisch wurden die Todeslisten durch die Nationalsozialisten vernichtet. Eindeutiger sind die Zahlen beim Bunker "Valentin". Man geht davon aus, dass etwa 3.500 Häftlinge umgekommen sind und es einen Durchlauf von insgesamt 35.000 Menschen gab.
Nach dem Krieg sollten die Bunker "Hornisse" und "Valentin" gesprengt werden, doch dazu kam es nicht. Es bestand die Gefahr, dass durch die Sprengung ausgelöste Flutwellen den Anwohnern zu große Schäden zuführen würde. So steht ein Teil des Bunkers heute noch, jedenfalls wenn man genauer hinschaut: 1968 siedelte sich ein Logistikunternehmen dort an und baute seine Firmenzentrale auf die verbliebene Bunkerdecke. Heute erinnert nur eine kleine Gedenktafel an die Opfer der Bauarbeiten. Dort steht:
"Zur Erinnerung an die Opfer der Zwangsarbeit und die Häftlinge des KZ-Außenlagers Riespott, die beim Bau leiden und sterben mussten.“
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Mare Radio, 2. September 2018, 12:05 Uhr